No One Lives Forever 2: Agentin in unheimlicher Mission
Uralt Geheimagent James Bond füllt gerade mal wieder unsere Kinos - ein glänzender Zeitpunkt für ein 70er Jahre Geheimagentenspiel der Spitzenklasse. No One Lives Forever ist ein solcher Titel¸ der eine besondere Art von Ego-Shooter darstellt.
Schon der erste Teil NOLF1¸ den ich als Game of the Year-Edition rezensieren durfte¸ konnte mich voll überzeugen: geniale Hauptgegner¸ geniale Handlung¸ lustig-spannende Spielszenen und eine Hauptfigur - die frische Gemeihmagentin Cate Archer - die mit ihrem trockenen Humor und allerlei Gimmicks¸ jede Aufgabe zu meistern scheint.
Derart begeistert¸ war mir die Ankunft des zweiten Teils auch einen Freudenseufzer wert. Mit hohen Erwartungen spielte ich die ersten Missionen - und das Spiel konnte diesen Erwartungen auch vollends genügen.
Was macht das Spiel so besonders?
Anders als so manches "Spiel zum Film"¸ muß sich No One Lives Forever nicht an eine bestimmte Handlung oder irgendwelche Klischees halten. Ganz im Gegenteil bedient es alle Klischees¸ die man an einen Agentenstreifen der 70er stellen darf¸ in der eine Frau die Hauptrolle spielt.
Unsere Hauptperson¸ deren Rolle wir übernehmen¸ fühlt sich in Hautengen Kleidern¸ bzw. im Minirock am wohlsten - und macht darin auch eine berauschen gute Figur.
Diese Tatsache sollte aber nicht über ihre hohe Intelligenz und Körperfertigkeiten hinwegtäuschen¸ denn mit den "Waffen einer Frau" meistert sie jede Situation. Aber Cate Archer ist keine Agentin¸ die nur auf ihren Charme vertraut - mit "Waffen einer Frau" sind in diesem Fall die James Bond-typischen Gimmicks gemeint¸ wie Puderdose¸ Mascara¸ Lippenstift usw. die sich als nützliche technische Werkzeuge (z.B. Kamera) oder Waffen entpuppen.
Ebenso elegant wie dieses Werkzeug kann und sollte in manchen Situationen¸ auch das Vorgehen unserer Agentin sein. Wer stets die Rambo-Methode wählt¸ kommt nicht wirklich gut voran oder verliert kostbare Punkte. Statt dessen empfiehlt es sich¸ neue Situationen vorsichtig auszusondieren und erst dann zu entscheiden¸ sich Heranzuschleichen¸ in den Nahkampf zu springen oder das Ziel lieber aus der Distanz auszuschalten - wobei die Fernrohr-Funktion auf manchen Waffen gute Dienste leistet.
No One Lives Forever 2 liefert neben einer supergenialen Handlung und technischen Umsetzung vor allem eines: Details - und diese haufenweise. Fast jede der im Spiel vorkommenden Figuren ist auf irgendeine weise ausgearbeitet¸ hat eigene Verhaltensweisen oder erzählt - sofern man sie zunächst unbemerkt belauscht - einen kleinen Schwank aus ihrem Leben. Und da kommen amüsante Geschichten ans Licht¸ die meist überhaupt nichts oder nur wenig mit der Handlung zu tun haben - aber wesentlich zum Flair des Spiels beitragen. Wer die verpaßt¸ verpaßt so manchen Lacher.
Weitere Details findet man auch überall im Handlungsstrang. Die Ideen - häufig sind es kleinere Untermissionen - sind abwechslungsreich¸ spritzig und sorgen für Spielspaß.
Schließlich bieten auch Sound und Grafik einen Detailreichtum (Lithtech-Engine)¸ der der Leistungsfähigkeit moderner Rechner angemessen ist. Hochwertige Texturen¸ sehr gute Körperbewegungen¸ Mimik und Gestik. Gute Synchronstimmen und eine Geräuschkulisse die viel zur Atmosphäre beiträgt. Überall kann man liebevoll gestaltete optische Elemente entdecken - seien es Blumenkübel¸ Werbeplakate¸ Hausschuhe¸ wirbelnde Windspiele usw. Der Detailreichtum ist genial - man sollte sich manchmal einfach die Zeit nehmen¸ seine Umgebung einmal genauer hinzuschauen.
Die Steuerung unserer Agentin sollte jeder bedienen können¸ der schon mal einen Ego-Shooter gespielt hat. Maus¸ Joystick und Tastatur können frei konfiguriert werden. Am besten gefällt mit die Kombination aus Maus (Umschauen¸ Schießen) + Tastatur (Bewegen¸ Sonderfunktionen)¸ mit der sich jede Situation optimal meistern läßt.
Endlich mit Multiplayer!
Ein Computerspiel ohne Multiplayermodus hat es heute schon schwer - und ein Ego-Shooter ohne MPM erst recht. Die Entwickler haben sich diese Kritik an NOLF1 wohl zu Herzen genommen und NOLF2 um diesen Programmpunkt verbessert. Zwar kann man nicht als Cate Archer ins Feld ziehen¸ aber in Person eines männlichen Agenten. Je nach Setting und Voreinstellungen dürfen mehrere Agenten losziehen und eine Mission erfüllen - und meist soll dabei Cate Archer bei einem Auftrag unterstützt oder befreit werden. Wie schon im Einzelspielermodus kommt es auch hier viel auf Koordination und taktisches Vorgehen an. Hat der Feind erst einmal erkannt was vorgeht und ggf. sogar Alarm geschlagen¸ wird der Auftrag gleich schwerer oder ist sogar gescheitert. Daher ist es bei NOLF2 vielleicht auch wichtiger als bei anderen Ego-Shooter¸ keine Dummköpfe im Team zu haben.
Fazit:
Lange Rede kurzer Sinn¸ dieses Spiel lohnt sich in jedem Fall für alle¸ die raffinierte und amüsante Ego-Shooter den blutigen Ballerversionen vorziehen. Da man diesmal auch im Multiplayermodus mit Freunden und Fremden auf Missionen losziehen kann¸ ist das Spiel gleich noch mal eine ganze Ecke interessanter geworden. Ich bin begeistert!
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de