Argentinum Astrum (4)
Wenn man recht kurz hintereinander zwei Ausgaben vom selben Herausgeber (siehe Rezi zum ArAs #3) unter die Lupe nimmt¸ tendiert man leicht dazu ganze Textpassagen zu kopieren¸ weil sich in der Regel die Veränderungen in Grenzen halten. Dem Argentinum Astrum würde das nicht gerecht werden - zwar kann man sich noch immer durch die Beiträge lesen und sich von jedem neu überraschen lassen¸ aber der ArAs#4 hat gegenüber dem ArAs#3 auf der technischen Seite qualitativ zugelegt.
Der PC hat bei der Dezember-Ausgabe endgültig das Layout übernommen¸ und Texte schmiegen sich jetzt sanft um die Grafiken - von Schere und Kleber keine Spur mehr. Was ich beim ArAs besonders gut finde¸ sind die erklärenden Fußnoten¸ die so manchen Begriff (vor allem Namen von Städten oder Göttern) näher erklären.
Der Inhalt gestaltet sich¸ wie schon angedeutet¸ recht abwechslungsreich - wenn auch diesmal das Niveau weniger mit geschmacklos¸ sondern eher mit seltsam zu bezeichnen ist.
- Das Vorwort bringt informatives über die vorliegende und kommende Ausgaben¸ insgesamt nicht verschwendet. Nach dem obligatorischen (schlanken) Inhaltsverzeichnis¸ Impressum und 3 Leserbriefen geht es auf Seite 6 richtig los.
- Das Interview mit Janni Steiners (Muß man die kennen ?) kann man sich durchlesen¸ denn sie scheint schon ein paar Rollenspiel-Jahre auf dem Buckel und damit auch eine eigene Meinung zum Fandom zu haben.
- Schwertmeister mad(e) in Schwitzerland ist ein Report von Josef Santo¸ über die Dreharbeiten zu "Schwertmeister-Exodus" die er selbst zusammen mit dem schweizer Rollenspielverein(chen) COCOT (in der Hauptrolle) überlebt hat. Den Film kann man sich übrigens beim COCOT ordern.
- Eine weniger fantasylastige¸ aber dennoch lesenswerte Kurzgeschichte trägt den Titel Flirt¸ in der eine weibliche Gefühlswelt bei einem langen Flirtgespräch dargestellt wird. Erscheint einem die Geschichte anfangs etwas holperig¸ so merkt man bald¸ daß der Autor nur die Euler-Funktion (anfangs sehr langsamer Anstieg) als Spannungsbogen benutzt hat.
- Turnier in den Drachensteinen ist der zweite Artikel vom Liverollenspieler Josef über einen Liveevent. Diesmal geht es um ein Treffen "2. DSA-Con" an der belgischen Grenze. Wer sich davon angezogen fühlt - leßt die 8 Seiten selbst.
- Ein Glas Wein unter Freunden ist eine typische Fantasy-Abenteuergruppe-Kurzgeschichte und mit 28 Seiten sicherlich der Mainpart dieses ArAs. Ganz unterhaltsam (Wenn auch kein 2. Tolkien)¸ läßt sich vielleicht als Plot für ein eigenes Abenteuer verwenden.
- Kummerpfad ist eine total geile Kurzgeschichte zwischen Reality und Fantasy¸ die mit 6 Seiten sicherlich zu kurz ist¸ aber den Leser ein gutes Wechselbad der Emotionen garantiert. Klasse !
- Schöne heile Welt ist wieder eines der Highlights dieser Ausgabe. Die Story beschreibt einen "Teufelskreis" der auf einem typischen Weihnachtsmarkt beginnt und dort auch wieder endet. Dazwischen entführt der Autor den Leser auf eine sozialkritische Reise die unsere Gesellschaft - oder vielleicht eher "die andere Seite der Medaille" näher beleuchtet. Klasse¸ wenn auch sicher nicht die "typische" Weihnachtsgeschichte.
- In der Rubrik Fanprojekte werden die beiden neuen Rollenspiele Work in Progress: GENderation und HokusPokus Regenbogen vorgestellt.
- Den Abschluß des ArAs bilden die Fanzinerezensionen in denen immerhin 12 Publikationen auftauchen. Ein nettes Who is Who des Fandoms.
Tja¸ das wars. Mir haben vor allem die Kurzgeschichten Schöne heile Welt¸ Kummerpfad und Flirt gefallen (in der Reihenfolge)¸ die zwar nur teilweise mit Fantasy zu tun haben¸ aber sehr lesenswert sind. Anzumerken¸ daß zwei dieser Artikel von den Herausgebern selbst stammen ... vielleicht solltet ihr mehr Euerer Artikel selbst schreiben :-)
Ok¸ der Leserbrief von R.Devil war auch nicht schlecht :-) Vielleicht wieder einen kleinen Beitrag von ihm in Ausgabe Nr. 5 ? - aber bitte nichts Abartiges ! Etwas weniger aufregend fand ich die Live-Reports von Josef - aber ich bin auch selbst kein LARPer.
Richtig rollenspielrelevante Beiträge (z.B. ein Abenteuer) gab es in dieser Ausgabe gar nicht¸ schade eigentlich¸ war doch das Gleichgewicht zwischen Kurzgeschichten und Rollenspielmaterial bei der letzten Ausgabe (#3) wesentlich ausgeglichener.
Wie schon erwähnt¸ läßt sich am Layout kaum noch rummeckern - der Rest ist Feinschliff und steigt mit der Qualität der Illustrationen.
Dem Kurzgeschichten-Liebhaber unter den Lesern bietet auch diese Ausgabe des ArAs wieder reichlich Abwechslung und gutes Futter.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de