Totenblick
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Markus Heitz schrieb seinen ersten Thriller. Der Knaur Verlag liess sich dabei zu einem ungewöhnlichen Klappbroschurumschlag hinreissen. Der besondere Umschlag und seine Gestaltung sind schon ein Hingucker. Hinzu kommt ein grossformatiges Foto und Kurzinterview auf der vorderen Klappeninnenseite. So animiert beginnt man gern das Buch zu lesen.
Armin Wolke ist auf dem Weg nach Hause. Er war auf einem Konzert¸ dass sich mit einigen Absackerbieren in die Länge zog und so aus dem späten Abend einen frühen Morgen machte. Auf dem Heimweg wird er überfallen¸ mit einem Baseballschläger behandelt und im Anschluss fast von einer Strassenbahn überfahren. Dem nicht genug ist der junge Konzertpianist¸ auch zu hause nicht sicher. Er wird von einem unbekannten Eindringling in seiner Wohnung betäubt und verschleppt. Armin Wolke wird zur Berühmtheit¸ posthum¸ denn er ist der erste Mordfall einer Serie. Achim Wolke wird in einer furchtbar „lebendigen“ Nachbildung des Gemäldes „Der Tod des Marat“ von Jacques-Louis David gefunden. Als weitere Morde geschehen¸ bildet das zuständige Leipziger Kommissariat eine Sondereinheit mit dem Titel Bildermorde. Der Grund für den seltsamen Namen ist das¸ was der Täter mit den Leichen anstellt. Der Täter verwendet seine Opfer zur Inszenierung bekannter Bilderszenen oder Bildhauerarbeiten. Beachtenswert ist die Vorgehensweise des Mörders¸ der es darauf anlegt¸ gefunden zu werden. Denn in seinen Mordbildern stecken Hinweise auf ihn. Doch damit nicht genug¸ anscheinend gibt es einen Trittbrettfahrer¸ der ihn nachahmen will. Eile ist für die Polizei geboten. Zum Einen um den richtigen Mörder zu finden und weitere Nachahmer auszuschliessen. Hinzu kommen Nachrichten des Mörders¸ die besagen¸ dass der Totenblick denjenigen erfasst¸ der als nächstes sterben wird.
Unter dem Befehl von Hauptkommissar Peter Rohde ermittelt die Polizei¸ wie es immer so schön heisst¸ in alle Richtungen. Noch hat man keinerlei ahnung¸ wer der Mörder ist¸ nach welchem Muster er die Opfer aussucht etc. Doch mit jedem Mord kommt man dem Mörder näher. Unabhängig von der SoKo ermittelt Ares Löwenstein¸ ein ehemaliges Mitglied der Motorradgang Demons. Inzwischen ist er Personal Trainer. Doch er kommt nur indirekt zu diesem Fall¸ weil er sich um etwas anderes kümmerte und zwei Hinweise zueinander und zur SoKo führen. Die Drohung des Mörders zeigt Wirkung¸ denn die beiden Polizeibeamten¸ die den Leichnam fanden sterben bei Unfällen. Oder als Unfälle getarnte Morde.
Markus Heitz' Abstecher ins Thrilllergenre ist bis auf ein paar Nachteile durchaus gelungen. Er bedient sich dabei eines häufig angewandten Klischees¸ des intelligenten und überlegenen Psychopathen. Allerdings ist das Herausfinden der Serienkiller-Identität nicht ganz so logisch nachvollziehbar. Die Spannung des Romans begann schnell. Das führte dazu¸ dass man sich ebenso schnell in der Geschichte zurechtfand und die Beschreibungen Leipzigs waren durchaus angetan¸ die Stadt der Frühjahrsbuchmesse wieder vor dem eigenen Auge erstehen zu lassen¸ vor allem wenn man sie bereits kennt. Markus führt Figuren ein¸ die manchmal in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen¸ dann aber wieder solche¸ die schnell wieder verschwinden¸ oft als Tote. Der Autor nimmt dabei kein Blatt vor den Mund¸ wenn er die Morde beschreibt¸ wobei vieles der Phantasie des Lesers überlassen bleibt. Aber daher ist dies ja auch ein Thriller¸ am Rande eines Splatterpunk.
Ein gelungener Ausflug in einen spannenden Thriller¸ mit kleinen Abstrichen. Aber auch ein Wiedersehen mit Konstantin Korff aus Oneiros.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355