Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
30.8.2199¸ viertausend Frauen gehen an Bord des Raumschiffes AMELIA EARHART und verlassen die Erde. Eine Erde¸ von ABC-Waffen verseucht¸ unfruchtbar wie die männliche Bevölkerung. Die Frauen im Raumschiff wollen auf einen anderen Planeten auswandern¸ auf der Suche nach 'Mutter'¸ von der alle abstammen um dort eine Frauengesellschaft namens Materna aufzubauen. Als die Frauen in den Weiten des Alls verschwinden¸ bleibt eine kleine Gruppe¸ teils aus Angst vor der Fremde¸ teils aus Verantwortungsgefühl¸ unter der Führung von Africa Contrera zurück. Sie suchen Zuflucht unter der Erde¸ in einer atomar verseuchten Wüste. Ihr Problem ist nicht¸ das Überleben an sich¸ sondern das sich verstecken müssen vor dem Mann Theo Zedera. Während die Frauen¸ die klugen und edlen Wesen (im Western an den weissen Hüten zu erkennen)¸ sich aus allen wichtigen Stellungen der menschlichen Politik und Kultur zurückzogen¸ kam eben dieser Theo Zedera an die Macht. Theo Zedera¸ Zerstörer der Welt und Tyrann böse¸ brutal und besessen von Macht¸ hingegen versucht¸ diese verschwundenen Frauen aufzuspüren¸ heisst es doch¸ dass sie alle von einer Ausserirdischen abstammen. Mittels des Stoffes 'Östrova' gelingt es diesen Frauen¸ in einer feindlich gewordenen Männerwelt¸ Kinder zu bekommen¸ die alle weiblich sind. Damit ist die kleine versteckte Gruppe dabei¸ eine männerfreie Gesellschaft aufzubauen. Dadurch entsteht eine lesbische Gemeinschaft¸ die sich nicht nur darin zeigt¸ dass Jos und Africa eine Liebesbeziehung eingehen. Bei dieser Liebesbeziehung fällt auf¸ dass die Anführerin Africa Contrera ein dunkles Geheimnis hütet. Sie war lange Zeit die Jugendfreundin¸ Beraterin und Geliebte des Diktators. Daher ist für die anderen Frauen verständlich¸ dass sie ihn sehr gut kennt. Unverständlich jedoch¸ dass sie immer noch zu dem grausamen und machtgeilen Alten steht. Zedera wird immer grausamer¸ lässt ganze Städte dem Erdboden gleichmachen¸ wenn man sich ihm widersetzt. Er entfesselt Kriege und Aufstände¸ nur um seine Ideen durchzusetzen. Er verfolgt jeden Andersdenkenden¸ um ihm dem Tode zu übereignen. Auch den Frauen steht er gewalttätig gegenüber und lässt sie überall suchen. Als er sie fast gefunden hat¸ stellen sich Africa und Joss¸ um ihn von den anderen abzuhalten.
Als die beiden Frauen in der machtzentrale von Theo Zedera sitzen¸ erfahren sie ein Geheimnis¸ dass den ganzen Roman in einem neuen Licht erscheinen lässt.
Katherine V. Forrest ist eher durch ihre Krimis bekannt geworden. Der vorliegende Band ist die Fortsetzung von 'Töchter der Morgenröte'. Für mich ist dieser Roman eine feministische Utopie¸ die den Evolutionsschritt¸ eine männerlose Welt¸ vorweg nimmt. Damit werden Ideen aufgegriffen¸ die bereits vor einem viertel Jahrhundert von der Frauenbewegung erdacht und zum Teil auch durchgespielt wurde. Es entsteht unter der Feder der amerikanischen Autorin ein sehr streng abgegrenztes Bild von Gut und Böse¸ Freund und Feind. Man(n) wird sicherlich ein paar Probleme haben¸ sich in diesem Roman zurechtzufinden¸ ist Mann doch der Böse. Wer jedoch bereit ist¸ sich dieser Thematik anzunehmen und in dieser zukünftigen Welt einzulesen¸ der wird einen Roman in den Händen halten¸ der Spass macht. Die feministische Utopie ist nicht jedermanns Sache aber bestimmt ein neues Stück im grossen Puzzle der Frauenbewegung. Alle anderen werden sagen¸ Katherine soll weiter Krimis schreiben.