Whitchghost
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Dieses Buch war für mich als Erwachsener eine Enttäuschung. Ein Buch in dem es um Hexen und Geister geht ist immer wieder interessant. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Jedoch, habe ich zu viel erwartet? Ja. Denn hier blieb die Begeisterung für die Autorin aus. Die Geschichte vermittelte mir ständig das Gefühl, dass mir etwas fehlt.
Cass selbst ist eine gereifte und sehr erwachsene Person, aber sie ist noch nicht volljährig. Nach dem Tod ihrer Eltern wird sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie herumgereicht. Mir ist jedoch nicht klar, wann die Eltern starben und über wie viele Jahre reden wir hier. Allerdings gibt es zum Schluss einen Hinweis, der mir nicht schlüssig erscheint. Andererseits hat ihre Grossmutter viel Geld zur Verfügung, warum also nicht die Grossmutter als Vormund eingesetzt? Wie es auch viele andere logische Fehler gibt, die von einer Lektorin hätte gefunden werden müssen. Im Buch wird jedoch kein Lektorat angegeben. Und dann wieder einmal ein englischer Titel für ein deutsches Buch. Und kein deutscher Schauplatz. Enttäuschend. Bei der Erzählung hatte ich oft das Gefühl es werden Absätze vertauscht. Da gibt es eine Beschreibung, wie Cass parkt und zum Haus geht und erst danach erfährt man wie sie das Auto mietete. Zurück zum Inhalt. "Sah die Bewegung des anderen nur aus dem Augenwinkel." Aber den Dolch, mit dem er umgebracht wird, kann er genau beschreiben? Wie soll denn so etwas möglich sein? Danach war William Castairs fast tot. Man wird in die Geschichte geworfen, die bereits nach zwei Seiten zu Ende ist, Kapitelende. Dann geht es wieder weiter mit der nächsten Geschichte. Eigentlich sind es zwei Kurzgeschichten, die miteinander korrespondieren. Leider ist man sich nie ganz sicher, in welcher Zeit man sich befindet. Die Rückblenden kommen zu schnell und ohne Vorwarnung. Und die Handlung? Ich habe sie nicht verstanden. Oft stand ich da und fragte mich, "Was soll das jetzt", wo ist der Zusammenhang? Die Handlung, wenn man sie so nennen will, war mir zu verworren und konstruiert. Irgendwann konnte ich der Ich-Erzählerin nicht mehr folgen. Dabei sollte man über das gleiche Wissen verfügen wie sie. Das gleiche gilt für die eher langweilige und emotionslose Liebesbeziehung.
Witchghost ist insgesamt ein Jugendbuch, bei dem es nicht auf Logik ankommt. Die Schwächen des Buches werden von den Jugendlichen, hauptsächlich Mädchen, nicht wahrgenommen. Für eine Schriftstellerin, die auch Erwachsene erreichen will, ein schwaches Buch. Die Handlung um Cass war für junge Mädchen spannend. Die kurzen Kapitel und die recht grosse Schrift sorgten für schnelle Lesegeschwindigkeit, so dass ich das Buch in weniger als zwei Stunden durchgelesen hatte. Dabei hatte ich bereits bessere Bücher von ihr gelesen. Die Geistererscheinung und die Hexen sorgen auf jeden Fall für gruselige Stimmung und Spannung. Mehr kann man dazu nicht sagen.
Für ein Jugendbuch: 3 von 5
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355