Trix Solier - Zauberlehrling voller Fehl und Tadel
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Dieser Klappentext hört sich schon einmal gut an. Jetzt muss sich das Buch nur noch gut lesen lassen. Weil Sergej Lukoanenko in der Regel gute bis sehr gute Geschichten ablieferte¸ im Erwachsenenbereich¸ oder wie hier beim Verlag Beltz und Gelberg¸ im Jugendbereich¸ habe ich keinerlei Bedenken. Ein bisschen altbacken ist die Idee¸ einen Zauberlehrling in die Welt zu setzen schon. Seit dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe ¸ dessen Lehrling hier zu Wort kommen soll:
Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch¸
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.
Walle! walle¸
manche Strecke¸
dass¸ zum Zwecke¸
Wasser fließe
und mit reichem¸ vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.
mit der berühmten Stelle:
Die ich rief¸ die Geister
werd ich nun nicht los.
bis hin zu den Medienhype von Rowling s Harry Potter und Konsorten¸ gab es Zauberlehrlinge wie den berühmten Sand am Meer. Was ist also so anders an Sergej Lukianenkos Trix Solier?
Da gibt es ein kleines aber feines Herzogtum¸ in dem bislang Friede¸ Freude¸ Eierkuchen herrschte. Die beiden Herzoge Gris und Solier führen ihr Land zu aller Zufriedenheit. Zufriedenheit macht aber auch Neider und so putscht Gris gegen Solier. Herzog Solier wird ermordet¸ die Herzogin-Mutter wählt den Freitod und der Sohn Trix darf weiterleben. Seine Eigenschaft als rechtmässiger Thronfolger soll dem Sohn von Gris als Mahnung und Gegner dienen. Soll er sich nicht zu sehr auf den Lorbeeren des Herrn Papa ausruhen. Damit wird aus Trix schnell das abschreckende Beispiel und der Buhmann. Er könnte ja wiederkommen und seinen Thron zurückfordern. Doch vorerst sucht er das¸ was man gemeinhin das Weite nennt. Trix findet auf der Flucht in das benachbarte Fürstentum Dillon den Waisenjungen Ian als Gefährten. Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg. Der etwa in einem kleinen Boot zurückgelegt werden muss¸ ziemlich hilflos dahin treibend¸ mit bösen Rachegedanken im Herzen. Rache ist eines der besten Mittel um einen Abenteuerroman zu schreiben. Aber nur allzuleicht verliert man das Motiv aus den Augen und erzählt munter leicht eine Geschichte. Nicht so bei Trix. Aber der Weg ist hart und lang. So lang¸ so weit die Füsse tragen. Und wohin führt das alles? Zuerst einmal zum Ritter Sir Paclus. Hier fand er eine Möglichkeit¸ sich von einem Knappen zu einem Ritter hochzuarbeiten. Allerdings ist das mit dem Ritter noch so eine Sache. Und manchmal ändert sich eine Zielsetzung. In diesem Fall mit einem Feldzug von Sir Paclus gegen den Zauberer Sauerampfer. Trix steht seinem neuen Herrn im Kampf gegen den Minotaurus¸ einen der Wächter von Sauerampfer bei. Und dann folgt die Überraschung. Für alle beteiligten. Denn die Sprüche die unser König in spe klopft¸ erweisen sich als Zaubersprüche. So wird aus dem Knappen Trix ein Zauberlehrling. Schon folgen neue Abenteuer¸ denn der Zauberlehrling¸ der sich bald mit neuen Freunden umgibt¸ will die junge Fürstin Tiana vor einer arrangierten Ehe mit dem steinalten Vitamanten Evykait bewahren. Zauberer Sauerampfer hingegen fragt sich¸ was denn im Reich zur Zeit schief läuft.
Ein rasantes Abenteuer beginnt¸ mit Kämpfen und Ränkespielen¸ sowie den üblichen Verletzungen an Leib und Seele. Trix’ Mut ist allenthalben gefragt. Ohne ihn geht es nicht. Das Buch ist gelungen¸ aber nicht neu. Eine blutige Machtergreifung¸ ein Held ohne Ausbildung¸ einfach so ins Leben geworfen¸ Freunde und Feinde¸ eine erste Liebe... Nichts davon erscheint auf dem ersten und zweiten Blick neu. Die Mischung ist es¸ die den faszinierenden Jugendroman ausmacht. Humoristische Fantasy gibt es nicht viel. Da sind die Scheibenwelt-Abenteuer des vielbemühten Terry Pratchett oder die Dämonengeschichten von Robert Asprin oder die Xanth-Reihe von Piers Anthony. Sergej Lukianenko mixt Märchen¸ Sagen und Abenteuer wild miteinander. Dazu kommen skurille Ideen mit zwei Herrschern in einem Land¸ ein lockeres Mundwerk mit dummen Sprüchen¸ die sich zu Zaubersprüchen wandeln und anderes mehr. In de Person des Ian findet Trix sein Spiegelbild und ein lustiges Bäumchen wechsel Dich Spiel findet statt. Genauso kurios sind die Beschreibungen selbst. Unterschwellig findet man dann auch ein wenig Ironie und Zynismus¸ wenn sich etwas Gesellschaftskritik in die Handlung einschleicht. Sie bleibt unterschwellig vorhanden¸ lenkt manchmal die Gedanken auf die eigene Welt¸ nur um genauso schnell wieder zu verschwinden und der abenteuerlichen Geschichte Platz zu machen. Den Platz¸ den der Autor benötigt¸ um diese Geschichte zu erzählen. Trix und seine Freunde stolpern von einer verrückten Situation in die nächste. Die dadurch entstehende Komik ist es¸ die den Leser begeistert. Spass¸ Slapstick und komische Dialoge sind dabei alle inklusive.
Ich persönlich las das Jugend-Buch mit dem allergrössten Vergnügen. Dabei möchte ich wieder einmal mehr ein dickes Lob an die Übersetzerin Christiane Pöhlmann ¸ die mit ihrer Wortwahl dem Buch die erzählerische Kunst angedeihen liess¸ die es benötigt.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355