Steinerne Rose 1: Der Verfluchte
Für ein Erstlingswerk des Autoren Cedric Caine wäre es eine beachtliche Leistung¸ für den alten Hasen Al Wallon¸ der sich hinter diesem Pseudonym verbirgt¸ ist es nach "Thorin" vermutlich nur eine weitere Kerbe auf seinem Schreibgriffel für Fantasy. Der Roman ist routiniert geschrieben und baut eine Spannung auf¸ die den Leser zu fesseln in der Lage ist. Das liegt nicht zuletzt am Protagonisten¸ denn die Figur des Herzogs Tarvish¸ der sich selbst in die Verbannung schickt¸ überzeugt durch ihre Vielschichtigkeit: Einerseits der Führer seines Volkes im Kampf¸ ist er doch ein sensibler Mensch¸ der sich Gedanken über seine Familie und die eigene Zukunft macht und dem die Tötung des eigenen Bruders sehr nahe geht. Man bemerkt¸ daß er anfänglich sehr stark in den Vorstellungen der kleinen Welt seines Waldreiches gefangen ist und erst langsam beginnt¸ größere Zusammenhänge zu erkennen und auch zu akzeptieren.
Die Suche nach der Steinernen Rose beginnt ein wenig spontan¸ wird aber durchaus glaubwürdig durch die Haltlosigkeit Tarvishs¸ die ihn nach jedem Strohhalm greifen läßt¸ um seinen Leben¸ daß er nicht selbst beenden kann¸ wieder einen Sinn zu geben. Die Entwicklung¸ die ihn schlußendlich zu einem "Auserwählten" macht¸ gefällt mir persönlich weniger¸ als Suchender hatte er bei mir mehr Sympathien.
Der eigentliche Knackpunkt liegt meiner Ansicht nach jedoch bei den Nebenfiguren. Es sind nicht direkt Stereotypen¸ da sie durchaus Eigenheiten offenbaren¸ aber irgendwo sind es doch Standard-Charaktere¸ wie sie bereits sehr häufig im Genre aufgetaucht sind. Da hätten wir den Veteranen als "Aussteiger"¸ den abgrundtief schlechten Statthalter¸ das friedfertige Opfer der Umstände¸ den selbstgefälligen Händler¸ den pflichtbewußten Hauptmann et cetera. Was die Antagonisten angeht¸ hatte ich eher den Eindruck¸ als würde sich der Autor dort noch alles offenhalten wollen¸ jedenfalls tritt dort niemand so recht in Erscheinung. Die Macht der Antagonisten präsentiert sich durch Täuschung und Visionen¸ wie weit ihr reales Gefahrenpotential geht bleibt im Verborgenen. Was ich wirklich vermisse sind die ernstzunehmenden realen Widerparts¸ die Bedrohung durch das gestaltlose Chaos ist beinahe etwas zu abstrakt und erscheint in seinem Auftauchen etwas uninspiriert. Warum und wodurch die weiteren Ereignisse ausgelöst werden soll¸ erhält jedoch auch die Erwartung auf die Fortsetzung der Handlung.
Der Zyklus um die Steinerne Rose soll drei Bände umfassen¸ wobei auch der Abschluß der Trilogie von Cedric Caine verfaßt werden soll¸ während der 2. Band aus der Feder von Antje Ippensen stammen wird. Wenn der Lesewert der Folgebände dem des ersten Bandes gleicht¸ steht vermutlich ein abgeschlossener Fantasy-Zyklus ins Haus¸ den man im Auge behalten sollte.
Eine Rezension von: Marc H. Romain http://www.sonnensturm-media.de