Länder der Verheißung
In Anbetracht der Tatsache¸ daß die Originalausgabe des Tir Tairngire 151 und die Originalausgabe des Tír na nÓg sogar 168 Seiten hat (zusammen also 319 Seiten ergeben würden - und das ohne Pomorya)¸ ist die Frage " wie geht das ? " durchaus berechtigt. Die Antwort auf die Frage sollte klar sein: Man hat etwas weggelassen. Das Tir Tairngire kommt dabei noch am besten weg¸ denn hier fehlen " nur " sämtliche vollfarbigen Seiten ( insgesamt 8 ) und das Material über die drei wichtigsten Städte Portland¸ Eugene und Salem ( 29 Seiten ). Beim Tír na nÓg waren die " Einsparungen " weitaus größer. Es fehlen neben sämtlichen vollfarbigen Seiten ( ebenfalls 8 ) insgesamt 55 Seiten¸ auf denen die Provinzen Tír na nÓgs und die beiden Großstädte Dublin und Belfast beschrieben werden.
Außerdem fehlen sechs Karten¸ während man eine der beiden vorhandenen Karten so klein kopiert hat¸ daß man sie kaum noch lesen kann.
Der Abschnitt über Pomorya ist - das muß man leider sagen - alles andere als interessant. Tatsächlich hat man eher den Eindruck¸ man lese einen schlechten Tir Tairngire / Tír na nÓg Crossover¸ der nur wenig eigene¸ neue Ideen enthält¸ die allerdings so langweilig verpackt sind¸ daß einem wirklich der Spaß am Lesen vergeht. Auch im Pomorya Abschnitt finden sich keinerlei Beschreibungen der wichtigsten Städte oder Orte des " deutschen Elfenstaates "¸ von dem es noch nicht mal eine Karte gibt ( Pomorya muß wirklich unbedeutend sein¸ oder !? ).
Nachdem man " Die Länder der Verheißung " gelesen hat¸ weiß man eine Menge über die Staatssysteme¸ Geschichte¸ Politik und ( besonders im Fall Pomoryas ) Religion der Elfenländer¸ aber rein gar nichts über irgendwelche Orte oder Städte¸ die innerhalb dieser Länder liegen - d.h. das " Länder der Verheissung " im Grunde genommen keinerlei direkten Spielansatz bietet. Es ist nicht möglich¸ einfach das Quellenbuch zur Hand zu nehmen¸ passende Örtlichkeiten auszuwählen und einen Run z.B. nach Portland zu verlegen¸ wie man es mit den meisten anderen Quellenbüchern machen kann¸ weil das dazu nötige Material ( das im Original vorhanden ist ) hier weggelassen wurde.
Was hier gemacht wurde¸ kann man sich an folgendem Beispiel vor Augen führen : Man nimmt das Deutschland in den Schatten zur Hand und reißt die Abschnitte über Berlin¸ Hamburg¸ den R-R Megaplex¸ die Südstaaten¸ die Länder der Erwachten und den Freistaat Westphalen KOMPLETT heraus. Wäre das so entstandene Quellenbuch immer noch so interessant und spielbar wie das Original?
Wohl kaum. Durch das weggelassene Material entgehen dem deutschen Leser einfach viel zu viele Informationen und größtenteils erstklassige Bilder. Stattdessen wird das Quellenbuchmaterial in einem engen und unübersichtlich Layout wiedergegeben¸ das das Lesen erschwert¸ Bilder in zwei Hälften getrennt und auf verschiedenen Seiten eingefügt ( vergleicht mal die Bilder auf S. 85 und 102 miteinander und achtet dabei auf den unteren bzw. oberen Bildrand ) usw. Es ist noch nicht einmal gelungen¸ das Glossar der elfischen Sprache vollständig und richtig aus dem Original zu übernehmen. Und so ein Quellenbuch soll man empfehlen ? Auf gar keinen Fall. Die DM 49¸90¸ die man dafür auf den Tisch des Hauses legen mu߸ wären anders sehr viel besser angelegt ( z.B. in einer Originalausgabe von Tír na nÓg ). Man sollte sich vielleicht einmal fragen¸ warum die Shadowrun Quellenbücher das Format haben¸ das sie normalerweise haben¸ bevor man versucht¸ zwei Quellenbücher in eins zu quetschen ( denn das kann nicht gutgehen - wie man sieht ).
Eine Rezension von: Christian Boisten http://www.merkur-spiele.de