Totensteige
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
In der Wasserburg Kalteneck¸ dem Sitz eines psychologischen Institutes für Grenzwissenschaften¸ liegt ein ermordeter Parapsychologe. Der Besondere Umstand liegt im von innen verschlossenen Zimmer. Wer also¸ wenn nicht er selbst¸ hat ihn ermordet und konnte danach noch fliehen? Wobei man sich selbst das Herz selten aus dem Leib reisst und es danach noch versteckt. Lisa Nerz¸ ihres Zeichens Journalistin entdeckt den Toten¸ mit dem sie eigentlich ein Interview für die Wochenendausgabe ihrer Zeitung¸ dem Stuttgarter Anzeiger¸ führen wollte. Oder eher sollte¸ denn sie hatte keine Lust¸ einer Gruppe abgedrehter Geisterjäger ihre Aufmerksamkeit zu widmen¸ was sich vor Ort jedoch schlagartig änderte. Ungereimtheiten und offene Alibis vermitteln ihr ein ganz besonderes Bild mit der Ahnung an eine Verschwörung. Als die Kriminalpolizei den Malergesellen Juri Katzenjakob verhaftet¸ ist Lisa Nerz vollends überzeugt¸ hier soll jemand geopfert werden während der wahre Täter immer noch frei herum läuft. Der junge Mann hatte zwar die Gelegenheit¸ aber weder die Mittel und schon gar kein Motiv. Lisa Nerz recherchiert und stösst auf seltsame und verbotene Experimente¸ dunkle Gerüchte und viel Geld. Die Angestellten des Parapsychologischen Institutes sind selbst sehr sonderbar¸ glauben sogar an das¸ was sie sagen. Gemeinsam mit Staatsanwalt Richard Weber folgt sie der Spur des Geldes und den spärlichen Hinweisen. Die Spur führt zuerst nach Schottland¸ dem ehrwürdigen Edinburgh. In den dunklen Verliesen der Stadt wendet sich das Blatt. Lisa und Richard werden das Ziel geheimnisvoller Anschläge. Kurze Zeit später werden die beiden als ausländische Attentäter von Polizei und Presse gejagt.
Der Roman Totensteige ist ein fesselnder¸ atmosphärisch dichter Kriminalroman. Das ist ein Mystery-Thriller¸ den man gern in die Hand nimmt und möglichst nicht vor dem Ende aus selbiger legt. Wer Gefallen an dunklen Spielarten der Kriminalliteratur findet¸ der wird garantiert nicht enttäuscht. Christine Lehmann bietet einen klugen Kriminalroman¸ dessen Handlung nicht an irgendwelchen nicht vorhandenen Haaren herbeigezerrt wird. Den Roman könnte man als einen Tatort-Krimi dem Fernsehen anbieten¸ was das Niveau sofort erhöhen und die Spannung verdreifachen würde. Persönlich würde ich gern mehr in dieser Richtung lesen. Vor allem weil Lisa und Richard interessante Figuren sind¸ die hoffentlich weiter zusammenarbeiten werden. Ihre zum Teil ungewohnten Eigenschaften machen nachdenklich und würden zudem ein wenig die Geschlechterrolle neu betrachten. An dieser Stelle sollte ich noch einmal auf den 2009 erschienen Roman Mondkrater verweisen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355