Druids
Zur Handlung:
Der junge Gallier Vercingétorix ist Sohn eines mächtigen Galliers¸ der die Stämme gegen die nahenden Römer vereinen will. Doch sein Vater wird das Opfer einer gemeinen Intrige (oder so) und stirbt. Vercingétorix wandert in die Obhut eines weisen Mönches¸ lernt Kämpfen¸ kommt wieder¸ will Rache nehmen und legt sich mit Cäsar an.
Das war es dann auch schon weitestgehend...
Zur Umsetzung:
Was muss ich doch im vergangenen Jahr an Schandtaten verübt haben¸ dass mir zum Weihnachtsfest 2002 gutmeinende Verwandte diesen Silberling hier überreicht haben. 'Druids'. Sehr düster aufgemacht¸ vom Backcover als französischer 'Braveheart' ausgewiesen. Und in den Hauptrollen Christopher Lambert¸ Max von Sydow und Klaus Maria Brandauer. Naja¸ klingt ja so schlecht nicht...
'Mit dem aufwendig und spektakulär inszenierten Epos [...] spielt sich Jacques Dorfmann endgültig in die erste Liga der europäischen Filmemacher.' heißt es auf dem DVD-Hülle. Gut¸ Dorfmann kannten wir nicht¸ aber man ist ja mutig¸ also sahen wir uns den Film in kleiner Runde einfach mal an¸ und...
Nun¸ unter Filmen gibt es solche und solche. Es gibt Meisterwerke. Dann gibt es gute Filme. Dann gibt es schlechte Filme. Dann gibt es Katastrophen. Und dann gibt es 'Druids'... Selten habe ich einen derart uninspirierten¸ dilettantischen und einfach bis ins Mark misslungenen Film gesehen¸ da weiß man kaum¸ wo man anfangen soll...
Nun¸ da wäre etwa die Handlung der Erzählung¸ die schon mit klasse Filmuntertiteln wie 'Der letzte Kampf gegen Rom' oder '.Ein Held zu sein¸ war sein Schicksal' Angst und Schrecken verbreitet.
Verci muss mit ansehen¸ wie sein Vater auf dem Scheiterhaufen stirbt (und die anderen Verbündeten - die Mehrheit! - lieber wegreiten als ihre Meinung durchzusetzen)¸ wird von einem komischen Druiden mitgeschleppt und danach erst einmal in die Künste des Kampfes eingewiesen.
Nachdem er also in einer unglaublich peinlichen Sequenz im Zeitraffer den Schwertkampf lernt¸ rückt er aus¸ Rache zu nehmen. Dabei trifft er unterwegs schon mal Cäsar¸ der ist gerade mit seiner zwanzig Mann starken Truppe unterwegs¸ kriegt von ihm noch ein Pferd ... Kontakte für später.
Dann nimmt er Rache. Nicht sehr geschickt und ausgeklügelt¸ vielmehr reitet er in das Dorf des Mörders seines Vaters¸ reitet in die Wohnung des Mörders seines Vaters und rammt ihm die Lanze¸ die er praktischer Weise eben noch einer der Wachen entwenden kann¸ durch den Leib. Und die Dörfler? Die finden das Klasse und folgen Vercingétorix fortan.
Nach einigem hin und her¸ das sich dem Zuschauer schon nicht erschließen mag¸ beschließt er dann¸ sich den Römern entgegenzustellen. Zwischendrin entfaltet sich dann noch die simpelste Liebesbeziehung der Filmgeschichte ... beide lieben einander¸ keine Komplikationen.
Danach folgt noch mehr hin und her¸ das sich dem Zuschauer nicht erschließt (nach wie vor mein Favorit ist wie Vercingétorix¸ keinesfalls auf der Flucht sondern auf dem Weg zur Offensive¸ seine eigenen Ländereien [die hat er dann halt] niederbrennt¸ damit sie den Römern nicht in die Hände fallen. Und die Dörfler? Die finden das Klasse...)¸ jedenfalls sieht es nachher schlecht aus. Könnte daran liegen¸ das Verci seinen geschickten Hinterhalt dadurch verrät¸ dass er seinen Angriff durch Trompeten ankündigt ... aber nein¸ die Schlacht gewinnt er ja noch. Aber egal¸ sieht trotzdem schlecht aus.
Also stellt man ihm sozusagen die Vertrauensfrage und er sagt 'Gut¸ wenn ihr mich nicht mehr wollt¸ dann geh ich. Sagt es nur!' Doch die anderen¸ die finden ihn wieder Klasse und so bezieht man eine Stadt und wartet auf den Feind.
Der kommt dann auch. Die Teutonen noch im Gepäck (eine lustige Mischung aus kaukasischem Buschmann und Punk)¸ rückt da mit einem Heer an¸ dessen Größe wohl nur noch die Uruk-Hai vor Helm's Deep erreicht haben.
Aber Verci hat ja um Hilfe gerufen und so rücken dann¸ das selbe Matte Painting mit anderen Farben verwendend¸ noch mal genauso viele Gallier an.
Aber die sind ja unzivilisiert und greifen ohne Absprache an¸ dennoch sind es Vercingétorix Mannen¸ die zuerst bei den Römern sind und trotz einer Unterzahl von mehreren hundert Mann moschen die mal so richtig in das Lager rein.
Die anderen tausend Gallier verwenden diese Bresche aber nicht weiter und sterben dann im Pfeil- und Lanzenhagel (Original mit den Soundeffekten aus Age of Empires). Also sieht Verci keine andere Möglichkeit mehr und kapituliert. Alles klar?
Nee?
Ging uns beim Gucken genauso...
Getragen wird eine dramatische Handlung bekanntlich vom Dialog¸ und auch hier unterstreichen die Dialoge nur noch den Blödsinn des Films. Obiges Zitat mag da schon einen Eindruck vermitteln¸ jedenfalls ist es den drei Drehbuchautoren (darunter auch der an sich relativ renommierte Autor Norman Spinrad) gelungen¸ absolut zusammenhanglose Texte zu verfassen.
Gesetz dem Fall¸ man bekommt mal mit¸ wovon die da eigentlich reden¸ so stellt man noch immer entsetzt fest¸ dass hier kaum ein Satz so richtig an den Vorangegangen anschließt und alle eigentlich Quatsch reden.
Und wenn Cäsar erklärt¸ man werde Vercingétorix Verteidigung durchbrechen wie sein mitgebrachter Skorpion die Feuerwand um ihn¸ so fragt man sich nicht nur¸ warum in drei Gottes Namen Cäsar eigentlich einen Skorpion mit sich herumträgt¸ sondern auch¸ was er damit sagen will ... der Skorpion scheitert nämlich kläglich...
Die Darsteller selbst wissen auch nicht zu nicht zu überzeugen. Na gut¸ Lambert ist seit 'Highlander' irgendwo im B-Movie-Wald gestrandet¸ aber auch Klaus Maria Brandauer und Max von Sydow spielen unmotiviert ihre unglaubwürdigen Rollen¸ wirken¸ als ob sie immer nur die Zeit bis zum Feierabend rumbringen wollten...
Was als dramatische Elemente gedacht scheint¸ etwa Cäsars Diskurse der Philosophie oder die ständige Undercover-Arbeit des Oberdruiden von Sydow ('Sagt¸ kennt ihr den Anführer der Druiden?' 'Öh ... nein¸ nein¸ nie gesehen...') wirken mehr wie Running Gags und auch die Nebencharaktere sind furchtbar. Die Kampfdruidin scheitert sozusagen schon an der Frage nach der Existenzberechtigung einer Kampflehrerin¸ die so etwas wie ein blasses Abbild von Conans Valeria sein will¸ Brutus ist ein alkoholisiertes Hemdchen¸ das im Film nicht mal mit seinem Dolch einen Balken trifft (nicht geworfen¸ gestoßen...) und sich glücklich schätzen kann¸ dass er den Flowerpower-Cäsar abbekommen hat ... einen anderen bekäme er wohl auch niemals ermordet...
Zuletzt das Handwerk. Der Film eröffnet mit einem CGI-Flug durchs Weltall¸ man begleitet sozusagen einen Kometen¸ den dann auf Erden die Druiden sehen¸ weshalb sie dann ausrücken. Hanebüchen sowieso¸ aber auch ein Stimmungstöter in Sekunde 1.
Die Schlachten¸ wenn sie denn gezeigt werden (jau¸ der 'französische Braveheart' verzichtet auf die Darstellung einiger Schlachten...) wirken unmotiviert¸ Gallier sieht man eh nie sterben¸ ganz gleich wer nun gewinnt. Nacht wird es immer dadurch¸ dass ein penetranter dunkelblauer Filter auf das Bild gelegt wird (der dann auch umliegende Feuer und so abdeckt - sehr clever) und die restlichen Gebiete¸ Kameraführung¸ Schnitt etc. zeichnen sich vor allem dadurch aus¸ von der Handlung unrettbar angeschlagen zu werden und sich ansonsten durch nichts besonderes auszuzeichnen.
Der Ton ist ... vorhanden. Er sollte auf der vorliegenden DVD sowohl in Deutsch wie auch in Englisch in Dolby Digital 5.1 ertönen¸ aber nun ja er könne auch in Stereo vorliegen¸ merken würde das wohl kaum jemand.
Fazit:
Eine Katastrophe. Man muss sich fragen¸ wie gleich drei Drehbuchautoren gemeinsam so einen Schrott produzieren konnten. Man muss sich fragen¸ wessen Ehefrauen sie alles entführen mussten¸ um die Hauptdarsteller alle zur Mitarbeit zu bewegen. Und erst recht muss man sich fragen¸ woher sie das Geld für den Film bekommen haben.
Wer den Film bei einem Freund gucken kann¸ der sollte es ruhig mal tun¸ man kann sich an einigen Stellen ganz gut darüber amüsieren. Geld aber ist der Film ganz sicher nicht wert... Festhalten kann man aber¸ dass die DVD-Hülle eine ganze Reihe Lügen verbreitet.
Aufwendig mag der Film gewesen sein¸ spektakulär aber ganz sicher nicht. Und wer immer Jacques Dorfmann nun ist¸ in der ersten Liga¸ egal von was¸ hat er nach diesem Machwerk nichts zu suchen.
Und ach ja¸ um Druiden geht es in 'Druids' auch nicht so richtig...
Eine Rezension von: Thomas Michalski http://www.thomas-michalski.de/