Weltendiebe
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Backstein, der vor mir liegt und vorgestellt werden soll, ist eigentlich ein Buch. Fast 700 Seiten Erzählung ist schon eine "Hausnummer". Ich habe mir angewöhnt, solche Bücher auf den Tisch zu legen und zu lesen. Lange in der Hand halten und gemütlich im Sessel sitzen verbietet das Gewicht. Im Keller einer alten Villa in München (ehrlich, Ju wohnt in Hessen, da wäre Frankfurt näher gewesen oder Wiesbaden mit den Jugendstilvillen) gibt es ein Geheimnis. Tief unter der Erde gibt es eine Schwachstelle, die es ermöglicht, zwischen den Welten hin und her zu wechseln. Immer wieder versuchen sogenannte Weltenspringer diese Schwachstelle zu nutzen. Der letzte erfolgreiche Durchgang wurde 1952 durchgeführt. Also nicht so ganz, denn gerade jetzt erfolgte ein weiterer Durchgang. Anne, 23 Jahre alt, also jung und dynamisch, ist die Heldin der Erzählung und in dieser Villa angestellt. Ihr Job verläuft ruhig, bis sie ihrer Grossmutter davon erzählt. Mit ihrer Schwester leben sie seit dem Tod der Eltern bei ihr. Ihrer Grossmutter wird dabei Angst und Bange, denn sie selbst hatte dort ein schreckliches Erlebnis. So furchtbar, dass sie niemandem davon erzählt. Anne ahnt nicht, wie gefährlich ihr Arbeistsplatz ist. Ihr Arbeitgeber Herr Anzenhofer und die ungeliebte Kollegin verschwinden und ein fremder Mann übernimmt die Geschäftsführung. Erst als ihre hochbegabte 16-jährige Schwester Ev verschwindet und Anne von Unbekannten verfolgt wird, wird klar, hier passiert etwas absonderlich unerklärbares. Anne ist wild entschlossen, Ev wiederzufinden, wenngleich sie noch keine Ahnung hat, wo sie ansetzen soll. Der Ansatzpunkt wäre der fremde Chef. Von ihm weiss sie nicht, dass er aus einer anderen Welt stammt und dort verloren gegangenes Wissen hier ausfindig machen will. Sein Ziel, das Wissen in der anderen Welt gewinnbringend zu verwerten. Diese Ziel scheint aber nicht ganz erfolgreich abzuschliessen zu sein. Denn ein sogenannter Vollstrecker will den Mann aus dieser Welt entfernen. Mit Gewalt, wenn es sein muss.
Ju Honisch ist als Autorin bekannt, sogar als Preisträgerin, denn verschiedene Bücher wurden ausgezeichnet. Jus Schreibstil ist ebenso bekannt. Er ist unglaublich flüssig, gut zu lesen und verführt dazu, nicht aufhören zu wollen. Das Buch gewinnt mit jeder gelesenen Seite an Spannung. Leider gibt es aber immer mal wieder gleiche Abschnitte. Nicht wortwörtlich, jedoch thematisch. Solche Wiederholungen sind für mich immer gedankliche Stolperfallen. Dennoch will ich nicht verhehlen, dass sich hier eine spannende Geschichte verbirgt, die ans Tageslicht kommt, sobald man zu lesen beginnt. Die Geschichte teilt sich in verschiedene Handlungsstränge auf, die zuerst nicht wirklich zusammen zu gehören scheinen. Die Erzählung aus verschiedenen Blickwinkeln belohnt den Leser mit neuen Ideen und plötzlich auftretenden Zusammenhängen. Das Buch ist schwere Kost, über 1 kg, aber leicht zu lesen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355