Konzernkrieg!
Handlungsspur Nummer eins befaßt sich mit dem Auseinanderbrechen des Fuchi Industrial Electronics Megakonzerns¸ der am 28 Juli 2060 offiziell aufgelößt wird. Die Einzelteile verteilen sich auf Richard Villiers neuen Konzern Novatech sowie auf Renraku und Shiawase.
Die zweite Handlungsspur befaßt sich mit Renrakus internen Problemen¸ die im engen Zusammenhang mit einer Person aus dem SR Roman Schwarze Madonna stehen.
Bei Handlungsspur Nummer drei geht es zum einen um die internen Probleme bei Ares Macrotechnology und zum anderen um den Konflikt zwischen Ares und Cross Applied Technologies.
Handlungsspur Nummer vier schließlich befaßt sich mit den Veränderungen innerhalb des Yamatetsu Konzerns und mit dessen Umzug von Kioto¸ Japan nach Wladiwostok¸ Rußland¸ der ebenfalls gewaltige wirtschaftliche Auswirkungen hat.
Die Hintergrundgeschichte ist sehr interessant zu lesen und wird so umfassend beschrieben¸ daß man die Quellenbücher und Romane¸ zu denen hier die Brücke geschlagen wird¸ nicht unbedingt kennen mu߸ um die Geschichte zu verstehen.
Alle Abenteuergerüste und Szenarien sind sicherlich für jede zu diesem Thema passende Kampagne brauchbar¸ obwohl sie nur sehr wenige Ansätze für alternative Kampagnen bieten¸ da alles auf das typische Schattenläuferteam zugeschnitten ist.
Um den Stoff aus Konzernkrieg wirklich adäquat nutzen zu können¸ sollten sowohl Spielleiter als auch Spieler schon erfahrener sein. Für wirkliche Anfänger gibt es einfachere und überschaubarere Abenteuer¸ die nicht in einem totalen Chaos enden ( wie es bei Konzernkrieg gleich häufiger passiert ). Zudem entfaltet der Stoff an manchen Stellen nur dann seine volle Tragweite¸ wenn dem Spielleiter die passenden Hintergrundinformationen zur Verfügung stehen¸ die sich allerdings in mehr als einem Fall nur in englischsprachigen Quellenbüchern wie z.B. Threats oder Target : UCAS finden lassen. Ohne diese Informationen geht's zwar auch ( das tut es meistens )¸ aber es geht ein Stück Authentizität und wichtige Hintergrundinformation verloren¸ die ins Spiel hätten einfließen können.
Konzernkrieg enthält eine Reihe von Veränderungen in der Konzernwelt¸ die sich jedoch weniger in der Öffentlichkeit abspielen als man meinen sollte. Der Originaltitel Blood in the Boardroom macht das sehr viel deutlicher als der mißverständliche deutsche Titel.
Die Übersetzung ist allgemein nur als ausreichend zu bewerten und scheint auf die Schnelle durchgeführt worden zu sein¸ um das Produkt möglichst schnell auf den Markt werfen zu können.
Blood in the Boardroom bzw. Konzernkrieg steht am Ende einer langen Entwicklung¸ die mit Portfolio of a Dragon : Dunkelzahn's Secrets begann und über Target : UCAS kontinuierlich aufgebaut wurde. Vor Portfolio of a Dragon standen die Abenteuerbände Super Tuesday ! undShadows of the Underworld "¸ in denen wiederum auf Portfolio of a Dragon hingearbeitet wurde. Indem man nun Konzernkrieg vorgezogen hat¸ wurde dieser Aufbau und damit auch die Einbettung in einen größeren Zusammenhang zerstört.
Auch ändert sich die Vorgehensweise der Konzerne eigentlich überhaupt nicht¸ da die Auseinandersetzungen immer noch in den Schatten und nicht etwa auf dem Schlachtfeld ausgetragen werden. Man kämpft zwar u.U. mit härteren Bandagen als zuvor¸ aber das ist auch schon alles.
Wirklich neu ist an den Abenteuergerüsten und Szenarien eigentlich im Kern relativ wenig. Die Suche vermißter Personen¸ Extraktionen¸ Entführungen usw. sind Konzepte¸ die einem in diversen älteren Shadowrun-Abenteuern immer wieder begegnen und vermutlich auch zukünftig immer wieder begegnen werden.
Das Interessante sind die Hintergrundgeschichten¸ mit denen man auch den bekanntesten Konzepten immer wieder eine neue Wende geben und dadurch verhindern kann¸ daß es wirklich immer dasselbe ist. Diese Vorgehensweise wird in Konzernkrieg vorgeführt und verhindert¸ das sich ein Szenario wie das andere liest.
Trotz des mißverständlichen Titels und der höchstens ausreichend zu nennenden Übersetzung ist Konzernkrieg durchaus für etwas erfahrenere Spieler und Spielleiter empfehlenswert. Anfängern sei nicht unbedingt abgeraten¸ aber diese sollten sich Konzernkrieg vielleicht besser für später aufheben¸ um ihn dann als etwas erfahrenere Spieler / Spielleiter besser nutzen zu können.
Eine Rezension von: Christian Boisten http://www.merkur-spiele.de