Vrenelis Gärtli
So schlimm wurde es aber gar nicht¸ denn erstens muß man des Wenigste wirklich nachschlagen und zweitens liest man sich schnell ein. Und das Buch in reinem Hochdeutsch wäre zwar immer noch herausragend¸ aber viel von seinem ganz eigenen Charme ginge doch verloren.
Tim Krohn erzählt vom Mädchen Vreneli. Das ist nicht wie andere Kinder. Schon über seine Eltern kursieren im Tal die seltsamsten Gerüchte¸ und als die Mutter früh stirbt¸ heißt es¸ der Vater habe mit bösen Mächten paktiert. Das Vreneli soll fort von ihm und auf die Schule¸ doch es lernt lieber das zwielichtige Handwerk des Zauberns und streicht in Gestalt eines roten Füchsleins über die zerklüfteten Berge und Gletscher. Nachdem es die Tochter eines reichen Fabrikanten aus der Gewalt eines Hexers befreit hat¸ verfolgt der es mit Wut und Ausdauer. Bald darauf trifft das Vreneli den Waisenknaben Melk¸ einen jungen Sennen¸ ein Quatemberkind wie sie - und spürt ein Sehnen¸ das es bis dahin nicht gekannt hat. Doch bringt der Fluch des Hexers auch den Melk in Gefahr.
Im Roman tauchen die schweizerischen Sagenstoffe auf und spielen in ganz neuen Zusammenhängen und Blickwinkeln eine wichtige Rolle. So erzählt der Autor ohne zu moralisieren und jenseits aller Folklore seine leidenschaftlichen¸ rührenden und 'meineidig schönen" Geschichten. Daß es in der bedächtigen Schweiz so wild und unberechenbar zugehen kann¸ will man als Nichtschweizer im ersten Moment gar nicht glauben (ob man es als Schweizer glaubt¸ kann ich nicht beurteilen).
Der Vorgängerroman "Quatemberkinder" stammt aus dem Jahr 1998 und handelt vom Melk. Tim Krohn hat sich für den Nachfolger also ganz schön Zeit gelassen. Aber das Warten hat sich gelohnt¸ wie es so schön heißt. Allerdings habe ich zugegebenermaßen gar nicht gewartet - der Vorgängerband ist mir nämlich entgangen. Das tat dem Lesen keinen Abbruch. Aber jetzt werde ich mir unbedingt auch dieses erste Buch besorgen!
Eine Rezension von: Kurt Eberl http://www.anderweltler.de