Schnutenbach: Das Chaos kommt auf leisen Sohlen...
Deutsche Publikationen zu Warhammer RPG sind momentan seltener als ein Pinguin in der Wüste¸ dem Karotten auf dem Kopf wachsen. Allein deshalb ist Schnutenbach¸ das von Karl-Heinz Zapf geschrieben und dem Augsburger SpieleSpieler e.V. herausgebracht wurde¸ erwähnenswert. Wollen wir also mal schauen¸ was der Zapf da so verzapft hat (welch Wortspiel).
Der Band kommt uns in DinA4 und schwarz/weiß daher¸ mit einem zeichnerisch zwar nicht Maßstäbe sprengendem¸ aber atmosphärischem Cover. Gleich beim ersten Durchblättern fällt auf: Hier war wohl ein guter (sprich: gelernter) Layouter/Setzer am Werk - das kann sich wirklich sehen lassen! Auch die Innengrafiken wissen zu gefallen¸ wenn sie auch zum Schluss nur noch vereinzelt zu finden sind. Einen Minuspunkt allerdings dafür¸ dass mir das Heft nach zweimaligem Lesen fast auseinander fällt - die Klebebindung hält nicht das¸ was sie verspricht. Aber dafür gibt´s ja TesaJ!
Die gesamte Publikation dreht sich um den kleinen Ort Schnutenbach¸ der auf der Grenzlinie des Empires und Kislev liegt und seinen Namen dem Fluss Schnute verdankt¸ der mitten durch die Ortschaft fließt. So idyllisch Schnutenbach nach außen auch wirken mag¸ denen¸ die länger hier verweilen¸ wird schnell klar¸ dass hier ein düsteres Geheimnis verborgen wird. Seit Jahren nämlich zeigen die Neugeborenen die Zeichen des Chaos; schon in der Wiege beginnen die kleinen Bälger zu mutieren.
Verständlich¸ dass der Ort dies nach Möglichkeit verschleiern will - denn Schnutenbach wäre sicher ein gefundenes Fressen für jeden Hexenjäger¸ und die fackeln bekanntlich nicht lange¸ sondern fackeln ab... und zwar mit Vorliebe kleine Ortschaften¸ in denen sie Böses vermuten. Aber wer wei߸ vielleicht bieten die Helden ja ihre Hilfe an. Dann werden sie feststellen¸ dass die Wurzel des Übels mitten unter den nichtsahnenden Dorfbewohnern weilt...
Zusätzlich zu der ausführlichen Geschichte Schnutenbachs sind unzählige NSCs in allen Einzelheiten beschrieben¸ sowie Gebäude¸ umliegende Landschaft und einige kleine Vorfälle¸ die sich während eines Besuchs abspielen können. Alles in allem kann die Party hier so einige interessante Tage verleben.
Aber damit nicht genug: Auf dem Rest der insgesamt 78 Seiten warten fünf Kurzabenteuer¸ die auch außerhalb des Ortes statt finden. Sämtliche Abenteuer sollten an ein¸ zwei Abenden gelöst werden können und bieten sich auch an¸ um sie einfach woanders für "zwischendurch" einzuschieben - sie lassen sich nämlich mit ein bisschen Arbeit auch von Schnutenbach lösen. Alle Kurzabenteuer haben einen simplen¸ aber trotzdem (oder gerade deswegen?) ansprechenden Plot; nur das letzte¸ Das Dorf der Verdammten¸ scheint mir ein wenig zu sehr an Tod auf dem Reik aus der Kampagne Der Innere Feind angelehnt zu sein - zu viele Prallelen halten mich davon ab¸ momentan meine Gruppe damit zu beglücken. Ansonsten sind die Kurzabenteuer nicht "weltbewegend" für die Geschicke des Reichs¸ aber dafür um so entspannender für den Spielleiter und einfach zu meistern. Besonders hervorzuheben ist meiner Meinung nach Das Moor des Verderbens¸ eine spannende Detektivgeschichte¸ bei der die Helden so manches mal auf eine falsche Fährte gelockt werden.
Insgesamt erinnern alle Kurzabenteuer an alte D&D-Zeiten¸ denn vier der fünf Plots enden in einem Dungeon¸ Turm oder sonst wo "indoor"¸ und es gilt¸ den obligatorischen "Endkampf" auszufechten. Aber das kann¸ verdammt noch mal¸ ja auch mal Spaß machen!
Fazit:
Wer günstiges Spielmaterial für Warhammer sucht und die Schnauze voll hat von Politik¸ Adel und Plots¸ die meinen¸ sie müssen Weltgeschichte schreiben¸ liegt hier richtig. Schnutenbach bietet "bodenständiges" Material und simple¸ aber gerade deswegen spielbare Abenteuer. Und der Preis (DM 15) ist¸ gerade in Anbetracht einer Auflage von nur 100 Exemplaren¸ wirklich ein Geschenk¸ bei Sigmar.