Hellgate: London (Die offizielle Vorgeschichte)
Story
Ein wahrlich apokalyptisches Szenario eröffnet sich dem weiblichen Agent Darius bei einer Routinemission. Derzeit ermittelt ihr Team in einer Serie rätselhafter Verschleppungen¸ deren Opfer jüngst auch die Enkeltochter von Lord Patrick Sumerisle war¸ und entdeckt dabei im Londoner Underground einen höllischen Kampf zwischen monströsen Kreaturen und besagtem Sumerisle¸ der in moderner Rüstung gegen die teuflischen Bestien vorgeht.
Kurze Zeit später öffnet sich in Englands Hauptstadt das Tor zur Hölle: Immer mehr Biester stoßen durch das Portal und stillen ihren Hunger an menschlichem Fleisch. Jahre später führt Sumerisles Enkelin Jessica den Trupp der überlebenden Widerstandskämpfer an; doch auch eine Gruppe militanter Strategen¸ die Kabbalisten und Dämonenjäger verbünden sich mit Jessicas Templern und versuchen die Erde vor der endgültigen Katastrophe zu bewahren. Ihre Hoffnung beruht auf den Schriften eines Buches¸ in dem der Traum der Erkenntnis verankert ist. Doch auch in Zeiten der ultimativen Bedrohung sind Machtstreben und Intrigen an der Tagesordnung.
Persönlicher Eindruck
Parallel zum mittlerweile heiß ersehnten PC-Game "Hellgate: London" veröffentlicht der Panini-Verlag dieser Tage gleich zweigleisig die literarischen Begleitwerke. Neben einer mehrteiligen Buchreihe fällt unter diese frisch herausgegebenen Adaptionen auch ein Comic-Band¸ der die Geschehnisse des RPG-Gemetzels in groben Zügen zusammenfasst.
Doch gerade diese äußerst grobe Erzählweise wird der Story alsbald zum Verhängnis. Die Geschichte wirkt wie eine aneinander gequetschte Fülle von Ereignissen¸ die weder fließend ineinander übergehen noch irgendeine direkte Verbindung erahnen lassen. Unschlüssige Zeitsprünge scheinen ebenso normal wie eine spannungs- und stimmungsarme Gesamthandlung¸ deren Hintergründe teils sogar echt lächerlich sind. Die philosophischen Exkurse mit Bezug auf Religion (hier wird einmal mehr der Templerorden heraufbeschworen) und Antike wirken nicht nur aufgesetzt¸ sondern vor allem peinlich¸ zumal sie überhaupt nicht mit dem höllischen Treiben in London harmonieren können. Hier wurde der Versuch gestartet¸ um ein apokalyptisches PC-Szenario eine tiefgreifende Geschichte zu spannen¸ ohne dabei jedoch erst einmal an der Basis anzufangen. Stattdessen werden viele unpassende Informationen in den Raum geschmissen¸ auf haltlose Charaktere verteilt und unter der Prämisse 'irgendwie wird's schon funktionieren' losgelassen ‐ tut mir leid¸ aber so geht's nun mal nicht!
Damit weist "Hellgate: London" wie so viele vergleichbare Produkte das große Probleme einer PC-Spiel-Adaption auf: Die Story¸ auf der die Vorlage basiert¸ ist von Beginn an ziemlich dünn und bedarf einer außerordentlichen Begabung¸ um sie derart auszuweiten¸ dass man den Rahmen nicht verlässt¸ aber dennoch bis an die Grenzen geht. Hiervon ist in diesem Comic rein gar nichts zu spüren. Man verlässt sich auf die üblichen Stilmittel und übersieht immer wieder¸ dass sie an keiner Stelle wirklich angebracht sind. Dass man darüber hinaus nichts Greifbares findet¸ nicht einmal Charaktere¸ die eine gewisse Orientierung ermöglichen¸ macht die Sache nicht besser. Innerhalb der überschaubaren Welt eines Ego-Shooters mag der Inhalt gerade mal ausreichen¸ um das Interesse zu wecken. Aufs Literarische übergeleitet¸ fehlt es aber ohne entsprechende Erweiterungen ‐ und diese fehlen ganz einfach ‐ an Potenzial¸ so dass die Story innerhalb der immerhin noch gutklassigen Illustrationen ziemlich schnell verkümmert. Selbst diejenigen¸ die von der Bildschirm-Ballerei mächtig angetan sind¸ können ruhigen Gewissens die Finger von "Hellgate: London" lassen. Dieser Versuch ist nämlich sang- und klanglos gescheitert!
Eine Rezension von: Björn Backes http://www.buchwurm.info/