Herrscher des Olymp - Zeus
Wer Städte/Kulturen-Ausbau-Computerspiele mag¸ kann mit "Herrscher des Olymp - Zeus" (HDOZ) in die märchenhafte Welt der griechischen Mythologie eintauchen. Ich habe mich mal ein Wochenende (ca 48 Stunden) mit dem Spiel eingesperrt und möchte Euch nun ein paar Worte von meinen Erfahrungen berichten.
Die schön gestaltete Verpackung enthält neben der Programm-CD im Jewelcase¸ eine 194 seitige DIN-A5 Anleitung (SW¸ farb. SC) und eine doppelseitige¸ farbige Griechenlandkarte samt¸ Einheiten- und Abhängigkeitsinformationen. Letztere ist eine hervorragende Hilfe im Spiel¸ da sie einem so manche Fehlplanung erspart.
Da viele - so auch ich - Programme gerne immer erst einmal ohne langes Bücherwälzen ausprobieren¸ wurden Tutorials¸ also Praxis-Lehrgänge eingebaut¸ die sich dazu eignen den Inhalt jedes Kapitels einmal auszuprobieren.
Spielprinzip
Bei HDOZ übernimmt man die Rolle eines Politikers oder Städteplaners im alten Griechenland. Man hat dazu volle Kontrolle über alle verfügbaren Gebäudeformen¸ kann eine Einteilung der vorhandenen Einwohner in die verschiedenen Arbeitsbereiche vornehmen und muß durch Einrichtung von Infrastruktur und Kulturangebot¸ sowohl für ein reichhaltiges Nahrungs- wie auch (Aus-)Bildungsangebot sorgen.
Die richtige Straßenplanung (die meisten Gebäude brauchen eine direkte Straßenanbindung) ist dabei ebensowichtig wie der "Mut zur Lücke"¸ denn ebendiese müssen später mit Kultureinrichtungen¸ Servicegebäuden und Denkmälern gefüllt werden - damit die Weiterentwicklung der anfangs mickrigen Barraken zu stattlichen Mehrstöckern ermöglicht wird.
Wer also anfangs seine Wohngebäude zu dicht baut wird nachher wieder Lücken schaffen müßen¸ was nichts anderes als den Abriß einiger bewohnter Gebäude bedeutet. Aber dieses Bauschema¸ erlernt man innerhalb der ersten Episoden.
Für den Bau der komplexeren Gebäude (z.B. Tempel für Helden und Götter) braucht man Rohstoffe wie Mamor¸ Holz und Bronzestatuen. Kann man diese nicht selbst fördern¸ kann man einen Handelsposten einrichten und von einer anderen Stadt kaufen oder an diese verkaufen - sofern diese ein Import/Export-Angebot macht.
Ist man gerade knapp bei Kasse oder sogar verschuldet¸ lassen sich auch Schenkungen anfordern¸ die je nach Ansehen bei der anderen Stadt auch erfüllt werden. Im Spiel wird man übrigens auch ständig selbst mit meist sehr lästigen Schenkungsgesuchen belästigt¸ die das Wohl der eigenen Bevölkerung negativ beeinflussen oder gar unmöglich zu erfüllen sind¸ weil die Waren gar nicht vorhanden sind. Kann man nicht liefern¸ verschlechtert sich dadurch das Ansehen beim leer ausgegangenen Empfänger.
Sowohl die Einwohner¸ die Nachbarstädte wie auch Helden und Götter sind sehr verwöhnte Kreaturen¸ die mit allerlei Waren versorgt werden wollen. Der einfache Bürger gibt sich mit Wasser¸ Nahrung¸ Wolle und Olivenöl zufrieden¸ wenn man noch Kultur (Schauspiel¸ Gymnastikl und Phoetik) dazu anbietet. Die feineren Bürger (gehobener Baustil)¸ verlangen darüber hinaus Rüstung¸ Pferde und Wein. Auch ist ihr Anspruch an Kultur und Ästhetik (Parks¸ Denkmäler) wesentlich größer.
Die wohl oder Übel herbeizurufenden Helden (denn nur die können Bestien wie z.B. der Medusa oder Drachen den Garaus machen) verlangen neben einer Ehrenhalle¸ allerlei teuren Schnickschnack und Mindestanforderungen an Dinge wie die Einwohnerzahl oder bestimmte Warenreserven. Für einige Helden kann es sogar notwendig werden eine mühsam ausgebaute Stadt zu entkernen¸ weil der Held z.B. mit allerlei Prachtbauten direkt am Palast vertreten sein will. Es empfielt sich daher VOR Beginn einer Episode die Eigenheiten des erwähnten Helden anzuschauen und entsprechende Freiräume einzuplanen - das erspart spätere Abrisse.
Götter sind ein verwöhntes Pack - zumindest bis sie erst einmal da sind. Dann jedoch fördern sie den Spieler durch ihre ganz eigenen Fähigkeiten und erweitern unter Umständen sogar die Palette der verfügbaren Waren - und entsprechende Gebäude und diese Waren zu ernten und zu verarbeiten.
Meist lohnt sich der - wohlüberlegte! - Bau eines teuren Tempels also langfristig¸ weil er durch den Verkauf bislang unbekannter Waren (z.B. Wein von Dionysos) den Export ankurbelt. Die meisten Götter wird man jedoch aufgrund der Auftäge in seine Stadt holen. Diese sind übrigens genial animiert und lassen bereits vor dem Tempelbau bei kleinen Stippvisiten gerne mal ihren Werbetext ab¸ während sie gigantisch anmutend durch die Stadt schlendern.
Manche Episoden handeln aber auch von bösen Göttern (z.B. der liebe Poseidon)¸ die einen durch ihre Kräfte (Flutwellen¸ etc.) und Monster (Medusa) das Leben ganz schön schwer machen können. Gott sei Dank lassen sich viele dieser mystischen Gefahren durch raschen und intensiven Mauerbau um die Kreatur herum¸ von der Zerstörung der ganzen Stadt abwenden - zumindest bis der Held endlich zu erscheinen pflegt...
Der Ablauf
Aller Anfang ist... leer... nicht ganz leer¸ sondern eine dem Standort entsprechende Landschaft mit Flüssen/Meer (mit Fischen)¸ Gebirgen (manchmal mit Erz)¸ Wäldern (teils mit Wildschweinen) und viel Wiese/Steppe (teils mit fruchtbaren Anbaugebieten).
Zum Beginn sollte man erst einmal in den Pausenmodus gehen und sich die Landschaft und die verfügbaren Gebäude und Pflanzenarten anschauen. Wo sind die An- bzw. Abbaugebiete¸ wo sind die freien Flächen auf die man später die riesigen Tempel baut¸ wo kann man Häfen für die Fischerei und den Seehandel aufbauen? Die Nähe zur Nahrung ist wichtig¸ allerdings sollte man Abstand zu den ebenfalls notwendigen Silos lassen.
Dann zieht man die ersten Straßenzüge um Häuserblöcke (z.B. a 6 Bauten) herum¸ versieht das ganze mit einem Reparaturhaus¸ einer Wasserversorgung und einem kleinen Basar.
Um die ersten Bewohner einziehen zu lassen deaktiviert man die Pause und widmet sich der Nahrungsversorgung. Käserei¸ Fischerei¸ Weizen-¸ Zwiebel- und Möhrenfarmen bieten zu verschieden Jahreszeiten eine Erntemöglichkeit. Meist steht einem aber nur ein bis zwei der Nahrungsquellen zur Auswahl. Da Wolle und Öl ebenfalls zu den Grundbedürfnissen der Menschen gehören¸ muß man diese ebenfalls 'Anbauen'¸ Abernten und ggf. Verarbeiten (Oliven zu Öl).
Am Anfang hat man eingentlich immer mit dem Arbeitskräftemangel zu kämpfen - also gilt es die Arbeitskräfte manuell umzuverteilen. Zur Erntezeit aufs Feld¸ danach zum Transport auf die Straße und zur Weiterverarbeitung ins Gewerbe. Zwischendurch aber nicht die Sicherheit der Gebäude vergessen¸ sonst ist mancher gut gefüllte Silo schnell eingestürzt.
Die anfängliche Geldsumme braucht sich irgendwann auf. Mit einem Palast und Steuerbüros kann man - richtig - den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen und so die Arbeitskosten wieder reinholen - und vielleicht auch ein paar Importwaren finanzieren.
Hat man eine Ware im Überflu߸ kann man diese Exportieren indem man einen Handelsposten einrichtet oder auch einfach verschenken¸ um andere Städte freundlich(er) zu stimmen - und die Lager für wichtigere Waren freizumachen. Freundlich gestimmte Partnerstädte kann man dann später auch selbst mal anpumpen.
Oft klappt auch das "Ich schenk Dir A¸ gibts Du mir B?" - so kann man günstiger an gerade wichtige Waren - wie z.B. Marmor beim Palastbau kommen.
Mit der Zeit entstehen grosse Stadt-Konstrukte aus Versorgung¸ Kultur und Dienstleistungen.
Aggressive Naturen bauen ihre Militärpräsenz aus (zu Wasser und zu Land) und können andere Städte dazu zwingen Tribut zu entrichten. Kriegsgötter wie Ares und Athene stehen einem dabei hilfreich zur Seite.
Ich muß aber eingestehen¸ daß ich den kriegerischen Aspekt eher gemieden habe und mich mit einem entrückten¸ wohlgepanzerten und turmbewehrten Palast auch nicht sonderlich vor den Angriffen anderer gefürchtet habe.
Irgendwann werden dann die Götter agressiver und 'belästigen' die Stadt mit ihren Spaziergängen und flotten Werbesprüchen. Aber manchmal klingen die Offerten auch sehr süß in des Spielers Ohren.
Wenn ein Gott etwas bietet¸ nach dem man bereits giert¸ sind die Massen an Geld¸ Marmor¸ Holz und Skulpturen für den Tempel leichter bezahlt.
Die Questen
Die meisten Auftrags-Pläne stehen bereits zum Beginn einer Episode fest. Manchmal mischt sich aber auch ein Gott ein und eröffnet dem Spieler erst im späteren Verlauf¸ wer oder was zu retten¸ anzulocken oder besorgen ist. Viele Teilaufgaben bestehen aber aus Einwohnerzahl¸ Geldbetrag oder Tempelbau.
Technisches
Auf meinem Pentium III mit 128 Megabyte und 17" Monitor hatte ich mit dem Spiel keinerlei Probleme. Bei lahmeren Rechnern (empfohlen ab P1) wird es - ob der vielen Animationen - bei gewachsenen Städten sicherlich langsamer werden. Ein wenig genervt hat mich das träge erkennen von Klicks auf die rechte Menueleiste - oft mußte ich nicht erkannte Mausklicks wiederholen.
Auf der Platte braucht die Vollinstallation 'nur' 550 Megabyte.
Die CD muß als Kopierschutz im Laufwerk liegen.
Die Grafik ist schlichtweg genial¸ die Sounds sind gut. Viele Gebäude sind genial animiert - ein Vorspann auf der Presse-CD (nicht im normalen Spiel enthalten) verrät¸ welche Arbeit in den winzigen 3D-Animationen samt Sounduntermalung stecken mag. Zwar wiederholen sich die Abläufe natürlich¸ aber es macht zumindest anfangs Freude¸ den Winzlingen bei der Arbeit zuzusehen. Highlights sind natürlich die Autritte der Götter und Monster. Jedes Individuum hat seine eigenen Kräfte und Marotten¸ die auch sehr schön visuell umgesetzt wurden.
Obwohl Animationen und Sound immer präsent sind¸ habe ich sie auch im späteren Spielverlauf nie als störend empfunden - ein guter Kompromis zwischen Präsenz und Zurückhaltung.
Netterweise sind die Sounds im WAV- oder MP3-Format abgelegt und eignen sich auch wunderbar als Hintergrundmusik (auch Kampf) für eine Rollenspielrunde (ich mußte mir direkt ein paar bei Windows einbauen - ist aber sicherlich auch für DJs interessant :-). Darüber hinaus gibt es einen funky Bonus-Track (Ekplixi).
Je nach Vorliebe kann man das Spiel als Vollbild mit 800x600¸ 1024x768 oder im Fenster spielen.
Zu Spielbeginn gibt es einen schönen Vorspann. Leider hat man auf weitere Videos verzichtet¸ die als Belohnungen nach geschaften Episonen präsentiert werden. Gerade sowas war bei anderen Spielen immer sehr motivierend.
Alle Rubriken wie Bevölkerung¸ Landwirtschaft¸ Gewerbe usw. findet man samt Gebäuden und passenden Aktionen am rechten Bildrand. Anfangs ist die Vielfalt eher verwirrend - später gewohnt man sich jedoch daran. Wie man bestimmte Einstellungen erzielt¸ sollte man sich aus der Anleitung anlesen. Die Optionen sind vielfältig und daher für den Anfänger nicht immer auf Anhieb zu finden.
Sehr hilfreich ist auch die 'Übersicht'-Rubrik¸ in der man sich auf Probleme in seiner Stadt hinweisen lassen und ausstehende Forderungen einsehen kann.
Durch ein intelligentes Speichersystem¸ verliert auch der 'Boss-Key' (ALT-F4) seinen Schrecken. Darüber hinaus kann man natürlich jederzeit eigene Savegames anlegen.
Multiplayer
Viele Spiele bekommen dadurch erst ihren richtigen Reiz: das gemeinsame Spiel mit vernetzten Computern. Leider bietet HDOZ diese Option bislang überhaupt nicht - angesichts des recht Spielablaufs vielleicht auch nicht einmal ein Manko.
Fazit:
Herrscher des Olymp - Zeus hat ein gutes Gameplay¸ schöne Animationen/Sounds und interessante Questen. Das Spiel konnte mich direkt (stundenlang) in seinen Bann fesseln.
Um alle Abenteuer durchzuspielen braucht man schon ein wenig länger. Wenn man allabentlich oder in der Mittagspause eine Stunde investiert¸ kann das Spiel schon ein paar Wochen beschäftigen. Für jede der 7 Questen kann man schon 5 bis 12 Spielstunden kalkulieren¸ d.h. eine Gesamtspielzeit von etwa 70 Stunden (Was für Hardcore-Spieler nur etwa 5-7 Tage bedeutet!).
Dazu gibt es noch drei offene Szenarien¸ in denen man nach eigenem Geschmack (ohne Storyline) seine Vormacht in Griechenland ausbauen kann.
Insgesamt ein nettes Game für alle Freunde von Aufbau-Strategie-Simulationen mit primär wirtschaftlichem und nur wenig kriegerischem Aspekt. Neulinge in diesem Genre seien drauf hingewiesen¸ daß solche Spiele immer auch viel mit Wiederholung und Routine zu tun haben (Aufbauphase der Städte). Der Reiz am Spiel sind die Abenteuer mit den Questen¸ das Kennenlernen der verschiedenen Spiel-Facetten und die Auftritte der Götter.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de