Ich glaube, ich hatte mehr Spass beim Lesen dieses Buches als bei jedem anderen Buch über die Apokalypse. Das gilt auch für The Stand oder Lucifer’s Hammer und vielleicht noch ein paar andere. Ich behaupte nicht, dass das Buch mehr zu bieten hat als DER Stand. Das ganze moralische Gut-gegen-Böse-Denken, zum Beispiel. Und mit dem Sexismus der 70er Jahre in Lucifer’s Hammer hatte ich auch meine liebe Mühe. Nun ja, vielleicht heute nicht mehr. Wanderers ist jedoch weitaus besser als die meisten der aktuellen epischen Dystopien. Nein, es geht nicht um eine Zombie-Apokalypse oder einen grossen Meteoriten, der allen den Tag verdirbt, oder um die ultimative Umkehrung der Geschlechter. Es ist jedoch ziemlich frei von zügelloser weiblicher Erniedrigung, grundloser Vergewaltigung und Gewalt im Allgemeinen. Dieses Buch ist voller Herz, auch wenn es die übliche Trophäe von religiösen Spinnern, weissen Rassisten und Verschwörungstheoretiker-Hitzköpfen enthält. Sie sind ganz froh, wenn sie der Menschheit opportunistisch in den Arsch treten können.

Was hebt das Buch von allen anderen ab? Clevere grundsätzliche Entscheidungen und Einbindung von guten komplexen Charakteren. Auch die Wissenschaft ist sehr stark. Ich liebe die popkulturellen Anspielungen. Chuck Wendig ist eine Art Meister im Umgang mit Pop-Trivialitäten und einem wirklich scharfen, vielleicht blutigen, Witz. Wie Matrix? Richtig. Wie brillant gewählte musikalische Anspielungen, seltsame Details, die es noch nicht gegeben hat, oder Setting-Entscheidungen, die sich als fantastische In-Jokes für euch moderne Pop-Referenz-Junkies entpuppen? Und am Ende war ich während der gesamten Lektüre aufgeregt ... erheitert ... Manchmal raubt mir ein Buch die Energie. Und manchmal, ganz selten, strömt ein Buch einfach in mich hinein. Dies ist eines dieser Bücher.