Tage des Feuers (Dämonen)
"Tage des Feuers mußt Du Dir vorstellen wie eine Art Buch Nod für Dämonen..." Ah¸ ja. Nun¸ während das Buch Nod eigentlich die Geschichte von Kain erzählt und einen klaren Ausblick auf Gehenna ermöglicht¸ kam ich mir von dem vorliegenden Buch doch teilweise etwas überfordert vor.
Das mag vor allem auch daran gelegen haben¸ daß ich nicht alle Publikationen zur World of Darkness lese (vor allem nicht alle Romane) und ich mir das Grundregelwerk zu Dämonen: Die Gefallenen quasi parallel erarbeitet habe.
Schwerer wog allerdings¸ daß Tage des Feuers in Versform geschrieben wurde und ausschließlich aus Metaphern besteht¸ die man mal leicht¸ mal schwer¸ mal gar nicht interpretieren kann - ganz je nachdem wieviel Ahnung man von der World of Darkness hat. Die Verse erzählen nicht nur von den Dämonen¸ sondern auch von allen anderen Fraktionen¸ und ihrer Rolle im Gesamtgefüge.
Keineswegs erleichtert wird das Verständnis durch die Verheimlichung des Autors - auch dieser Umstand verleitet zu wagen Spekulationen. Wurde Tage des Feuers von einem Dämonen geschrieben? Vielleicht von Luzifer selbst¸ der ja nicht in der Hölle schmorte? Oder von einem Engel?
Umrahmt werden die Verse von einem Vorwort des Übersetzers aus dem Griechischen (es geht hier nicht um den Übersetzer von Feder und Schwert...)¸ der Spekulationen über den Verfasser anstellt¸ und sich mit wagen Spekulationen und Interpretationen eher zurückhält.
Dafür gibt es am Bandende neben der kunstvollen Illustration einiger Verse auch noch das Miller-Dossier¸ in dem man in die Akte des FBI-Agenten Woodrow Miller reinschauen darf¸ der sich im Staatsinteresse mit der Existenz verschiedener Versionen von Tage des Feuers und seiner Folgen für die Menschheit beschäftigen darf. Das reicht vom Diebstahl der lateinischen Version¸ den Fund einer griechischen Version¸ über das Ausbleiben der Geburt weiblicher Kinder bis hin zum Auftauchen des Roten Kometen.
Technisches
In Tage des Feuers haben sich viele typische World of Darkness/Dark Ages-Künstler verewigen dürfen¸ was in eine wilde Mixtur aus Zeichenstilen ausgeartet ist. Insgesamt kann man sagen¸ daß der Band sehr reich illustriert wurde. Auch das Miller-Dossier - obwohl nur aus Schriftstücken bestehend - wurde recht ansehnlich und pseudoauthentisch in Szene gesetzt.
Der Geniestreich war aber sicherlich¸ das Impressum von Tage des Feuers an das Ende des Bandes zu legen¸ so das der Leser von Anfang an¸ die Athmosphäre dieses In-Play-Bandes genießen kann.
Fazit:
Wer sich in der World of Darkness nicht so gut auskennt¸ rennt mit Tage des Feuers an vielen Textpaqsagen gegen eine Wand aus Unverständnis. Es wird wenig interpretiert und so gibt der Band viele Optionen zur eigenen Tüftelei - für den Leser¸ aber auch im Spiel für die Charaktere¸ denen man Fragmente oder auch den gesamten Text zugänglich machen kann¸ damit diese vielleicht ihren eigenen Platz im Universum besser verstehen lernen.
Ob man sich nun auf Dämonen: Die Gefallenen einlassen will¸ oder schlicht gewillt ist¸ jede informative Facette der World of Darkness zu konsumieren¸ der tätigt mit dem Kauf dieses - spielerisch gesehen eher optionalen - Bandes keinen Fehlgriff.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de