Tabernakel
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Es beginnt alles um 00:15 auf dem römischen Flughafen Fiumicino¸ als Jonathan Marcus¸ Mitarbeiter der Anwaltskanzlei Dulling and Pierce. LLD. dort von einem Firmenwagen abgeholt wird. Vor zwölf Stunden sass er noch in Manhatten an seinem Schreibtisch. Als Erstes stellt er dem Chauffeur¸ der ihn mit einem Maserati abholt¸ die Frage¸ warum er nach Italien kommen soll. Als ob ein einfacher Chauffeur mehr weiss als er...
An einer anderen Stelle ist Commandante Jacopo Profeta unterwegs. Als Leiter der Tutela del Patrimonio Culturale¸ der Abteilung für den Schutz des italienischen Kulturgutes¸ versucht er Antiquitätenschmuggler das Handwerk zu legen. Mit einem ausgebufften Mord hat er im mitternächtlichen Einsatz nicht gerechnet.
Die italienische Archäologin Dr. Emili Travia gerät auf die Spur der heiligen Menora. Langsam verbinden sich die unterschiedlichen Handlungsstränge und gerade Jonathan und Emili müssen zusammenarbeiten¸ um den geheimnisvollen Hinweisen zu folgen¸ die ihnen nach und nach in die Hände fallen. Selbst Commandante Profeta muss sich und seine Männer auf Trab halten.
Warum der deutsche Titel Tabernakel heisst¸ kann ich nicht nachvollziehen. Ein Tabernakel ist im Katholizismus die Bezeichnung für den Aufbewahrungsort der in der Heiligen Messe gewandelten Hostien. Im Judentum wird das Tabernakel zu Mischkan und ist eine von mehreren Bezeichnungen für das transportable Heiligtum¸ dass das biblische Volk Israel mit sich führte¸ bevor sie ein festes Haus bauten. Im Buch selbst ist von einer Menora die Rede. Die Menora ist der siebenarmige Leuchter und ein wichtiges religiöses Symbol. Und in der Tat geht es um einen Leuchter. Dahingegen lautet der Originaltitel soviel wie glimmende Asche oder glühende Kohle. Zumindest in den Wörterbüchern¸ die mir zur Verfügung stehen. Wichtig ist die immer brennende Menora¸ selbst nach Jahrtausenden.
Das Buch von Daniel Levin ist ein sehr spannendes Buch geworden. Solide schriftstellerische Handwerkskunst liegt dem Leser vor. Einige Überraschungseffekte erleichtern dem Leser¸ sich weiter dem Buch zu widmen und nicht zu unterbrechen. Der Mysterykrimi wirkt an manchen Stellen zu sehr konstruiert¸ es bleibt aber genügend spannende Unterhaltung übrig.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355