Wolfsfährte
Können die Märchen der Gebrüder Grimm zur Vorlage schrecklicher Bluttaten werden? Mit dieser Frage wird Hauptkommissar Jan Fabel konfrontiert¸ als man das erste Opfer eines perfekten Serienmörders entdeckt. Die Ermittlungen führen den Hamburger Kommissar und sein Team auf die Spur eines Täters¸ dem die Grimm"schen Märchen offenbar mehr bedeuten als Gutenachtgeschichten für Kinder …
Mysteriöse Morde halten das Team um Kriminalhauptkommissar Fabel von der Hamburger Mordkommission auf Trab. Am Elbstrand in Blankenese wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Die Spurensicherung findet einen gelben Zettel in ihrer Hand. Darauf steht der Name einer seit drei Jahren vermissten jungen Frau. Ist dies ein erster Hinweis für die Kriminalisten¸ um auf die Spur des Mörders zu kommen? Wenige Tage später werden im Naturpark Harburger Berge zwei Leichen mit durchschnittener Kehle gefunden. Auch hier finden die Beamten gelbe Papierzettel mit den Worten "Hänsel" und "Gretel". Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Morden? Welches Motiv hat der Täter? Mit welchem perfiden Spiel sind die Ermittler konfrontiert?
Dass die Märchen der Gebrüder Grimm auch grausam sind¸ weiß jeder. Wer hat sich in seiner Kindheit denn nicht vor dem bösen Wolf gefürchtet¸ wenn ein Eltern- oder Großelternteil als Gutenachtgeschichte "Rotkäppchen" oder "Die sieben Geißlein" vorlas. Da wurde gebettelt¸ das Licht noch ein wenig brennen zu lassen¸ um sich in der Dunkelheit nicht allzu sehr ängstigen zu müssen.
Mit "Wolfsfährte" ist es Craig Russell gelungen¸ sich im Gegensatz zu "Blutadler" enorm zu steigern. Der Thriller liest sich flott¸ ist wohl dosiert in einzelne Kapitel gegliedert. Die Überschriften erinnern ein wenig an die Hörspiele der John Sinclair Edition 2000.
Stilistisch gekonnt reiht der Autor einen Mord an den anderen¸ darin eingebettet Handlungsstränge¸ die mit den eigentlichen Ermittlungen nichts zu tun haben. Sei es gleich zu Beginn des Romans eine Rückblende auf eine Reihe teuflischer Ritualmorde¸ bei deren Aufklärung zwei Polizisten den Tod fanden¸ oder der Besuch Fabels bei seiner kranken Mutter.
Mit der Einführung des Protagonisten Gerhard Weiss und seinen Ansichten zu den Gebrüdern Grimm gelingt Craig Russell ein gewagter Spagat zwischen Mythen und Sagen und der reellen Wirklichkeit.
Daraus resultiert letztendlich die Überzeugung Fabels von der Kraft der Märchen und Legenden¸ um seine Aktivitäten gegen den raffinierten "Märchenmörder" beschleunigen zu können.
Der Autor wartet nicht nur mit einer interessanten Story auf¸ sondern streut punktuell¸ passend auf einzelne Szenen abgestimmt¸ historische Fakten zur Hansestadt Hamburg und deren Umgebung ein. Zeugt doch dies davon¸ dass Craig Russell eine umfangreiche Recherche auch in dieser Hinsicht betrieb.
Fazit:
Der Thriller "Wolfsfährte" ist eine überschaubare Lektüre für den kleinen Lesehunger zwischendurch.
Prädikat: Besonders empfehlenswert!
Eine Rezension von: Wolfgang Brandt http://www.geisterspiegel.de