Tex Willer: Der Mann aus Atlanta
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Mit dem gebundenen Comic-Buch: Tex – Der Mann aus Atlanta ¸ trifft Nostalgie auf Rezensent. Die Comics¸ damals war ich Westernfan der Bilder-geschichten¸ habe ich früher gern gelesen und hatte Ambitionen¸ ebenfalls ein Texasranger zu werden und für das Gute zu kämpfen. Die Gut und Böse-Masche war damals noch sehr einfach¸ wie auch die Zeichnungen. Die in der Regel fehlenden oder wenig ausgearbeiteten Hintergründe störten mich damals gar nicht und heute ist es Nostalgie.
Damals waren Tex Willer und Kit Carson Helden¸ die man gern begleitete¸ wenn auch nur in Gedanken. Wenn heute die Serie für Sammler und Westernfans in gut gemachten Büchern neu herausgegeben wird¸ kann man gleichzeitig ein Stück Zeitgeist der damaligen Zeit einfangen. Die Qualität des Buches ist sehr hoch¸ besser als die damaligen Hefte¸ die in schwarz weiss erschienen.
Tex Willer ist kein Ranger der schnellen Colts und ebenso schnellen Schüsse. Wie auch Old Shatterhand von Karl May bevorzugt er eine klare Rechte¸ die geballte Faust und schon ist der Gegner ausgeschaltet. Wer sich ein wenig auskennt¸ weiss¸ die Geschichte ist immer wieder mit überraschenden Wendungen versehen. Tex ist ein Mensch¸ mit Stärken und Schwächen und so passiert es auch öfters¸ dass er gefangen genommen¸ niedergeschlagen oder verletzt wird. Die Erzählung macht aus ihm keinen Superhelden. Das trifft die Wirklichkeit besser und als Leser bin ich auch heute noch bereit¸ mich mit ihm zu identifizieren. Die Serie lief seit 1948 in Italien hauptsächlich in schwarz weiss. Aber es gab auch farbige grossformatige Hefte. Hier erkennt man das Markenzeichen von Tex. Ein knallgelbes Hemd. Ähnliches fand sich später bei der Serie Bessy ¸ wo der Held immer ein rotes Hemd trug. Die Helden der Jugend wurden somit schnell am Kiosk erkannt.
Die Geschichte Der Mann aus Atlanta erinnert ein wenig an Der letzte Rebell. Beide vom vielbeschäftigten italienischen Autor Claudio Nizzi gezeichnet. Die Erzählung stellt eine Bande ehemaliger Südstaatler¸ die nach dem Sezessionskrieg brutale Verbrechen im großen Stil begehen¸ in den Mittelpunkt. Im vorliegenden Band sind es jedoch ebenso brutale Verbrecher aus den Reihen der Nordstaatler. Zu Beginn wird erzählt¸ wie Tex während des Krieges von einem Südstaatler¸ dem Lieutenant Johnny Butler aus dem Sumpf gerettet wird. Jahre später soll Tex ihn aus dem Gefängnis befreien. Warum¸ das erzählt ihm die Verlobte Lola¸ die auch das ominöse Telegramm an Tex und Kit gesendet hatte. Erst einmal geht es um den Verbrecher Colonel Shelby der von dessen Bande befreit werden sooll. Gemeinsam hatten sie nach dem amerikanischen Bürgerkrieg Überfälle durchgeführt und Schätze angehäuft. Und leider weiss nur er¸ wo der Schatz vergraben ist. Aber es mischt noch ein ehemaliger Pinkertonagent mit und selbst die Verlobte Lola Dixieland sorgt zum Schluss für eine Überraschung.
Mit diesem 256-seitigen Western-Abenteuer hat Panini eine weitere gute Wahl für sein Album-Programm getroffen. Wer mehr über Tex erfahren möchte¸ dessen vierter Band nun vorliegt¸ sollte zusätzlich den ersten Band der Reihe in die Hand nehmen. Das schön aufgemachte grossformatige Comicbuch wird durch ein kenntnisreiches Vorwort von Tito Faraci eingeführt inklusive einem Interview mit dem Comiczeichner.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355