Wenn das die Grimms wüssten
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Mit 86 Märchen ist ein Buch zustande gekommen¸ welches man heute durchaus als Klassiker bezeichnen kann. Seit seinem ersten Erscheinen wurde das Buch millionenfach nachgedruckt. Mal alle Geschichten¸ dann wieder nur ein paar. In jedem Fall kennt inzwischen jedes Kind Schneewittchen¸ Rapunzel¸ den Froschkönig und viele andere mehr. Auch Klassiker gehören erneuert und so rief der Verlag art&words auf¸ 86 neue Märchen zu schreiben. Was lag also näher¸ als 200 Jahre nach der Ersterscheinung des ersten Märchenbuches¸ ein neues Buch herauszugeben?
Die Herausgeber wählten aus 296 eingereichten Märchen die neuen Märchen für diesen Band aus und bieten dem Klassiker Paroli¸ ohne ihn zu verdammen. Ganz wie bei den Gebrüdern Grimm wurden 86 Märchen für das neue Märchenbuch ausgewählt. Entstanden ist eine gelungene Mischung von modernen Märchen. Sehr viele bekannte Figuren treten auf¸ dazu erscheinen zahlreiche neue Märchenfiguren¸ die die Abwechslung in dem Märchenbuch garantieren.
So wurden die Märchen teilweise vom Staub der Jahrhunderte befreit¸ aus heutiger Sicht neu erzählt oder einfach nur abgewandelt. Die eine oder andere Geschichte ist zu modern gehalten¸ in fünfzig Jahren sind sie jedoch deutlich veraltet und somit wieder Märchen. Wie alle Märchen eignen sich die Geschichten bestens¸ um abends am Bett vorgelesen zu werden. Die Frage ist natürlich¸ was macht ein heutiges Märchen aus? Ist es die moderne Technik¸ die sich manchmal zu sehr in den Vordergrund drängt und sich eher mit dem grausigen Oberbegriff Urban Fantasy bezeichnen lässt¸ oder ist es die Lage¸ in der sich die Helden und Heldinnen befinden und aus der Not eine Tugend zu machen?
86 moderne Märchen nehmen sich natürlich der modernen Literatur als Grundlage an¸ so sind viele dieser Märchen nicht mehr mit den Grundsätzen des Märchens zu vergleichen. Viele Autoren benutzen eher Fantasy-Elemente für ihre Erzählungen. Dies ist natürlich der Zeit geschuldet¸ in der sie spielen. Denn das Es war einmal... findet sich nicht deutlich in den neuen Märchen wieder. Zu viel ist in der heutigen Zeit¸ quasi heute und gestern¸ angesiedelt. Der Vorstoss des Verlages und des Herausgebers Peter R. Hellingeer¸ in der heutigen Zeit sich dem Märchen zuzuwenden¸ ist ihm hoch anzurechnen. Im Rahmen des Bücherbriefes¸ auf jedes Märchen einzugehen¸ ist sicherlich zu viel verlangt. Doch der Verlag bietet auf seiner Internetseite die Möglichkeit¸ in die Märchen hineinzulesen. Die sehr unterschiedlichen Geschichten bieten viel Abwechslung und erhalten von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Vielleicht wird es einmal heissen: Es war einmal ein Herausgeber mit Namen Peter Hellinger ¸ der mit seinem Verlag ein Märchenbuch herausgab...
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355