The moth diaries
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die sechzehnjährige Rebecca ist Halbwaise¸ seit ihr Vater Selbstmord beging. Da ihre Mutter mit ihr nicht klar kam¸ lebt Rebecca im Internat. Nur ab und zu fährt sie noch zu ihrer Mutter. Beliebt war Rebecca nicht. Weder bei den Internatsschülerinnen noch bei den hier lernenden Tagesschülerinnen. Der Grund warum sie von den anderen gemieden wurde liegt nicht nur in der Tatsache begründet¸ dass ihr Vater Selbstmord beging¸ sonder eher darin¸ dass sie Jüdin ist.
Nach den Sommerferien¸ die sie ausserhalb des Internates verbrachte¸ kehrt Rebecca kehrt in ihr Internat zurück¸ ihrem eigentlichen zuhause. Sie freut sich darauf¸ das neue Schuljahr wieder mit ihrer besten Freundin Lucy zu verbringen. Aber dann kommt ein neues Mädchen an die Schule. Ernessa. Lucy freundet sich mit Ernessa an¸ lässt Rebecca aussen vor. Rebecca fällt es zunehmend schwer¸ sich damit abzufinden¸ wird eifersüchtig¸ ja misstrauisch¸ was das neue Mädchen angeht.
Unheimlich und seltsam erscheint Ernessa aus der Sicht von Rebecca¸ während Lucy sich davon nicht beeindrucken lässt. Ernessa ist die Ursache vieler Zufälle und unglücklicher Unfälle. Die Schüler tuscheln und zerreissen sich den Mund über sie. Fast jeder findet sie unheimlich. Rebecca stellt sich vor¸ wer die Neue ist¸ oder besser¸ was sie ist. Ein Vampir¸ der an Lucy Gefallen findet und sich von ihr ernährt. Ganz deutlich ist dies jedoch nicht. Die Hinweise auf Sheridan Le Fanus Carmilla sind da wegbereitend.
Das Buch ist in Form eines Tagebuchs gehalten und abgesehen von einem fiktiven Vor- und Nachwort ist das Buch ein Ausschnitt eines Zeitspiegels der 1960er Jahre. Weil die Geschichte sich nur in einem US-amerikanischen Internat abspielt¸ aus der Sicht Rebeccas geschrieben wurde¸ bietet es einen gewissen Reiz mit einem unmittelbaren Eindruck von Rebeccas Gefühlen und Gedanken. Dies schränkt die Wahrnehmung des Lesers natürlich etwas ein¸ denn er ist auf die Subjektivität der Erzählung angewiesen. Hierbei ergibt sich die zweite Problematik. Was hat Rebecca tatsächlich erlebt und was bildet sie sich ein. Im Laufe der Erzählung werden jede Menge Fragen aufgeworfen¸ jedoch nicht beantwortet. Das Buch ist also keines mit Lösungen¸ sondern ein Problem. So wie Rebecca selbst. Als pubertierende Teenagerin hat sie die Probleme wie jede andere Jugendliche auch. Durch das innige Zusammenleben in dem eng begrenzten Internat¸ ergibt sich eine ganz andere soziale Struktur¸ als ausserhalb der geschlossenen Gesellschaft.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355