Übersinnliche Detektive 3: Occult Psychologist 1
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Flaxman Low ist ein Pseudonym für „einen der führenden Wissenschaftler“ der viktorianischen Ära¸ dessen wirklicher Name in den Geschichten nicht genannt wird. Er war in seiner Jugend ein versierter Sportler und hat sein Interesse auf eine wissenschaftliche Studie des Okkulten gerichtet.
Von 1898-1899 veröffentlichte Cyril Arthur Pearson sechs Flaxman Low-Geschichten in seinem monatlich erscheinenden Pearson's Magazine. Das Autorenpaar war sich nicht sicher¸ ob die Leser die Geschichten als zutreffend zu finden. Das gesammte Werk wurde 1899 als The Experiences of Flaxman Low veröffentlicht.
Die Geschichten sind wie folgt:
Die Geschichte der Spaniards¸ Hammersmith
The Story of the Spaniards¸ Hammersmith (1898
Die Geschichte von Medhans Lea The Story of Medhans Lea" (1898
Die Geschichte der Moorstraße The Story of the Moor Road (1898
Die Geschichte von Baelbrow The Story of Baelbrow (1898
Die Geschichte des Herrenhauses Yand The Story of Yand Manor House (1898
Die Geschichte des Grauen Hauses The Story of the Grey House (1899
Gespenster: Die Erfahrungen des Flaxman Low
Ghosts: Being the Experiences of Flaxman Low (1899
Die Geschichte des Sattlerhofes The Story of Saddler's Croft (1899
Die Geschichte von Sevens Hall The Story of Sevens Hall (1899
Die Geschichte des Karma-Halbmondes Nr. 1
The Story of No. 1 Karma Crescent (1899
Die Geschichte des alten Hauses Konnor The Story of Konnor Old House (1899
Die Geschichte des Krähenschwanzes The Story of Crowsedge" (1899
Die Geschichte von Herrn Flaxman Low The Story of Mr Flaxman Low (1899
Soviel mir bekannt ist¸ gibt es noch eine Geschichte von Barbara Roden¸ die Flaxman Low und Sherlock Holmes gemeinsam auftreten lässt. The Improbable Adventures of Sherlock Holmes enthält The Things That Shall Come Upon Them.
Geistergeschichten behandeln selten andere Möglichkeiten als Mord oder Rache¸ zumindest in den meisten Geschichten¸ die ich kenne. Warum nicht einen Geist ihre Erben im politischen oder finanziellen Bereich manipulieren oder leiten lassen? Sicherlich kann eine unerledigte Aufgabe darin bestehen¸ Rivalen zu diskreditieren oder eine Dynastie zu gründen. Die Enthüllung der Existenz von Geistern sollte die Religionen (alle beeinflussen. Warum sind diese Seelen nicht im Himmel oder in der Hölle? Man kann auch nicht leugnen¸ dass es auch ein Leben nach dem Tod gibt. Die materialistische Philosophie würde angesichts des unbestreitbaren Beweises für das Übernatürliche zerschlagen. Doch diese Betrachtung ist selbst eher philosophisch.
Die Popularität von Sir Arthur Conan Doyles Sherlock-Holmes-Geschichten¸ die von 1891 bis in die 1920er Jahre im The Strand-Magazin veröffentlicht wurden¸ führte zu vielen Nachahmern. Neben diesem entstanden die Detektive die unter Übersinnliche Detektive zusammengefasst werden können. Der psychische Detektiv oder der paranormale Ermittler Flaxman Low war nicht der erfolgreichste¸ abeer er ist einer der unterhaltsamsten.
Viele Fans der übersinnlichen Detektive sehen in dem paranormalen Ermittler Dr. Martin Hesselius¸ die Schöpfung des irischen Autors Sheridan Le Fanu als den ersten Detektiv dieser Art. Die eigentliche Glanzzeit hat der übersinnliche Detektiv erst um die Jahrhundertwende und in den ersten Jahren des 20sten Jahrhunderts erlebt. Dies war zum Teil¸ ein Ergebnis der Entwicklung der Geistergeschichte in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts¸ als der Begriff des „Gespenstes“ mehrdeutiger und weniger unterscheidbarer wurde.
Diese Art Erzählungen fielen zusammen mit einem wachsenden Interesse an der wissenschaftlichen Untersuchung geisterhafter Phänomene¸ und 1882 wurde in England die Gesellschaft für psychische Forschung gegründet. Die Zeit der Aufklärung sorgte dafür¸ dass Menschen wie Edmund Gurney und F. W. H. Myers¸ paranormale Phänomene mit einer Reihe von wissenschaftlichen Apparaten zu untersuchen und entlarven.
Zu den beliebten Detektiv-Romanhelden gehörten William Hope Hodgsons Thomas Carnacki¸ Aylmer Vance¸ die Erfindung des Ehepaars Alice und Claude Askew und¸ am nachhaltigsten von allen¸ die Fallakten des "psychischen Arztes" John Silence¸ vom Meister des Schrägen¸ Algernon Blackwood. Alle diese Werke entstanden in der Edwardianischen Ära¸ d.h. in der Zeit vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914.
Die Geschichten um Flaxman Low erschienen¸ wie bereits erwähnt¸ in den Jahren 1898 und 1899¸ und waren damit die frühesten Beispiele für gutgläubige psychische Detektivgeschichten mit einem kontinuierlichen Charakter. Die Inspiration für Flaxman Low war eindeutig Sherlock Holmes.
Erfreulich an diesen Geschichten ist¸ dass es den Autoren gelingt¸ das schwierige Problem zu umgehen¸ das Schriftsteller plagt¸ die die übernatürliche Geschichte mit dem Detektivgenre verschmelzen. Das Geheimnis soll eine letztendlich zufriedenstellende¸ wenn nicht sogar eine rationale Erklärung erhalten. Da bedeutet¸ der „Geist“ entpuppt sich als echt oder als gefälscht. Aber die Mittel¸ mit denen der Detektiv zu seinen Schlussfolgerungen kommt¸ müssen die Regeln der Detektivliteratur beachten. Ein gutes Beispiel dafür¸ wie E. und H. Heron dies lösen¸ ist wohl die Flaxman Low-Geschichte Die Geschichte der Spaniards¸ Hammersmith. In dieser Geschichte untersucht Flaxman Low das von einem alten Freund geerbte Spukhaus. Sowohl Low als auch sein Freund beobachten geisterhafte Sichtungen in der Nähe des Hauses: ein klopfender Stock¸ eine Blase¸ die wie ein Kind beim Spiel bewegt wird¸ und - am beunruhigendsten von allen – „ein fleckiges¸ gelbliches Gesicht¸ flankiert von zwei geschwollenen¸ abstehenden Ohren¸ wobei der ganze Aspekt seltsam löwenartig ist“. Ich will nicht sagen¸ wie Flaxman Low dieses Rätsel löst¸ aber es genügt zu sagen¸ dass das Ende auf zufriedenstellende Weise einrastet und diese merkwürdigen Details in einer sauberen Auflösung zusammenbringt¸ wobei der letzte Absatz jedoch genug von der geheimnisvollen Aura bewahrt¸ um die Geschichte um den angeblichen Geist¸ der das Haus heimsucht¸ anzudeuten.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355