Sprawl-Überlebenshandbuch
Während sich die Sechste Welt langsam immer mehr ihrem Ende zuneigt und der Metaplot immer ausgewachsenere Züge annimmt¸ scheint man in den sich überschlagenen Ereignissen oft zu vergessen¸ daß auch der ganz normale Alltag in dieser phantasievollen Zukunft alles andere als alltäglich ist - zumindestens wenn man unsere zivilisierten Maßstäbe anlegt.
Gerade im Umfeld der Charaktere¸ die sich ja nur allzu gerne mit halblegalen oder sogar illegalen Aktionen beschäftigen¸ nimmt Szenekenntnis oftmals eine äußerst wichtige Position ein. Aber nicht nur der eigene Dunstkreis ist dabei von Bedeutung¸ sondern auch das Umfeld der Personen¸ mit denen man zu tun bekommt. Ein Ganger aus den unteren Gesellschaftsschichten tut gut daran¸ mehr über die Gewohnheiten der Oberen Schichten in Erfahrung zu bringen¸ bevor er sich zum Beispiel als Dieb oder Betrüger in solch ein Viertel begibt.
Das Sprawl Überlebenshandbucherfüllt seinen Zweck als Informationsquelle in zweierlei Hinsicht: es ist ein angenehm zu lesendes¸ metaplotfreies Quellenbuch¸ daß man recht unbedarft auch Spielern in die Hände geben kann. Auf der anderen Seite hilft es Spielleitern und Spielern¸ die Atmosphäre der Sechsten Welt besser in die eigene Kampagne zu integrieren. Wie häufig wählen Runner beispielsweise einen niedrigen Lebensstil¸ ohne sich über die Konsequenzen dieser Entscheidung im Klaren zu sein.
Der Band gibt nicht nur einen Einblick die private Alltagswelt¸ sondern führt genügend Gelegenheiten vor Augen¸ wie man "Abenteuer zwischen den Abenteuern" gestalten kann - ganz ohne die Intrigen von Regierungen¸ Megakonzernen¸ Drachen und Hehler.
Die andere Hälfte des Bandes beschäftigt sich dann wieder mehr mit der beruflichen Seite eines Shadowrunners: Kontakte knüpfen und erhalten¸ der richtige Auftritt bei Vertragsverhandlungen¸ Auftraggebern und ihren kleinen Tricks; regionales¸ nationales und internationales Reisen; dem Gesetz der Schatten¸ Schlupfwinkeln und Fluchtwegen¸ und vielem mehr.
Technisches
Die Texte sind sehr gelungen . Die Illustrationen sind ingesamt gelungen¸ stellen aber einen durchwachsenen Mix zwischen durchschnittlichen bis sehr guten Bildern dar - für jeden geschmack etwas dabei.
Fazit:
Der Tag hat auch in der Sechsten Welt 24 Stunden - und die wollen manchmal durchlebt werden. Nicht immer befindet man sich als Charakter gerade kopfüber im Luftschacht eines Megakonzerns und der Band zeigt sehr gut¸ wie man auch mal das Thema Freizeit und Privatleben ins Spiel bringen kann. Auch die Gedanken zu den Tücken des Berufsalltags eines Shadowrunners sollte man sich nicht entgehen lassen.
Ein erfrischender Band abseits der megalomanen Metaplots.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de