Verrückte Labyrinth
Ich muß zu meiner Schande gestehen¸ daß ich das Brettspiel vorher noch nie gespielt habe. Aber das könnte sich bald ändern¸ denn das Computerspiel macht nicht nur einen guten Eindruck - es macht auch Lust auf das computerlose Gegenstück - wenn man nicht ohnehin andersherum an die Sache herangegangen ist.
Das Labyrinth
Das (virtuelle) Spielbrett besteht aus 7 mal 7 quadrtisch angeordneten Bodenelementen¸ die mit verschiedensten Wandkombinationen versehen sind. Es gibt Durchgänge¸ Ecken und T-förmige Abzweigungen.
Überall im Labyrinth verteilt¸ befinden sich Schätze und Kreaturen¸ die es aufzusammeln gilt. Natürlich ist es schwer an manche Dinge heranzukommen¸ weil man normalerweise nicht wie ein Geist durch Wände gehen kann...
Manche Dinge sind sogar zu beginn ganz von den Magier-Figuren der Spieler abgeschirmt - und hier kommt die Besonderheit des verrückten Labyrinth ins Spiel: der Großteil der Bodenelemente ist beweglich!
Es gibt nicht nur die eigentlich benötigten 49 Elemente¸ sondern 50. Das "überflüssige" Element wird am äußeren Rand - an einer von 9 erlaubten Stellen - angesetzt und in das Spielfeld hineingeschoben.
Dadurch - man kann es sich schon denken - verschieben sich alle 7 Elemente in dieser Reihe und verändern das Labyrinth dadurch wesentlich.
Spielprinzip
Dieses "Ansetzen & Schieben" darf jeder Spieler einmal pro Runde ausführen. Vorher ist es ihm erlaubt¸ das neue Element beliebig zu drehen.
Damit dies nicht zu einem uninteressanten "Geschicklichkeitsspiel" ausartet¸ darf der Spieler sich vorher eine (geheime) Gegenstand-Karte von seinem Stapel ziehen. Diesen Gegenstand gilt es nun mit möglichst vielen Schritten zu erreichen - denn je länger der Weg¸ desto wertvoller ist der Gegenstand.
Damit ist auch klar¸ wo die - nicht zu unterschätzende - strategische Komponente dieses Spiels liegt: Je mehr Spieler (max. 4) am Spiel teilnehmen¸ desto wirrer verändert sich das Labyrinth zwischen den eigenen Spielzügen.
Da gilt es im Laufe der eigenen Runde¸ Strukturen im Labyrinth zu erkennen und die Wirkung des eigenen Schiebevorgangs richtig vorauszusehen. Gemeinerweise wird jeder Spielzug auch noch zeitlich limitiert - sofern man dies für sinnvoll hält¸ um Schnarchnasen anzutreiben.
Gewinnen wird der Spieler¸ der möglichst vor den anderen¸ alle seine Gegenstände (sechs an der zahl) aufgesammelt hat und dabei die weiteste Strecke gegangen ist.
Sackgassen
Natürlich kommt es vor¸ daß man in seinem Zug nichtr auf anhieb das gesuchte Objekt erreichen kann¸ weil dazwischen eine oder mehrere Wände stehen.
In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten: man benutzt seinen Zauberstab und zerstört die hinderliche Wand - allerdings klappt das nur einmal pro Zauberer und Spiel. Als zweite Möglichkeit kann man seinen Zug nutzen¸ um sich möglichst geschickt zu plazieren. "Möglichst geschickt" bedeutet hier natürlich¸ daß man im nächsten Zug hoffentlich sein Ziel - den Gegenstand - erreicht.
Gewaltfrei
Das verrückte Labyrinth ist - bis auf die gelegentliche Zerstörung eines Wandelements - absolut gewaltfrei. Weder die gefährlich aussehenden Kreaturen¸ wie z.B. der Drache¸ tun den Spielfiguren etwas¸ noch kommt es bei der Begegnung zweier Spieler-Zauberer zum Kampf.
Computerspiel
Nach einer schönen - wenn auch nicht weltbewegenden - Intro¸ bei der das Labyrinth aus dem Meer auftaucht¸ sich an den flexiblen Stellen mit Bodenelementen füllt und anschließend vom Betrachter durchlaufen wird¸ sollte man ein Einführungsspiel (Tutorial) machen. Eine Anleitung erübrigt sich damit¸ denn die Regeln sind nicht sehr schwer zu lernen. Eine dicke Anleitung sucht man daher in der Verpackung auch vergebens - allein ein dünnes Booklet mit den notwendigsten Hinweisen erfüllt die Aufgabe von CD-Titelbild und Kurzanleitung.
Die Grafik wird dem Spiel gerecht¸ viel mehr leistet sie aber auch nicht. Es gibt (im Gegensatz zum Brettspiel) zwei Ansichten¸ die Totale mit Blick von schräg oben und die Nachansicht¸ in der man seinen Zauberer durch die recht kargen Gänge schicken kann.
Die Bewegungen ruckeln selbst bei meinem Pentium¸ 500 MHz ein klein wenig - aber immerhin soviel¸ daß man bei dem filligranen Bodenmuster kaum zuschauen will¸ wenn ein (Computer-) Mitspieler in der Nahansicht durch die Gänge rennt. Gut daß man durch Doppelklick auf den Zauberer des Gegenspielers (oder F12-Taste) wieder in die Titale wechseln kann - und leider auch jedesmal muß.
Schade daß man an solch schöne Spielideen meist weniger fähige Programmierer setzt (in diesem Fall TriNodE Entertainment) - zumindest was die 3D-Programmierung angeht. Genau wie bei der PC-Umsetzung von "Siedler von Catan" kommt der rechte Spielspaß nur bei sehr leistungsstarken Rechnern auf. Daher meine Empfehlung: Möglichst nicht allzu weit unter PIII mit 500 MHz und anständiger Grafikkarte.
Auch hat man beim "Labyrinth" vergessen¸ ein Optionen-Menue einzubauen¸ in denen man z.B. die Nahansicht für alle Parteien einfach deaktivieren kann.
Zumindest scheint es mir¸ nach meinen bisherigen Erfahrungen¸ fehlerfrei zu sein - und das ist ja auch schonb mal etwas wert... auch wenn dies¸ bei einem eher einfachen Spiel wie diesem¸ auch keine allzu große Leistung ist.
Bonus
Als "Bonbon" stehen 50 Labyrinth-Rätsel mit steigendem Schwierigkeitsgrad bereit¸ die vom Spieler gelößt werden wollen. Dabei gilt es die Struktur des Labyrinths zu analysieren - und wie im Spiel wünschenswert¸ hier als Pflicht - mit einem Zug zu erreichen. Man kann allerdings so oft neu schieben wie man möchte - und so wären die 50 Rätzsel im schlimmsten Fall mit 450 Spielzügen komplett absolviert.
Hier fehlt definitiv der Level-Konstruktor für eigene Gemeinheiten - obwohl die Bandbreite da ja letztendlich doch begrenzt ist...
Fazit:
Natürlich - so vermute ich - macht ein Brettspiel wesentlich mehr Spaß als eine Computer-Version.
Aber nicht immer hat man einen oder mehrere Mitspieler zur Hand. Und in einsamen Momenten¸ oder zum Üben¸ macht dieses Spiel viel Freude.
Das Spiel kann ich empfehlen¸ weil es sich gut und mit Spaß spielen läßt und bislang keine Abstürze oder ähnliches gezeigt hat.
Beim Preis von ca. 60 DM muß sich aber jeder seine eigenen Gedanken machen. Mir wäre es zu teuer. 40 DM wären wohl eher angebracht¸ wenn man es von der Aufmachung her (nur Booklett¸ keine anderen Beilagen) und Spielkomplexität¸ mit anderen PC-Spiele-Vertretern vergleicht.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de