He sees you when you're sleeping
Shadow of the Demon Lord: He sees you when you're sleeping
Autor: Jerry Leneave System: Shadow of the Demon Lord Erschienen: 2017 Umfang: kurz (4-6 Stunden)
Warum habe ich das AB gelesen?
Weil Uwe-Wan es hier erwähnte und ich die Idee (Krampus, der Kinder jagt) irgendwie passend für meine Nachtfalken-Gruppe fand.
Plot
Der Krampus geht um - ein Dämon, der um die Mittsommerwende durch die Wälder streift und Kinder raubt. Die Aufgabe der Abenteurer ist, die Wahrheit über den Mythos herauszufinden und den Krampus aufzuhalten.
Eindruck
Zunächst einmal: Das Abenteuer ist sicherlich mindestens FSK16 - ein Horrorabenteuer, in dem Kinder getötet, gefressen, deformiert werden. Muss man mögen.
Was mich gestört hat, ist dass das, was ich eigentlich für die Kerngeschichte hielt - der Krampus nämlich - gar nicht wirklich die Kerngeschichte ist. Das Abenteuer verfällt nämlich leider trotz seiner Kürze in diese typische Kaufabenteuer-Marotte, einen völlig unsinnig komplizierten Plot zu stricken:
SPOILER
Der Krampus ist ein Dämon, der Besitz von Menschen ergreift - er übernimmt ihren Körper, zwingt sie Kinder zu misshandeln und lässt den Körper dann am Morgen nackt irgendwo zurück (so ähnlich wie bei Werwölfen). Soweit, so gut, aber dann geht's los. Die Besessenen können sich morgens an nichts mehr erinnern, deshalb gibt es eine Art Krampustagebuch, in dem alle Besessenen seit Generationen ihre Taten ordentlich aufschreiben müssen (an der Stelle fing mein Abstrusometer schon leicht an zu vibrieren). Aber damit nicht genug, nein: In der Nähe des diesmal betroffenen Dorfes gibt es auch noch eine verfallene Nervenklinik, komplett mit den Geistern der dort gestorbenen Patienten, wandelnden bösen Spielsachen und verirrten Dienern des Krampus. Und dort nistet sich jetzt auch noch ein böser Hexenzirkel ein, der plant, den Krampus unter seine Kontrolle zu zwingen, um noch böser und noch mächtiger zu werden. |
Ich weiß ja, Geschmäcker sind unterschiedlich. Aber mir gehen solche Plots schon seit Jahren auf den Senkel. Diese gewaltige Anhäufung von Zufällen, die eine irgendwie möglichst komplizierte Hintergrundgeschichte erzeugen sollen und die natürlich alle gleichzeitig immer dann eintreffen, wenn unsere Abenteurer gerade durchreisen.
Auch sonst ist "Logik" nicht immer die starke Seite des Abenteuers. Das kann sich in Kleinigkeiten äußern (So kann der eremitische Holzschnitzer nicht nur lesen, sondern hat auch regaleweise Bücher in seiner Holzfällerhütte stehen. Und er hat einen geheimen Hohlraum, in dem er das Krampusbuch versteckt - man fragt sich unwillkürlich, was sich darin befand, bevor er das Buch vor zwei Tagen bekommen hat?), in größeren Sachen (die Dörfler kümmern sich trotz der üblen Situation nicht darum, dass sich seit Tagen Fremde in ihrem Dorf rumtreiben, und sie organisieren lieber ihr Fest, statt sich um die Suche nach den Kindern zu kümmern), aber auch in richtig großem Unsinn (Es sind bereits mehrere Kinder verschwunden. Die Erwachsenen sperren die verbleibenden Kinder ein. Trotzdem kommt der Krampus des Nachts in die Häuser und holt noch ein weiteres halbes Dutzend. Darüber, wie er das unter den Augen der mit Argusaugen aufpassenden Erwachsenen macht, verliert das AB kein Wort.) Ach ja, und im letzten Teil des Abenteuers wimmelt es nur so von wandelnden Monstern - bis hin zum zufällig ausgewürfelten "Ein Großes Monster", das ganz zufällig in einer Gummizelle der Nervenklinik haust.
Langer Rede, kurzer Sinn: Nicht meins. Die Grundidee mit dem Krampus klaue ich vielleicht, aber das Abenteuer selbst würde ich nicht so vom Blatt weg spielen wollen.
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Eine Rezension von: Weltengeist https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116559.0.html