Tanatos 1: Der Sohn des Todes
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Es beginnt im Dezember 1913. Schauplatz der Handlung ist Frankreich¸ hauptsächlich Paris. Die Abgeordneten Jaurès¸ Lampoit und Mérilleux verlassen das Parlament und haben darauf hingewirkt¸ das der bevorstehende Krieg nicht ausbricht. Sie sind vehemente Verfechter des Friedens. Die Haltung der drei Männer bleibt gleich¸ sie nützt ihnen nur nichts¸ als einer von ihnen¸ Lampoit¸ entführt wird. Dahinter steckt nur einer¸ Tanatos. Tanatos läuft immer mit einer Maske herum¸ so dass man lediglich die Nase und den Mund erkennen kann. Selbst wenn er in die Maske eines anderen Menschen schlüpft¸ wird sein wahres Ich nie offenbart. Genauso wenig wie seine eigenen Pläne. Eines ist offensichtlich. Er treibt die europäischen Staaten geradezu in den Grossen Krieg. Am Ende der Erzählung könnte man meinen¸ der geniale Verbrecher sei am Krieg schuld.
Die Gegenspieler von Tanatos sind der Kriminalbeamte Bernin und der Detektiv von Fiat Lux Louis Victor. Die Geschichte fängt für die beiden Ermittler mit dem Tod von Lampoits Chauffeur an¸ der aus dem Wasser gezogen wurde. Dabei hätte der Handlanger von Tanatos¸ mit dem Klangvollen Namen Angsttöter¸ dafür sorgen sollen¸ dass von dem Chauffeur Lampoits mehrere Wochen nichts zu finden sei. Letztlich steckt Tanatos nun in der Maske von Lampoit. Und das fällt fast gar nicht auf. In verschiedenen Tarnungen sorgt Tanatos dafür¸ dass einer der Waffenhersteller¸ ein gewisser Herr Schneider¸ seinen Lebensunterhalt nicht mehr verdienen kann¸ weil seine Fabrik mit den Panzern¸ Granaten und anderen Waffen in die Luft fliegt. Auch politisch sorgt er dafür¸ dass vieles nach seinem Willen läuft. Der Attentäter etwa¸ der in Sarajevo für den Mord am Erzherzog schuldig ist und andere Dinge mehr.
Dazu ist Tanatos ein genialer Wissenschaftler. Seine Flugzeuge¸ Hubschrauber¸ Schnellboote und anderes mehr¸ sind seiner Zeit weit voraus. Auch hier zeigt sich die Genialität des Verbrecherhirns.
Der Comic DAS BLUTIGE JAHR und DER TAG DES CHAOS sind hervorragend in der Umsetzung. Die Bilder sind stimmungsvoll¸ der jeweiligen Jahreszeit angepasst und zudem mit vielen Anspielungen versehen. Etwa wenn der Nationalist in Frankreichs Parlament das gleiche Backpfeifengesicht besitzt wie Adolf Hitler¸ oder wenn in einer kleinen Zeitungsanzeige das Buch DAS GEHEIME DREIECK vom gleichen Künstlerduo angepriesen wird. An diesem Comic sitzt man etwas länger¸ wenn man jedes Wort lesen und jedes Bild betrachten will. Ich sehe mir meist erst die Bilder an¸ dann lese ich den Comic¸ um danach noch einmal die Bilder zu betrachten. Meist findet man dann doch noch ein paar Hinweise und Anspielungen. Der Comic aus Frankreich (woher auch sonst) ist durchaus tiefgründig und in jedem Fall lesenswert und fesselnd.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355