Zerrissenen Reiche 2: Die Ordenskrieger von Goldberg
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Zwerge reisen mit Schiffen über das Meer. Hier finden wir auch den ehemaligen Sucher Garep Schmied wieder¸ der erkannte¸ dass er im Zwergenreich zu einer persona non grata wurde und um sein Leben fürchten musste. Doch die Schwingenritt ¸ das Schiff mit dem er aus dem Zwergenreich floh¸ hatte eine Havarie und so wird seine Reise in eine etwas andere Richtung gelenkt¸ als er gerettet wird. Garep findet dabei Hinterlassenschaften der unbekannten Herren der Welt. Err wird neugierig und macht sich auf die Suche.
Mit Schusswaffen¸ Dampfwagen und Blitzwerfern rückt man in Schiffen über das Meer in das Reich der Menschen vor. Zwischenzeitlich sind die Zwerge gelandet und auf dem Weg die Menschen mit ihrer Ordnung bekannt zu machen. Erste bewaffnete Auseinandersetzungen zeigen¸ die Zwerge sind den mit Schild und Schwert bewaffneten Menschen haushoch überlegen. Die Menschen haben der militärischen Kraft der Kleinwüchsigen nichts entgegen zu setzen. Vor der als unbezwingbar geltenden Ordensburg kommt es zur gewaltigen Auseinandersetzung. Bei den Zwergen finden wir auch den Bestienjäger Siris wieder¸ der sich der Zwergenarmee als Kundschafter anschloss. Eitel wie er ist¸ ziert er auch das Titelbild des Romans. Auch Himek Steinbrecher und seine Patientin 23¸ Ulaha¸ sind dort tätig. Sie ließen die Anstalt hinter sich und suchten einen neuen Weg zum Leben. Um ihre Spuren zu verwischen¸ wählten sie den Weg in die Armee und in die Menschenreiche.
Die Welt der Zerrissenen Reiche ist eine sehr vielfältige Welt. Während wir auf der ersten¸ dem Buch mitgegebenen Karte¸ nur einen Ausschnitt der Welt sahen¸ finden wir nun eine Karte vor¸ die sich bis über den Äquator erstreckt und neue Länder andeutet. Das Titelbild zeigt Siris den Bestienjäger und erinnerte spontan an Karl May s Old Shatterhand. Thomas Plischke sagte im Interview¸ das sei gewollt¸ wie auch das Aussehen des Helden¸ der an eine Serienfigur bei Lost angelehnt ist. Karten¸ Titelbilder und die Romane bilden ein stimmiges Ensemble. Autor und der Verlag gaben sich in Zusammenarbeit mit Henrik Bolle und Tobias Mannewitz viel Mühe¸ ein gutes Projekt zu starten.
Der Roman setzt ein Glanzlicht in die Welt der Fantasyliteratur. Die beteiligten Wesen sind nicht die tumben Haudraufs¸ die sich in der Kneipe am Bier festhalten¸ damit sie nicht von den kurzen Beinen fallen¸ die Menschen und die Halblinge sind ebenso wichtig oder unwichtig. Die Zwerge beherrschen das Geschehen¸ ohne es wirklich zu steuern. Thomas Plischke gibt sich dabei die Mühe¸ eine Welt zu entwerfen¸ in der es Ränkespiele¸ Neid¸ Hass¸ Mord und Gewalt gibt. Aber auch Freude und Liebe. Es ist eine Welt¸ wie wir sie von der Erde kennen¸ mit dem kleinen Unterschied¸ dass nicht nur Menschen sie bevölkern. Es bietet sich der Leserin und dem Leser eine farbenfrohe¸ lebendige Welt. Jeder versucht für sich das Beste daraus heraus zu holen. Je nach sozialer Stellung sind die Mittel dafür gering oder mächtig¸ sind die Ziele klein oder hoch gesteckt. Mit den bislang bekannten Rassen ist es jedoch nicht getan. Weitere werden auftreten und so zu einer Art modernen Herrn der Ringe werden. Eine aufwühlende Geschichte¸ denn als Leser fühlt man sich schnell in die Welt hineingezogen und man fühlt mit den verschiedenen Handlungsträgern. Anscheinend haben die Erzählstränge nichts miteinander zu tun¸ doch sind sie notwendig um die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu zeigen und gleichzeitig eine Handlung voran zu treiben¸ die nicht nur von einem Handlungsträger tragbar ist. Der Roman ist abwechslungsreich geschrieben und eine sehr gute Fortsetzung der Zwerge von Amboss ¸ gleichzeitig aber auch ein Roman¸ der ohne den ersten Teil nicht gelesen werden kann. Eine kleine Zusammenfassung würde dem Buch gut tun. Wie auch immer¸ die Serie bereichert die Fantasy-Szene mit neuen¸ frischen Ideen. Die Romane sind von einer selten gelesener Kraft und Eindringlichkeit.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355