Tanatos 3-4: Das Geheimnis der Lusitania / Gefahr über Paris
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
In einer Art Katz und Maus Spiel versuchen Tanatos und seine Gegner sich die Bombe abzujagen. Der Meister der Lüge geht jedoch noch einen Schritt weiter. Während Louis Victor glaubt¸ seine Verlobte Melanie sei an Bord des Passagierschiffs gestorben¸ hält sie Tanatos gefangen und will sie zur Frau nehmen.
Der Preis von rund 29¸95 € erscheint auf den ersten Blick recht hoch¸ aber man erhält viel Qualität für sein Geld geboten. Ein sehr grosses¸ durchgehend farbiges und gebundenes Buch¸ zwei Geschichten¸ die in Frankreich getrennt veröffentlicht wurden sowie eine komplexe¸ ausgefeilte Geschichte¸ die den Leser zufriedenstellt. Dabei handelt es sich bei diesem Comic um ein sehr ambitioniertes und ernsthaftes Projekt. Die Erzählung greift den Ersten Weltkrieg auf¸ setzt als Auslöser den Superschurken Tanatos ein¸ von dem niemand sein wahres Gesicht kennt. Der Mann¸ der über unglaubliche Geldmittel verfügt¸ durch den Geldadel der europäischen Länder und den Waffenschmieden beiderseits der Fronten¸ ist niemanden bekannt. Keiner kennt sein wahres Gesicht¸ auch der Leser nicht. Das macht die Erzählung um den unsympathischen¸ aber dennoch fesselnden Helden weiterhin geheimnisvoll. Dazu kommt ein unglaubliches Arsenal an Maschinen¸ die der Welt des Jahres 1915 um Jahrhunderte voraus erscheinen. Oberflächlichist die Erzählung nicht. Sie kann nicht einfach so heruntergelesen werden¸ weil sie sich ernsthaft mit dem Krieg¸ den daraus entstehenden Greueln und den Machtintressen von Politik und Bankiers auseinandersetzt. Das muss auch der Leser¸ sich mit der Erzählung auseinandersetzeen. Tanatos ist ein anspruchsvoller Comic¸ der mit einer geradlinigen Handlung die Eroberung der Welt¸ klar zu erkennen ist. Die Handlungsstränge hingegen wirken nie ganz so geradlinig. Die beiden Ebenen¸ auf der einen Seite die Detektive der Fiat Lux auf der anderen Seite Tanatos¸ werden getrennt dargestellt¸ bedingen sich aber gegenseitig¸ so dass im Lauf der Erzählung die Pläne aller Beteiligten ständig geändert werden müssen¸ weil die jeweils andere Seite versucht¸ sie zu vereiteln. Gut ist durchaus die Darstellung der Seiten in weiss und schwarz gelungen. Ist die Seite schwarz gehalten¸ spielt alles in der Nacht und wirkt dadurch noch intensiver auf den Betrachter der Bilder. Schlecht sind die Fehler¸ die im Heft auftreten. Auf Seite zehn sind zwei Zeitungsausschnitte zu finden¸ die beide das Datum 18. Februar 1915 zeigen. Allerdings einmal als Mittwoch und einmal als Dienstag. Ebenfalls unschön sind fehlerhafte Sprechblasentexte wie auf Seite 66: Wir gehen wieder nach Frankreich gehen. Das sagt Tanatos zum Wissenschaftler Velmann. Andererseits gibt es natürlich auch versteckten Humor. Wenn zum Beispiel in einem Zeitungsausschnitt von einem obskuren Preis von illustrierten Romanen gesprochen wird. Gemeint ist die Comicmesse im französischen Angoulême. Der Comic ist eine Alternativweltgeschichte¸ die sehr viele Verweise auf unsere Welt beinhaltet.
Wer jedoch der Meinung ist¸ einen Steampunkcomic vor sich zu haben¸ der ist gänzlich falsch informiert. Es gibt zwar Dampfkraft aber sie ist nicht die vorherrschende Technik. Diese ist weiterhin die Petrochemie.
Alles in allem ein sehr gelungener Comic.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355