Vollendet
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die letzte Frage ist recht philosophisch zu sehen. Aber solange noch etwas von einem lebt¸ ist man höchstens Hirntod. Der Hintergrund dieser dystopischen Geschichte ist ein Vereinigte Staaten von Amerika¸ dass von fester¸ sehr fester Hand regiert wird. Wer nicht spurt¸ wird ausgesondert. Und damit die auszusondernden Teile noch nützlich sind¸ werden die "Wandler" genannten Organspender in den entsprechenden Einsatz geschickt. hauptsächlich betrifft dies Jugendliche zwischen den 13ten und 18ten Lebensjahr. Rebellierende Jugendliche werden nachträglich abgetrieben¸ indem sie jeden Teil ihres Körpers als Ersatzteil hergeben müssen. Diese nachträgliche Abtreibung ist völlig legal. Weil die Eltern des 16jährigen Connor Lassiter mit ihm nicht mehr klarkommen¸ wird er auf diese Weise per Gesetz und Formular als nichtexistent geführt. Connor will sich damit nicht abfinden¸ ebensowenig wie Lev und Risa. Die Drei treffen aufeinander¸ als der Lassiter-Junge auf der Flucht vor der Polizei einen Unfall auf der Autobahn verursacht. Der Bus mit Risa fährt gegen einen Baum¸ Lev wird aus einem Auto gezogen und Connor¸ der alles verursacht¸ mittendrin. Ab da beginnt nicht nur eine rasante Verfolgungsjagd.
Die Begleiter der drei Ausreisser wechseln¸ etwa wenn CyFi alias Cyrinch plötzlich mit Lev unterwegs ist. In immer neuen Zusammenhängen wird versucht¸ das Schicksal der Kinder zu schildern. Unterbrochen ist die Handlung von einem Bericht über das Krankenhaus Nummer 6 in der Ukraine. Allerdings lässt dieser Bericht das empfohlene Lesealter auf 14 Jahre steigen. Eine ander Figur¸ die auftaucht¸ ist Harlan¸ der Sohn eines hochdekorierten Admirals. Was bei anderen Autoren so aussieht¸ als hätten verschiedene Figuren keine Funktion¸ ist es bei Neal Shusterman anders. In irgendeiner Weise ist jede Figur eine Hauptfigur¸ ist sie Held oder Heldin mit einem eigenen Leben. Mit jeder neuen Figur beweist Neal Shusterman¸ dass er sehr vielseitig schreibt. Jede seiner Handlungsträger hat sein eigenes Leben¸ nichts wirkt wie eine Parodie auf echte Menschen¸ keine Figur wirkt wie der Abklatsch einer anderen Figur. Dadurch entsteht mit Vollendet ein Werk¸ das diesen Titel verdient. Dabei bezieht sich der Titel eher auf das Ende des Romans¸ der im hitzeflimmernden Arizona ein vorläufiges ende findet. Frei nach dem Motto: Wandler aller Länder vereinigt Euch. Doch bis dieses Motto umgesetzt werden kann¸ vergeht Zeit. Eine endliche Zeit¸ denn das Buch ist definitiv nach Seite 429 mit der Geschichte zu Ende.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355