Unschlagbar 2: Mein Nachbar¸ der Superheld
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
So originell wie der erste Band sind die Überraschungseffekte in diesem zweiten Bilderbuch. Bilderbuch deswegen¸ weil Unschlagbar seitenweise ohne Sprechblasen auskommt. Unschlagbar spielt geschickt mit dem Comic-Layout¸ mit dem Titel Superheld¸ der in der Lage ist¸ zwischen den Panels zu wechseln. Seine Mitbürger¸ gefangen in den Grenzen der Welt¸ die Jousselin geschaffen hat¸ sehen etwas ganz anderes: Unschlagbar scheint für sie in der Zeit zu reisen.
Die Gags sind clever¸ aber für den Fall¸ dass seine Trickkiste sich leert¸ bevölkert Pascal Jousselin seine Welt mit weiteren Charakteren¸ die ähnlich ungewöhnliche Kräfte haben¸ die auf unterschiedliche Weise mit dem Medium spielen. Ein Beispiel ist Two-D-Boy in deutsch kurz Tudi¸ der die Perspektive manipuliert. Opa Schweinchen kann seine Sprechblasen als Waffe benutzen¸ frei nach dem Motto¸ das Wort ist schärfer als das Schwert.
Die verschiedenen Geschichten sind diesmal etwas länger¸ was es erlaubt¸ diesem Superhelden mehr Tiefe zu verleihen und vielschichtigere Geschichten zu erzählen. Etwa¸ als er mit seinem Superhelden-Lehrling Tudi¸ Opa Schweinchen und dem Polizisten Bruno nach Amerika gerufen wird.
Schön ist in jedem Fall¸ den amerikanischen Superhelden zu zeigen¸ dass sie nicht sonderlich wichtig sind. So sind diverse Helden unter anderem Namen zu sehen¸ doch jeder Leser von Comic-Geschichten erkennt¸ wer gemeint ist. Band 2 enthält eine Mischung aus ein- und mehrseitigen Geschichten¸ wobei sich ein bestimmter Geschichtenbogen über mehrere Seiten erstreckt. Hinzu kommt diesmal¸ dass Unschlagbar mit einem Wesen aus dem Weltall bekanntschaft macht¸ die ihn fast ins namenlose Nichts stürzen lässt.
Ich kenne keine anderen Comics¸ die das Medium so geschickt neu erfinden.
Pascal Jousselin setzt sich keine Formatbeschränkungen auf: Wenn einige Geschichten in einseitigen Gags entwickelt werden¸ entwickelt sich die komplexeste von ihnen auf sechzehn Tafeln um einen Charakter¸ der in der Lage ist¸ auf Farbe zu wirken. Im Band eins gab es eine Seite¸ an der willentlich eine Ecke fehlte¸ im zweiten Band gibt es eine Doppelseite¸ in der perspektivisch die Geschichte auf zwei Ebenen erzählt wird. Wieder einmal führt eine sehr einfache Idee zu mehreren möglichen Wendungen. -
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355