ZDA-Triologie 1: Gehenna - die letzte Nacht
Die Zeit der Abrechnung ist da und kein übernatürliches Wesen in der World of Darkness wird sich dieser Naturgewalt entziehen können... auch nicht der Tausendsassa und von allerlei Tiermerkmalen gezeichnete Vampir Beckett¸ der bereits viele Jahrhunderte damit zugebracht hat¸ den Sinn des Vampirdaseins zu ergründen. Seine Wege haben ihn nicht nur an die entlegensten und unwirklichsten Orte rund um den Erdball getragen¸ sondern ihn auch mit uralten Schriften konfrontiert¸ die kein sterbliches Auge je erblickt haben. Beckett avancierte damit zum Indiana Jones der Vampire und war von Freund und Feind gerne gesehen - oder doch zumindest für sein Wissen geachtet.
Für die pragmatischer veranlagten Vampire ist Beckett jedoch nicht mehr als ein okkulter Spinner¸ der in ein Märchen vernarrt ist¸ das man Gehenna nennt - die Rückkehr des ersten Totschlägers Kain¸ Vater aller Vampire und deren Untergang.
Doch schon in früheren Abenteuern stieß Beckett immer wieder auf Zeichen¸ die¸ wie in jenen uralten Schriften beschrieben¸ Gehenna ankündigten.
Selbst als die ersten Vampire mit dünnem Blut - weder lebendig wie ein Mensch¸ noch kraftvoll wie ein Vampir - auf den Strassen erscheinen¸ belächeln die mächtigen Vampire die Omen¸ die überall zu sehen sind. Doch schließlich schwinden die Kräfte der ältesten Vampire und wie im Fieberwahn schwillt ihre Potenz kurzzeitig an um danach erneut zu versiegen. Ist an dem Märchen von Gehenna vielleicht doch etwas wahres dran?
Beckett ist auch im Roman Gehenna wieder einmal die Hauptfigur¸ der diesmal bei seiner Suche nicht nur Staub aufwirbelt. Als die Kräfte der Ältesten zu schwinden beginnen¸ wird sein Weg quer über den Erdball¸ von Amerika über Europa bis in den Nahen Osten¸ immer mehr zum Wettlauf gegen die Zeit¸ denn er fürchtet nun sein Lebensziel - den Sinn des Vampirdaseins herauszufinden - nie zu erreichen...
Was den Leser erwartet? Sicherlich eine gute "Heldendosis Beckett"¸ aber wer zumindest einige der jüngsten World of Darkness-Romane gelesen hat¸ ist mit ihm bestens vertraut. Darüber hinaus darf man sich aber durchaus auch an der Creme de la creme der Vampirgesellschaft berauschen¸ denn nicht nur die namhaftesten Clans-Anführer und ihr verzweifelter Kampf gegen den Zerfall der Sekten wird beschrieben¸ sondern auch das Wirken einiger Clansgründer.
Viel interessanter als diese untoten Naturgewalten jedoch¸ deren Ziele ohnehin kaum jemand nachvollziehen kann¸ ist Beckett und seine Gefährten¸ sowie die neuen Spieler auf dem Parkett der World of Darkness¸ die Dünnblütigen¸ die den ehemals Mächtigen schließlich die Stirn bieten.
Technisches
Irgendwie schafft es Feder&Schwert mehr Fehler in ihren WOD-Romantexten zu lassen¸ als z.B. in ihren Engel-Quellenbänden. Eigentlich verwunderlich¸ da ein reiner Fließtext doch wesentlich einfacher zu korrigieren ist. Insgesamt hält sich diese Angelegenheit aber in akzeptablen Grenzen. Die Übersetzung finde ich sehr gut gelungen (Anmerkung: ohne das Original gelesen zu haben).
Fazit:
Ich muss sagen¸ daß ich im Vorfeld Positives wie Negatives über den Roman gehört habe und füge gleich dazu: mir hat er gefallen. Viele Fans wollen sich verständlicherweise nicht mit dem Ende dieser Spiel- oder Romanwelt abgeben und es mag auch viele Leser geben¸ die sich ein anderes Ende gewünscht hätten. Ein Roman kann (bzw. sollte) jedoch nur eine Geschichte erzählen und ich denke das wurde hier auf sehr unterhaltsame Weise getan. Die Fans von Beckett werden ihn siegen sehen und seine Hasser werden ihn Leiden sehen - ebenso wie fast alle anderen die ihm begegnen oder ihn begleiten. Große Namen der Vampirgesellschaft werden im Handstreich weggewischt und Machtimperien zerbröseln im Laufe weniger Buchseiten zu staub.
Für mich persönlich ist dieser Weg zum Ende der World of Darkness ein sehr gelungener und wer ihn nicht mag¸ der wird sich vielleicht ein alternatives Ende auswählen¸ so wie sie im Gehenna Quellenband beschrieben sind.
Insgesamt für jeden Fan ein absolutes Muss¸ auch oder gerade weil es die letzte Triologie der alten World of Darkness ist.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de