Steampunk Books & Braun 2: Die Janus Affäre
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Im Hyperdampfexpress kommt es zu einer seltsamen Begegnung. Eine junge Frau¸ Lena Munroe¸ eine der Freuenrechtlerinnen¸ Souffragetten genannt¸ wird verfolgt und ausgerechnet im Wagon von Books und Braun verschwindet sie in einem grellen Lichtblitz. Dies war jedoch bislang nicht die erste Person¸ die auf diese Weise verschwand. Eliza kannte die junge Frau¸ weil sie sich mit ihr in Edinburgh unterhalten hatte. Ganz unverfänglich¸ wie sie später ausdrücklich Dr. Sound gegenüber betont. Dennoch entzieht Dr. Sound den beiden den Fall und übergibt ihm stattdessen an Agent Campbell. Eliza und auch Wellington¸ genannt Welly lassen sich nicht abwimmeln und ermitteln auf ihre eigene Art und Weise¸ vor allem aber ohne Auftrag¸ was wieder zu Schwierigkeiten führt. Es stellte sich schnell heraus¸ bereits mehrere Personen¸ genauer genommen zehn Frauen¸ sind mittels Lichtblitz verschwunden. Ebenso die Akten¸ die einfach abgelegt wurden¸ ohne dass sich jemand darum gekümmert hat. Wellington und Eliza treffen bei einer Versammlung der Suffragetten auf Kate Sheppard¸ der führenden Frauenrechtlerin aus Neuseeland¸ und ehemalige Mentorin von Eliza Braun. Mit von der Partie ist auch deren Sohn Douglas¸ der gleichzeitig Elizas ehemaliger Geliebte ist.
Das zweite Abenteuer von Wellington Books und Eliza Braun konnte mich wieder überzeugen¸ wird fast nahtlos aufgegriffen und an bereits bestehende Handlungsstränge angeknüpft. Dieses mal wurde neben dem spannenden Fall¸ der sich langsam entwickelt¸ und Campalls Versuchen das Ministerium endlich zu stürzen und den Machenschaften des Maestros¸ noch mehr Rücksicht auf die Charaktere genommen. Man erfährt sehr viel aus Elizas Vergangenheit in Neuseeland und warum sie von dort Verbannt wurde. Wellington selbst wird durch den Umgang mit Eliza etwas lockerer¸ wirkt nicht mehr so steif¸ wie man dies von einem englischen Gentleman erwartet. Auch vertieft sich die Beziehung zwischen ihr und Welly¸ denn während des nervenaufreibenden Falles¸ entdeckt Wellington Gefühle¸ die er nie für möglich gehalten hätte. Und so wacht er mit wachsender Eifersucht über Eliza¸ die den neuerlichen Avancen von Douglas zu erliegen scheint. Gleichzeitig gewinnt er mehr Selbstvertrauen¸ wird zusehens lockerer und zeigt das er im Aussendienst noch manch Überraschung zu bieten hat. Und auch Eliza scheint mehr für "Welly" zu empfinden. Darüber hinaus kann der Leser sich auch einer mehr oder minder freiwilligen Zusammenarbeit mit Sophia del Morte und anderen Unterweltgrößen erfreuen.
Die Geschichte ist gut durchdacht¸ nichts wirkt aufgesetzt und alles Wichtige wird erwähnt¸ ohne dass sich der Leser von Informationen überfordert fühlt. Die Steampunk-Welt¸ die die beiden Autoren schufen¸ ist tiefgründig und detailreich¸ glänzt mit neuen Fertigkeiten wie Teleportation und spontaner Selbstentzündung. Mit Die Janus-Affäre ist dem Autorengespann ein würdiger Nachfolger gelungen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355