Zum Mittelpunkt der Erde
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ich interessiere mich nur wenig für Höhlengeschichten. Doch das Buch mit seinem Titel erinnert sehr an Jules Verne mit seinem Roman Die Reise zum Mittelpunkt der Erde. Daher war ich daran interessiert, was ein anderer Autor an dieses Thema herangeht. Mir gefällt kreative Wissenschaft und Theorien der gleichzeitigen Evolution.
Die Charaktere: Jeder einzelne Charakter fühlte sich an, als ob er von einem Kind geschrieben worden wäre. Ihre Persönlichkeiten waren fade und fast nicht voneinander zu unterscheiden. Es war unfassbar, dass ich akzeptieren sollte, dass sie Freunde waren - sie taten nicht so, als würden sie sich umeinander kümmern, abgesehen von kurzen "Oh nein! Armer Dingenskirchen!", wenn sie unweigerlich auf grausame Weise getötet wurden. Der arme Dingenskirchen wurde dann so lange vergessen, bis die Handlung es erforderte. Das waren keine Charaktere, das waren Körper, die eigens dafür geschaffen wurden, um durch die Geschichte zu trudeln, ohne signifikante Merkmale, die sie von anderen unterscheiden, abgesehen von ihren Namen und ihrem unvermeidlichen, grausamen Ende. Warum sollten Opfer auch gut beschrieben werden?
Das Grauen: Ich hatte zu keinem Zeitpunkt des Buches Angst. Nicht vor den Höhlen, nicht vor den Kreaturen, vor nichts. Im Original von Die Reise zum Mittelpunkt der Erde waren Angst und Spannung besser. Einige der Tode von Charakteren hätten ziemlich erschreckend sein können, aber der Schreibstil war in diesen Szenen wirklich sehr klinisch und distanziert.
Der Schreibstil er war schlecht. Eine der goldenen Regeln des Schreibens ist "zeigen, nicht erzählenâ€. In diesem Buch gilt stattdessen "erzählen, nicht zeigenâ€. Das Buch wirkt so, als würde es Fakten ausspucken, die der Leser als gegeben hinnehmen muss, ohne dass der Leser die Möglichkeit hat, seine eigenen Schlüsse aus den Beweisen oder Beobachtungen zu ziehen, die sich durch das Buch ziehen. Ich habe das Gefühl, dass dem Leser damit ein Bärendienst erwiesen wird.
Die Ideen in diesem Buch sind wirklich kreativ und äußerst interessant. Die Wissenschaft ist sehr schwammig, aber das ist bei allen Science-Fiction-Büchern so, es sei denn, man liest Der Marsianer oder ähnliches, und insgesamt ist das durchaus verzeihlich. Aber ... die Mathematik ist nicht so toll. Die Charaktere stellen fest, dass eine bestimmte Höhle einen Höhenunterschied von 8000 Fuß oder 1,5 Meilen aufweist (richtig), und dann, dass dies einem Sturz aus der Höhe des Mount Everest entspricht (falsch).
Insgesamt: einige kreative Ideen, doch schlechte Umsetzung.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355