Stein Des Bösen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Vor diesem historischen Hintergrund greift Elizabeth Redfern auf Menschen zurück¸ die in dieser Epoche lebten und erfindet ihre eigenen Handlungsträger hinzu. So kommen wir zum eigentlichen Helden der Erzählung. Ned Warriner. Ned lebte jahrelang im französischen Exil¸ bevor er es wagte und wieder in seine Heimatstadt London zurück kehrte. Er hat nicht nur Sehnsucht nach seiner Heimatstadt¸ sondern auch nach der schönen Kate. Letztere ist aber längst verheiratet und hat einen Sohn. Die Ehe ist nicht glücklich und ihr Mann Pelham bringt ihr ererbtes Geld durch.
Ned sucht wieder Anstellung bei seinem alten Herrn¸ wird aber nur heimlich eingestellt und für krumme Dinger eingesetzt. Aber das ist auch nicht das ¸ was er sich vorstellte. Der Zufall lässt ihn einen Brief finden und bringt ihn dadurch mit einem alten Alchimisten in Verbindung. Dieser Brief soll dafür sorgen¸ dass man den Stein des Weisen findet und mit ihm Gold herstellt. Dieser letzte Handlungsstrang läuft aber lediglich im Hintergrund und Ned kommt dem Geheimnis der Goldherstellung sehr nahe. Er hält das Geheimnis in den Händen¸ glaubt aber nicht an den Humbug und zerstört im Feuer den Brief und die anderen Chemikalien¸ wie den Stein der Weisen.
Was uns Frau Redfern anbietet ist nicht etwa das Sittengemälde einer Zeit oder eines Ortes. Es ist die Geschichte von ein paar Londoner Bürgern¸ die für eine Zeit miteinander auskommen. Die Geschichte ist wie Bus fahren. Leute steigen ein¸ ihr Weg führt eine Strecke miteinander und an der nächsten Haltestelle geht wieder alles auseinander. So ist es mit Ned. Er kommt nach London¸ lebt dort kurze Zeit und muss wieder so heimlich wie er kam¸ seine Heimat verlassen. Dieser historische Roman¸ angereichert mit dem phantastischen Element der Suche nach dem Stein der Weisen¸ zeigt uns¸ wie es in London hätte sein können. Damals. Obwohl die ganze Sympathie mit Ned steht und fällt¸ bleibt er eine eher tragische Figur. In seiner Verlorenheit¸ in der fremde¸ wie auch in der Heimat¸ zeigt uns Frau Redfern¸ wie es ist¸ die Wurzeln verloren zu haben. Sie zeigt¸ was Heimat bedeutet. Historische Romane haben manchmal etwas belehrendes¸ was hier fehlt. Zum Glück.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355