Wolkenvolk 2: Lanze und Licht
'Du darfst ihn nicht töten'¸ flehte er sie im Laufen an. Das Schwert übte einen beängstigenden Sog in ihre Richtung aus¸ zog ihn beinahe¸ auch wenn er sich das vielleicht - oder hoffentlich? - nur einbildete. Beim großen Leonardo¸ es konnte gar nicht anders sein! Götterschwert hin oder her: Er führte diese Waffe¸ nicht die Waffe ihn.
Während er näher kam¸ schienen sich ihre Züge mit Frost zu überziehen. Ihr Blick wurde kühl und abweisend. Es kam ihm vor¸ als streifte sie sich eine Maske über¸ eine Glasur aus frostweißem Mondlicht¸ hinter der sie ihre wahren Empfindungen verbarg. Sie liebte ihn¸ das redete er sich nicht nur einfach ein.
Mondenkind heißt sie und sie soll die letzen Unsterblichen vernichten¸ die Unsterblichen¸ die die Götter schufen¸ um Himmel und Erde zusammenzuhalten. Ihr Tod bedeutet den Untergang der Welt. Doch warum will Mondenkind und der Äther die Welt vernichten?
Und wo sind die Drachen geblieben¸ deren Atem die Wolken hoch am Himmel hielten und dem Wolkenvolk erlaubte¸ auf ihnen zu wohnen? Niccolo ist ausgezogen¸ das Rätsel zu lösen. Doch leider verliebte er sich in Mondenkind und ...
Kai Meyer hat aus dem alten China und Italien eine fremde Welt geschaffen¸ die seltsamer nicht sein könnte. Menschen¸ die auf Wolken wohnen¸ Drachen¸ die Äther ausatmen und die Wolken so im Himmel halten¸ fliegende Händler mit Heißluftballons¸ ein Feigling¸ den ein Zauberer in einen Drachen verwandelte¸ eine Schwertmeisterin und Baumgeister¸ das alles verwandelt er in einen stimmigen Hintergrund seiner Geschichte. Allein diese sorgfältig gewebte Welt lohnt das Lesen¸ hinzu kommt eine spannenden Geschichte voller unerwarteter Twists und Wendungen und von Personen bevölkert¸ die so lebendig wirken¸ als könnten sie jederzeit zur Tür des Lesers hereinspazieren und er würde sie sofort erkennen. Das alles macht das Buch zu einem einmaligen Leseerlebnis.
Kai Meyer hat als Autor einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Seine Triologie um die fließende Königin war bereits spannend und hatte einen eigenen Hintergrund¸ aber in dieser neuen Reihe übertrifft er sich selbst. Die Figuren sind genauer ausgearbeitet¸ der Hintergrund¸ in der fließenden Königin manchmal sehr grob geschnitzt¸ ist nun so fein gewebt¸ als spräche er über eine tatsächlich existierende Gesellschaft¸ die Geschichte ist stimmiger und ohne Brüche. Und auch stilistisch ist er besser geworden.
Fazit:
Für jeden Fantasy-Liebhaber ein Muss.
Eine Rezension von: Hans Peter Röntgen http://www.textkraft.de