Die Suderinseln - Im Reich der Schädelkorsaren
Splittermond: Der Preis
Autor: Sascha Hoppenrath, Frank Übe System: Splittermond Erschienen: 2019 Umfang: mittel (ca. 10 Stunden Spielzeit)
Warum habe ich das AB gelesen?
Ich lese gerade viele Abenteuer, die zu einer Seefahrer-Kampagne passen könnten.
Plot
Der berühmte Pirat Ratko will sich zur Ruhe setzen und ruft einen Wettkampf aus, bei dem nichts weniger als sein berühmtes Kaperschiff "Sturmschwinge" auf dem Spiel steht!
Eindruck
Was für eine hammergeniale Grundidee: Acht Piratenkapitäne kämpfen mit allen Mitteln in einem Wettkampf darum, ein berühmtes Schiff in Besitz nehmen zu können...
... und dann gibt man dieser Idee sage und schreibe 8 Seiten Platz. Es ist zum Heulen. Das ganze tolle Potential dieses Wettkampfs, und am Ende bleibt kaum mehr übrig als "und hier würfeln die SC eine Seefahren-Probe gegen 22" oder "das muss der Spielleiter dann eben improvisieren". Dabei würde die Grundprämisse so viele Möglichkeiten bieten.
SPOILER
Das fängt schon damit an, dass Kapitän Ratko ja eigentlich ein ganz anderes Ziel hat: Er hat nämlich einen Pakt abgeschlossen, mit dem er sich regelmäßig verjüngen kann, wenn in seinem Namen viel Blut vergossen wird. Was die Teilnehmer des Wettkampfs natürlich nicht wissen. Und dann besteht der Wettkampf aus Aufgaben wie "Schwalbeneier klauen"? Echt jetzt? Wenn ich ein böser Pirat wäre, der dafür sorgen muss, dass möglichst viel Blut beim Wettkampf vergossen wird, dann schicke ich die Halsabschneider doch nicht zum Eier stehlen? |
Die Aufgaben sind gefühlt unterschiedlich gut, aber sie sind durchgängig viel, viel zu knapp gehalten. So müssen die Helden bei der dritten Aufgabe den "wertvollsten Schatz" einer skrupellosen Händlerin stehlen, und es gibt weder eine Karte ihres Wohnsitzes noch eine Beschreibung der Stadt (nein, auch im Settingteil finden wir hier nur eine Spalte Text) noch eine Beschreibung möglicher Vorgehensweisen. Nur ein paar Kampfwerte (die meisten davon Standardgegner) und der Schwierigkeitsgrad der Schlösser, das war's. Wirklich schade. Dabei hätte man aus dem Einbruch in ein gut gesichertes Handelskontor in einer Piratenhochburg vermutlich ein ganzes Abenteuer machen können, so cool ist das...
Und so sieht es auch an vielen anderen Stellen aus. Für Karten oder Handouts gab es keinen Platz oder kein Geld, und sechs Piratenkapitäne werden gleich in der Einleitung offen zu Statisten erklärt, die im weiteren Verlauf keine Rolle spielen. Sogar die große Schiffsschlacht im Finale wird auf weniger als 20 Zeilen abgehandelt. Es ist einfach jammerschade.
Dieses Abenteuer ist meiner Meinung nach eher eine Abenteuerskizze. Es hätte meiner Meinung nach einen eigenen Abenteuerband gebrauchen können und auch verdient gehabt. So muss der Spielleiter entweder die vorliegende Sparversion des Piratenwettkampfs leiten (und dabei voraussichtlich viel improvisieren) oder aber viel Arbeit reinstecken und das coole Abenteuer daraus machen, das die Autoren vermutlich ursprünglich im Sinn hatten, bevor ihr Konzept am Zeichenlimit zerschellt ist. Ich selbst bin mir übrigens ziemlich sicher, dass ich letzteres tun werde und das Abenteuer in einer "aufgebohrten" Version im Laufe der nächsten 12 Monate tatsächlich leiten werde!
(Und jetzt hoffe ich, dass der Frank noch mit mir redet, wenn wir uns das nächste Mal treffen...)
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Eine Rezension von: Weltengeist https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116559.0.html