Tristopolis 2: Dunkles Blut
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Tristopolis ist eine Stadt¸ in der Fenriswölfe¸ Golems¸ Zombies und anderes mehr ihre Heimat gefunden haben. Kommen Sie mit auf die Strassen der Stadt¸ schauen Sie sich um und fühlen Sie sich zu hause. Sie kommen nämlich nicht mehr weg. Kommen Sie¸ begleiten wir Donal Riordan bei seiner Arbeit. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen und sehen Sie¸ wo ihre Knochen landen und wieviel Energie sie abgeben.
Es beginnt alles ganz normal in dieser bizarren Stadt. Donal muss seinem Job als Polizist nachgehen¸ klärt mal nebenbei beim Joggen einen Mord auf und hat doch immer das Gefühl¸ dass er beobachtet wird. Dabei weiss er von uns nichts. Wir sind nur seine Leser. Er erhält den Auftrag¸ das Phänomen der blauen Telefone zu klären. Einige Bewohner der Stadt befinden sich plötzlich im Besitz der Telefone und verändern langsam ihre Persönlichkeit. Für Donal Riordan gilt es herauszufinden¸ ob der schwarze Zirkel oder die EP dahinter steckt. Der schwarze Zirkel sind unbekannte mächtige Magier¸ die auf die Welt unheilvollen Einfluss nehmen wollen. Die EP ist die EinheitsPartei. Die EinheitsPartei hat durchaus Ähnlichkeit mit der NSDAP und ruft zum Klassenkampf auf. Im Prinzip will man die billigen Arbeitskräfte die die Zombies¸ und somit auch Donal bilden¸ los werden. Schliesslich will Mensch ja irgendwie Leben und das geht nur mit Arbeit um Geld zu verdienen. Mit diesem Populismus hoffen die Mächtigen der EinheitsPartei¸ bei den nächsten Wahlen an die Macht zu kommen. Wenn Sie glauben es gäbe in Tristopolis keine Rassendiskriminierung¸ sollten sie als Zombie nie allein auf deren Veranstaltungen gehen. Riordan ist auf dem Weg mit seinem Team von Spezialisten eine riesige Verschwörung aufzudecken. Donal Riordan und der Commisioner sollen vom Bürgermeister für ihre hervorragende Arbeit ausgezeichnet werden. Die Feierlichkeit wird nicht nur ge- sondern auch zerstört. Ein Attentäter schlägt zu. Dem feigen Anschlag fallen der tolerante Bürgermeister und der Polizeichef von Tristopolis zum Opfer. Es sollte niemanden verwundern¸ wenn die Stellen durch Sympathisanten der EP besetzt werden. Anscheinend will sich aber niemand die Finger schmutzig machen und dem Anschlag auf den Grund gehen. Lediglich unser Held macht sich mit ein paar Kollegen an die Arbeit¸ immer darauf gefasst¸ dass ihnen ein paar Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Und mit jedem lüften eines kleinen Zipfels des Geheimnisses werden neue Fragen aufgeworfen.
John Meaney hat eine ganz aussergewöhnliche Welt geschaffen¸ die es lesend zu erkunden gilt. Skurille Personen lösen bizarre Fälle. Unheimliche Wesen treiben ihr Unwesen und jeder normale Mensch würde hier als Fehl am Platz gelten. John Meaneys Spannungsroman ist ein Mittelding aus Psychothriller¸ Detektivroman und Mysterykrimi in einer Welt in der Magie so natürlich ist¸ wie bei unsereins die Elektrizität. Sie sollten in jedem Fall den ersten Band gelesen haben¸ dann ist der Einstieg in die Welt¸ in der Magie und Technik Hand in Hand arbeiten¸ einfacher. John Meaney überrascht immer wieder mit bizarren Ideen. Seine untote Welt lädt zum Verweilen ein und mit jeder Seite die man umblättert¸ nähert man sich dem Ende des Romans¸ das man eigentlich gar nicht erreichen will. Dazu ist die Faszination Tristopolis viel zu gross.
Falls Sie gedacht haben¸ auf Seite 523 sei der Roman bereits zu Ende¸ dann haben sie vergessen umzublättern. Nachholen!
Eine Rezension von: HP http://www.spaet-lese-abend.de