SR 064: Flynns Weg
Ich bin kein wirklicher Freund von Romanen ohne Happy End¸ aber die Welt von Shadowrun ist vielleicht auch nicht unbedingt der Ort richtige dafür. Von daher versuche ich einmal mehr ohne Happy End auszukommen.
Flynns Weg führt den Leser in das "Venedig des Nordens"¸ wie das halb im Wasser und Elend versunkene Hamburg im Jahr 2060 genannt wird. Flynn ist ein Straßensamurai aus Seattle¸ der sich gerade ziemlich erfolglos um den Aufbau neuer Connections in der fremden Stadt bemüht. Durch Zufall trifft er auf die Runnerin Wildcard und rettet ihr aus einer absurden Laune heraus den Hintern.
Als Flynn wenig später in einen Hinterhalt gerät¸ ist er sehr unsicher ob es sich um eine Verwechslung handelt oder ob ehemalige Bekannte aus Seattle alte Rechnungen begleichen wollen.
Einmal mehr spielt das Schicksal seine Rolle und schweißt das ungleiche Trio Flynn¸ Wildcard und den Mechaniker Aspen zusammen.
Lara Möller hat einen erfrischenden Trip durch die Gossen Hamburgs geschrieben¸ der nicht nur einen tiefen Einblick in das dortige Tagewerk eines Runners gibt¸ sondern auch eine rasante Handlung mit vielen Hakenschlägen liefert. In der Geschichte trifft man angenehmer weise auf viele gut ausgearbeitete Charaktere und Locations.
Der für mich faszinierenste Aspekt an Flynns Weg ist die Darstellung¸ wie in der lebensfeindlichen Umgebung von Hamburg mit lauter fatalistischen Figuren¸ die gradewegs auf den selbstgewählten Untergang zusteuern¸ so mancher (Meta-)Mensch weiterhin mit einer nahezu kindlichen Lebensbejahung überleben und gedeihen kann.
Technisches
Dem Lektor sind eine Reihe Rechtschreibfehler durch die Finger geflutscht¸ die öfter mal ins Auge pieken - aber es hält noch in einem akzeptablen Maß.
Fazit:
Wie ich bereits eingangs sagte¸ mag ich Happy Ends. Flynns Weg konnte mir damit nicht so recht dienen und hinterläßt - so kurz nach der letzten Seite - ein gemischtes Gefühl.
Damit möchte ich aber keinesfalls die Leistung schmälern¸ daß Lara Möller auf knapp 366 Seiten eine spannende Story und einen interessanten Einblick in das Hamburg des Jahres 2060 geliefert hat. Nur die Entwicklung auf den letzten 16 Seiten hätte ich mir vielleicht anders gewünscht.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de