Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Transmetropolitan ist eine Cyberpunk-Comicreihe des Autors Warren Ellis und des Zeichners Darick Robertson. Die DC-Comicreihe startete 1997 und berichtet über den Kampf des Journalisten Spider Jerusalem gegen die Auswüchse einer wahnwitzigen Metropole der Zukunft¸ Gleichgültigkeit bis hin zur Lethargie und gegen politischen Machtmissbrauch. Mal mehr¸ mal weniger erfolgreich¸ aber bitterböse¸ vulgär¸ Menschenverachtend. Ein genial gestricktes Epos mit Einsichten¸ Denkanstössen und (fadenscheinigen Weisheiten. Warren Ellis zeigt dem Leser das hässliche Gesicht einer Metropole auf dieser Welt¸ wie sie schlimmer nicht sein kann. Ghettos und Stadtteile in der Wahnsinn¸ Obszönität¸ Perversion¸ Umweltver-schmutzung¸ legale und illegale Drogen und jede Menge unangebrachte Gewalt an der Tagesordnung sind. Die Elite dieses Molochs¸ egal ob politisch¸ wirtschaftlich oder religiös¸ menschlich oder Alien¸ ist im höchsten Masse manipulativ. Sie versucht den Menschen¸ der nichts zu sagen hat mit plakativen Worten dazu zu bringen sie an der macht zu halten. Und wo dies nicht geht¸ lässt sie sich kaufen. Sie erscheint daher dem Leser gnadenlos korrupt¸ machtbesessen und rücksichtslos. Also wie im richtigen Leben. Parallelen zur jetzigen Regierungs-¸ Wirtschafts- und Sozialordnung der Bundesrepublik Deutschland sind rein zufällig. Aber treffend. Das dystopische Szenario Spider Jerusalems ist durch und durch kaputt und moralisch verwerflich und technisch überzeichnet. Es verrottet sozial vor sich hin und nur weil der Handlungsträger seelisch wie körperlich genauso kaputt und paranoid ist¸ wie die ganze Gesellschaft¸ aber eine Zeitlang als Aussenstehender gelebt hat¸ bleibt genug übrig um die Wahrheit zu erkennen. Bewaffnet mit einer eigenwilligen Foto-Brille und seinem Laptop stellt der Anti-Journalist Spider Jerusalem mit ätzenden Worten seine selbsterkorenen Widersacher an den Pranger. Dabei führt er auf den ersten Seiten des neuen Bandes¸ dem dritten von fünf¸ ein extensiv langes Selbstgespräch. Oder er redet mit dem Leser¸ das mag jeder selbst entscheiden. Dann ist es jedoch ein Monolog¸ denn der Leser kann nur umblättern¸ aber nicht antworten. Im Laufe der Erzählung¸ die eine Zeitlang ohne Dialoge auskommt und mit dem Leser über Informationskästchen kommuniziert¸ gewinnt Spider Jerusalem zwei weibliche Mitstreiter¸ Channon Yarrow und Yelena Rossini. Diese helfen dem Journalisten bei seinen Nachforschungen und holen ihn auch schon mal aus der Klemme.Der Comic hat schon viel erlebt¸ er wurde in Deutschland bereits mehrfach¸ aber nie komplett herausgegeben. Ob es diesmal der Fall sein wird¸ wird sich zeigen¸ den wir feiern diesmal Bergfest¸ zwei Bände liegen hinter¸ ein Band direkt vor und zwei weitere Bände in der Zukunft vor uns. Eine bitterböse Abrechnung mit dem den Machthabern der Demokratie¸ den Medienspeichelleckern¸ den Wirtschaftsbossen und den Beifall klattschenden Mitläufern. Herrlich sozialkritisch.
Der Band selbst ist von der Qualität wieder einmal gelungen¸ fester Einband¸ der selbst Fussballspiele der Post¸ die ihn lieferte¸ fast schadlos überstand. Qualitativ ebenso hoochstehend Papier und Druck¸ dazu neben dem Comic selbst die Titelbilder der Originalausgaben als Kunstgalerie. -