Time Riders: Hinter feindlichen Linien
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Im vierten Buch finden sich Liam, Sal und Bob auf einer Zeitreise in das Jahr 1936, Amerika und einen betrunkenen Abraham Lincoln wieder. Allerdings spielt ein Grossteil der Geschichte im Jahr 2001, wo eine alternative Zeitlinie eingetreten ist (aufgrund bestimmter Ereignisse und der üblichen Pannen von Maddy und Sal). Der Amerikanische Bürgerkrieg wurde nie beendet, der Süden ist nun unter der Kontrolle der Briten und der Norden wird von den Franzosen regiert. Plausibel, nehme ich an, da die Briten und Franzosen bereit waren, beide Seiten zu unterstützen, wenn man einigen historischen Beweisen Glauben schenkt - obwohl es aufgrund der Haltung beider Seiten zur Sklaverei eine sehr unpopuläre Entscheidung für beide Länder zu Hause gewesen wäre. Der Krieg ist die Hölle da draussen, die Time Riders finden sich mitten in einem Krieg in New York wieder, wo es zu einer Art Grabenkrieg geworden ist. Angespornt durch die seltsamen Ankömmlinge schliessen sich die Kämpfer zusammen, um die Briten und Franzosen aus ihrem Land zu vertreiben. Beide Seiten sind vom Krieg desillusioniert, was auf unterschwellige Vorurteile zurückzuführen ist, die ein wenig an die Sklaverei-Problematik aus dem ursprünglichen amerikanischen Bürgerkrieg erinnern. Dieses vermeintliche Vorurteil kommt von der Verwendung von Eugenics, genetisch manipulierten Wesen, die für Sklavenarbeit geschaffen wurden. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Ähnlichkeit zwischen den Unterstützungseinheiten Becks und Bob, die ebenfalls gentechnisch veränderte Super-Cyborgs aus der Zukunft sind. Wie sie auf ihre Situation reagieren, treibt die Geschichte voran und macht sie interessant zu lesen. Das Problem ist, und das lähmt die Geschichte sicherlich, dass Maddy eine Nörglerin ist, Sal ist ein Kind von 12 Jahren und trägt nichts zum Team bei, ausser ihren erfundenen Schimpfwörtern. Die ganze Situation entsteht dadurch, dass sie einen kindischen Fehler machen, der sich zu einem grossen Schlamassel auswächst. Mittlerweile finde ich es ziemlich amüsant, wie sehr Maddy es vermasseln wird - vielleicht war das die ganze Zeit der schlaue Plan der Autoren. Einen bösen Charakter schreiben, den man nur scheitern sehen will! Hinterhältig.
Die Wahrheit ist, dass ich diesen Roman gern gelesen habe. Er ist ziemlich gut geschrieben und durchdacht (abgesehen von Maddy und Sal). Entweder werde ich weich oder mein Lesegeschmack geht mit dem Alter bergab! Besonders interessant sind die humanistischen philosophischen Thesen, die aus der Prosa des Autors kommen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355