F.E.A.R. - First Encounter Assault Recon
Ego-Shooter sind eines der Computerspielgenre die wohl niemals aus der Mode kommen.
Neben einer stetigen Verbesserung der Grafik¸ des Sounds und neuerdings auch immer mehr der Physik-Engine (mit der das Verhalten von beweglichen Gegenständen im Spiel realistischer gestaltet wird)¸ schaffen es Neuerscheinungen aber vor allem durch ungewöhnliche und möglichst fesselnde Handlungen in den Warenkorb der Zocker. Viele legen sich neue Titel wegen ausgefeilter Solo-Missionen zu¸ in der der Spieler eine Geschichte erzählt bekommt.
F.E.A.R. - First Encounter Assault Recon macht hier keine Ausnahme. Von der technischen Seite bietet das Spiel den aktuellen Stand der Dinge. Satte Sounds inkl. ordentlicher deutscher Synchronisation¸ eine sehr gute Grafik - die vor allem auf aktuellen Systemen mit schnellem Prozessor und guter Grafikkarte einiges zu bieten hat... und last but not least eine ordentliche Physik-Engine¸ die es erlaubt herumliegende Gegenstände wegzukicken¸ Drehstühle zu bewegen¸ Monitore und Steuergeräte abzuschiessen usw. Sehr schön ist dieser Effekt bei einer Druckwelle zu beobachten¸ wenn im Umkreis der Explosion alles Bewegliche weggeschleudert wird.
Doch aller technischen Raffinessen zum Trotz dürfte für viele Käufer der eigentliche Appetizer bei F.E.A.R. die übernatürlich anmutende Handlung sein: ein geisterhaftes Mädchen¸ das scheinbar mit Gedankenkraft ein flammendes Inferno auslösen und Feinde in blutige Lachen verwandeln kann. Dazu ein telepathisch begabtes Versuchskaninchen des Militärs¸ das in seinem Amoklauf eine Tausendschaft gezüchteter Soldaten als Killerkommando ins Feld schickt.
Als Agent der F.E.A.R.-Sondereinheit begibt sich der Spieler mehr oder weniger im Alleingang an die Front. Zwischendurch stehen ihm zusätliche F.E.A.R.-Sondereinheiten (ordentlich animiert und mit gelungener Synchronisation) zur Seite¸ machen den Weg frei oder helfen bei der Analyse von gesicherten Tatorten. Auf dem Weg wird der Spieler aus dem HQ über Funk mit wichtigen Informationen versorgt - meist dann¸ wenn auf Computern Informationen gefunden wurden oder die Mission aufgrund der Ereignisse erweitert werden muß.
Immer wenn die Handlung besonders gruselig wird¸ wechselt das Spiel in eine Art "Tancemodus"¸ in dem der Spieler und die Feinde sich nur noch wie in Zeitlupe fortbewegen. Dazu kommt ein visueller Effekt von zäher Luft und auch die Klangcollage wechselt entsprechend. Diese Trance ist in der Regel der Auftakt zu Konfrontationen mit dem geisterhaften Mädchen¸ dem Anführer der geklonten Soldaten oder anderen Situationen in denen es um übernatürliche Phänomene oder übermächtige Gegner geht... der Effekt ist ziemlich genial umgesetzt und trägt sehr zur Stimmung bei.
Neben einem Arsenal an Waffen¸ von denen man zur gleichen Zeit nur drei Typen Feuerwaffen plus Granaten mit sich rumschleppen kann¸ kann man auch todesmutig im Nahkampf auf seine Gegner eindreschen. Um die Schläge und Tritte zu aktivieren gibt es bestimmte Tastenkombinationen - sehr effektiv¸ allerdings gilt es zuvor die Entfernung zumGegner zu überbrücken... und die sind ihrerseits mit ihren Schusswaffen selten zimperlich.
Hier hilft dem Spieler sein Spezialtalent: schier übermenschliche Reflexe¸ die ihn für kurze Zeit so schnell werden lassen¸ daß seine Gegner förmlich in einer Art Zeitlupe erstarren. Das ist aber nicht nur nützlich¸ wenn es gilt sich Gegnern zu nähern¸ sondern auch um mehr als einen Gegner auszuschalten¸ wenn man in die Enge getrieben wurde... die üblen Gesellen sind nämlich auch mit ihren Granaten nicht sonderlich zimpelich...
Leider ist die Spezialfertigkeit zu Beginn des Spiels zeitlich sehr begrenzt¸ läßt sich aber durch reflexsteigernde Medikamente im Laufe des Spiels anheben.
Auch die Höhe der Lebenspunkte¸ die durch Stürze oder feindlichen Beschuss schnell in Mitleidenschaft gezogen wird¸ läßt sich durch Medikamente erhöhen. Zudem kann man im Spiel Schutzpanzerung finden die anstelle von Lebenspunkten vorrangig weggeschossen wird. Verlorene Lebenspunkte lassen sich mit MedKits wieder aufladen¸ allerdings nur bis zum bislang erreichten Höchstwert.
Gemeinerweise lassen sich diese permanent wirkenden Medikamente oft nur an Orten finden¸ die schwerer erreichbar sind oder etwas abseits des Hauptweges liegen... man tut bei F.E.A.R. also gut daran sich die Räumlichkeiten gut anzuschauen und auch mal Nischen und Tunnel einer genaueren Betrachtung zu unterziehen.
Spielinhalt
Insgesamt spielt sich die Solokampagne sehr gradlinig.
Zwar hat man recht große Freiheiten¸ wenn es darum geht¸ ein Stück des Weges zurückzulaufen¸ zum Beispiel um liegengebliebene MedKits aufzusammeln¸ aber man braucht beim besten Willen keine Pläne zu zeichnen¸ um durch die Missionen zu finden... und das obwohl die 9 Missions-Areale wirklich gigantisch sind und Gelegenheitsspieler selbst bei leichtester Spielstufe einige Tage damit verbringen werden¸ sich durchzukämpfen. Bei F.E.A.R. haben die Entwickler deutlich mehr Wert auf abwechslungsreiche Feuergefechte¸ eine brauchbare KI für die Gegner¸ technische Raffinessen und die gruselige Atmosphäre gelegt¸ als auf knifflige Logik-Rätsel¸ Labyrinthe und dergleichen.
Noch ein Wort zur KI. Die "künstliche Intelligenz"¸ sprich das einprogrammierte Verhalten der Gegner kann als recht gelungen bezeichnet werden. Als Spieler kann man sich nie darauf verlassen¸ ob nicht irgendwann eine Granate geworfen kommt¸ die einen aus der Deckung bombt. Auch neigen die Gegner dazu mit ihrem Körper größtenteils in Deckung zu bleiben und nur für mehr oder weniger gut gezielte Salven ins eigene Visier zu rücken. Zum Glück gibt es - neben den Granaten - auch immer wieder Waffen mit denen man Gegner aus hoher Distanz und mit einem einzigen Treffer beseitigen kann - ansonsten wären die velerorts vorhandenen MedKits sicherlich noch zu gering.
Was ich gut fand¸ ist der Sprachcode mit dem die gegnerischen Einheiten arbeiten und dem aufmerksamen Spieler so "ungewollt" einen taktischen Hinweis geben. Wenn zum Beispiel ein Feind nach Verstärkung ruft¸ kann man davon ausgehen¸ daß er inzwischen allein ist. Ansonsten unterhalten sich die Gegner schon mal und erkundigen sich gegenseitig über ihren Verbleib und Zustand.
Multiplayer
Kein guter Egoshooter kommt ohne Multiplayer aus. F.E.A.R. läßt sich über Gamespy mit bis zu 16 Spielern gleichzeitig zocken. Alternativ kann man auch einen eigenen Server stellen und über LAN oder Internet zum Spiel einladen. Zur Auswahl stehen die bewährten Spielmodi Deathmatch¸ Eliminierung und Kampf um die Flagge in verschiedenen Ausprägungen zur Auswahl. Auch der Multiplayer profitiert von der gehobenen technischen Qualität des Spiels - allerdings werden viele Spieler hier wohlk zugunsten ihrer Ping-Zeiten gerne auf das ein oder andere technische Special verzichten.
Fazit:
F.E.A.R. ist ein runder Ego-Shooter der viel Spass macht - im Einzelspielermodus wie auch im Multiplayer. Ein recht aktueller Rechner ist Pflicht¸ um die Raffinessen des Spiels angemessen auszukosten.
Das Spiel verfügt über die ein oder andere langatmige Passage¸ in der man nur seinen Weg langläuft¸ alles was rumliegt einsammelt oder aktiviert und ab und zu ein paar typische Gegner killt - aber den Spieler auch immer wieder mit tollen Sequenzen aus dem Metaplot oder ungewöhnlichen Spezialgegnern überrascht.
Es kann nicht schaden seine eigenen Prioritäten zu kennen und mit dem vorgestellten zu vergleichen¸ aber einen Fehler kann man mit dem Kauf dieses Spiels wohl nicht machen.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de