Tribun 3: Wolf und Adler
Band 1: "Der Tribun"
Band 2: "Die Schwerter des Tiberius"
Als Varus zusammen mit drei Legionen vom Verräter und Vertrauten Arminius vollständig vernichtet wurde¸ ging ein Klagen durch Rom. Verloren waren nicht nur 18.000 Legionäre (mit Hilfstruppen 25.000) sondern auch die Symbole der drei bis auf den letzten Mann verlorenen Legionen.
Germanicus¸ ein Römer und Freund des Varus¸ schwört¸ den Feind und Verräter zu besiegen und die Wahrzeichen der drei vernichteten Legionen heim ins römische Reich zu bringen. Germanien wird überzogen von der Erhebung neuer Truppen¸ die aus Einheimischen rekrutiert werden. Viele Stämme haben Rom die Treue geschworen; deren Tribut und Treue wird nun eingefordert.
Für die zivile Bevölkerung wird dieser Krieg schrecklich werden. Die römische Armee kennt nur Verbündete oder Feinde¸ nur Krieg oder Frieden. Ein Schrecken überfällt Germanien und es beginnt die Jagd nach dem Verräter Arminius.
Die Schlachtfelder werden von den Legionen unter Germanicus aufgesucht. Ein erschreckender Anblick eröffnet sich den Heeren des römischen Reiches und dessen Verbündeten. Die Pferde und Fußsoldaten waten in den Knochen der gefallenen Freunde¸ Verwandten und Soldaten. Sie betreten Opferhaine¸ in denen die Soldaten zum Tribut und Wohlgefallen der heimischen Götter blutig geopfert wurden. Zeugnis davon künden die menschlichen Knochen und Schädel¸ welche die Altäre der Germanen zieren.
Brutal und rücksichtslos entbrennt ein Rachefeldzug der Römer. Dörfer der Germanen werden vollständig vernichtet. Gefangene werden kaum gemacht. Der Hass und die Vergeltung überwiegen.
Im dritten Teil der Trilogie von Iris Kammerer¸ "Wolf und Adler"¸ geht es primär um den rücksichtslosen Rachefeldzug des römischen Oberbefehlshabers Germanicus¸ der ehrgeizig und manchmal entgegen jeglicher Vernunft handelt.
Die Geschichte
Gaius Cinna¸ der ein ganzes Jahr lang Geisel eines cheruskischen Fürsten inmitten von Germanien gewesen ist und nach seiner Rückkehr alle Titel und Vorzüge seines väterlichen Namens verloren hat¸ findet sich als Werkzeug des Germanicus in einem Rachefeldzug gegen die Aufständischen wieder.
Als erfahrener Unterhändler und ehemals Gefangener in der Provinz Germanien ist dieser mit den Bräuchen¸ der Kultur und der Taktik des Feindes vertraut. Als Kommandeur einer Einheit von einheimischen Truppen steht er zwischen zwei Welten. Verheiratet mit einer Fürstentochter und Vater ihrer Kinder¸ beißen ihn Gewissensbisse¸ welche die Einheit und die Liebe zu seiner Frau auf eine harte Probe stellen.
Einerseits strebt Cinna nach Vergeltung für die Schmach und die Schande¸ die er in dem Jahr der Gefangenschaft erleiden musste¸ andererseits erkennt er durch genau dieses Wissen¸ dass der Krieg gegen die germanischen Stämme nicht zu einem endgültigen Sieg führen kann. Zu groß sind die Verluste der Römer und ihrer Verbündeten. Genauso großes Leid erfahren die Zivilisten im germanischen Reich¸ deren Söhne entweder auf dem Schlachtfeld zum Ruhme Roms fallen oder gar nicht erst wiederkehren.
Cinna verspricht sich von der Teilnahme des Feldzuges die Chance sein Erbe¸ seine Titel¸ ja seines Vaters Besitz wieder antreten zu können¸ aber ist dies der Mühe und Entsagung wert? Seine Frau¸ verheiratet mit einem römischen Offizier¸ aber Tochter eines germanischen Fürsten¸ setzt ihn unwissentlich unter Druck. Für welche Welt¸ für welche Zukunft kann er sich entscheiden¸ ohne seine Pflichten gegenüber Rom und Familie zu verletzen oder gar zu brechen?
Meine Meinung
Der dritte und letzte Teil der Trilogie rund um den Offizier Gaius Cinna ist sicherlich eine Steigerung gegenüber dem zweiten. In "Wolf und Adler" beweist Iris Kammerer sie sehr gekonnt ihr Wissen um die römische Besatzung Germaniens und die Kriege¸ welche diese Region erschütterten.
War der erste Teil durch Einführung und Entwicklung der Hauptperson getrieben¸ der zweite durch die Festigung der Handlung¸ so bildet der dritte Teil einen krönenden Abschluss der Erzählkunst rund um Cinna und seine Familie.
Der Krieg in Germanien und Rachefeldzug des Germanicus brachte viel Leid in die Lande der einheimischen Stämme. Bruder gegen Bruder¸ Vater gegen Vater ‐ die Zustände in einem fast schon bürgerkriegsähnlichen Szenario sind grausam und für beide Seiten vernichtend; nicht nur auf dem Felde¸ sondern auch in den Herzen der Menschen¸ der Bevölkerung ‐ durch Vorurteile und vielleicht Entscheidungen¸ die nur zum Guten des eigenen Stammes getroffen worden sind¸ bleiben die Prinzipien und die Ehre auf dem Schlachtfeld. Die Einfachen des Volkes sind die eigentlichen Opfer des Krieges und der Gewalt¸ genauso wie das persönliche Empfinden und das Gewissen.
Iris Kammerer hat sich nach dem für mich eher enttäuschenden zweiten Teil erzählerisch selbst übertroffen. Die Handlung ist plausibel und mitreißend von der ersten Seite an. Nicht nur Kampf und Gewalt sind Bestandteil der Geschichte¸ sondern vielmehr tragen die Gespräche zwischen den Protagonisten positiv zum Abschluss der Geschichte bei.
Cinnas Konflikte zwischen Vernunft und Gefühl¸ zwischen Ehre und Gewissen sind einfühlsam und nachvollziehbar beschrieben und fügen der gesamten Handlung einen wichtigen Aspekt hinzu. Seine Zerrissenheit und seine Motivation¸ seiner Frau jeglichen Wunsch zu erfüllen¸ bilden den Handlungsrahmen. Iris Kammerer bezieht sich historisch auf viele konkrete Fakten und bringt uns dazu¸ darüber nachzudenken¸ wie weit wir persönlich selbst gehen würden¸ sollten wir uns in einer ähnlichen Position befinden.
Fazit:
Ein höchst gelungener Abschluss der Geschichte¸ die sich über drei Bände erstreckt. Zum Schluss bleiben jedoch einige Fragen offen¸ und fast wünsche ich mir einen vierten Band um den römischen Offizier Gaius Cinna.
Zwar hat sich die Autorin im zweiten Teil "Die Schwerter des Tiberius" ein wenig in der Historie verrannt¸ jedoch hat sie es verstanden¸ in "Wolf und Adler" Geschichte und Unterhaltung perfekt zu kombinieren.
Der atmosphärisch dichte Roman lässt wenige Fragen offen¸ und vor dem geistigen Auge läuft die Handlung ab wie bei einem sehr guten Film. Unterhaltung¸ Information und das Mitfiebern mit der Hauptperson sind perfekt inszeniert.
Eine Rezension von: Michael Sterzik http://www.buchwurm.info/