Welt aus Stein
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Oberfläche des Mondes ist nicht gerade Lebensfreundlich zu nennen. Dort leben die Sonnenkinder¸ Nomaden¸ die in riesigen Pilzen leben und in der Lage sind¸ sich für kurze Zeit auf der Oberfläche ungeschützt aufzuhalten. Die Doppelsonne des Planetensystems überschüttet die Welt mit harter Strahlung. Ein Leben auf der Oberfläche ist daher nicht angeraten. Daher wird schnell ersichtlich¸ warum ein Leben auf der Oberfläche nicht möglich ist.
Die Hauptfigur in der Erzählung von Chris Wooding ist die Assasine und Elitekämpferin Orna¸ Kader vom Clan Caracassa. Bei einem Einsatz der Eskraner gerät ihre Einheit in eine Falles des Gegners¸ den Gurta. Schwer verletzt kommt sie in einem Gefangenenlager wieder zu Bewusstsein. Ihr Mann Rynn starb in der Schlacht und nur der Gedanke an ihren Sohn hält sie in der Gefangenschaft aufrecht. Vor allem der Gedanke an ihren Sohn lässt sie eine Flucht aus dem Sicherheitslager wagen¸ wo sie Zwangsarbeit leisten muss. Sie flieht mit Feyn¸ einem Angehörigen der Oberirdischen und wird daher als Sonnenkind bezeichnet und dem Spion Nereith. Endlich in ihrer Heimat angekommen erfährt sie von einer Intrige¸ der sie und ihre Einheit zum Opfer fielen. Der Krieg zwischen den Eskranern und den Gurtas dauert bereits zu lange. Die oberste Leitung hat eine Möglichkeit in Betracht gezogen¸ dadurch eine Wende zu erreichen. Für die Eskaraner sind die gurta religiöse Fanatiker¸ die Gurta hingegen behaupten¸ die Eskaraner seien käuflich und unmorlaisch. Die Beschuldigungen der beiden Völker sind haltlos und falsch¸ oder genau so richtig¸ denn in Wirklichkeit sind sich die beiden Gegner viel ähnlicher als sie glauben.
Chris Wooding erzählt in zwei Handlungsebenen. Einmal in der Ichform aus der Sicht von Orna mit all ihren Sehnsüchten¸ Wünschen und Loyalitäten. Zwar beginnt die Rahmenhandlung mit dem Krieg¸ doch der wichtigste Teil ist der¸ wo Chris Wooding auf die Zeit in der Gefangenschaft eingeht. Er lässt die Leser ebenso im Unklaren wie die Heldin. Erst nach und nach finden die Leser heraus wo sie sich befinden. Während sich die Handlung langsam weiter bewegt¸ stellt man überrascht fest¸ das zwar keine grosse Spannung da ist¸ der Roman sich trotzdem gut und unterhaltsam lesen lässt. Der zweite Handlungsstrang erzählt von der Vergangenheit von Orna und Rynn. Hauptsächlich von ihrer Familie. Und als Orna wieder in ihre Heimatstadt Veya zurückkehrt¸ finden Vergangenheit und Gegenwart zu einem Ganzen zusammen.
Die Umgebung scheint nicht sonderlich wichtig zu sein¸ für den Autoren. Ich als Leser hätte gern mehr davon erfahren. Statt dessen erfahre ich mehr über ein Planetensystem und seine¸ gegebenermassen gelungene¸ Umsetzung. Mir fehlt ein wenig die Stimmung der Welt. Auch die Kulturen¸ die sich in einem ewigen Krieg¸ keiner weiss¸ wann er begann¸ befinden hätten ein wenig besser ausgearbeitet sein können. Zwar finden wir Menschenversuche¸ Zwangsarbeit¸ Frauenfeindlichkeit¸ kriminelle Vereinigungen¸ gierige Menschen nach Macht und Geld und anderes mehr¸ doch ist das wirklich genug für eine Erzählung?
Die Geschichte ist bis auf die Idee eher Durchschnitt. Einige seiner Ideen in der Handlung und bei den Höhlenbewohnern heben die Bewertung wieder an.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355