Steam Noir - Kupferherz 4 Das
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Im Vordergrund steht weiterhin Heinrich Lerchenwald. Mit der Überflutung des Schierlinger Stadtteiles Aurich verlor er seine alte Heimat. Auf der Suche nach einer neuen Heimat fand der leidenschaftliche Bizarromant mit der jenseitigen Toteninsel Vineta eine neue¸ die jedoch nicht ganz dem entspricht¸ was er sich erhoffte. Von Beruf Ermittler ist er nicht nur als solcher tätig¸ sondern forscht auch in den Disziplinen der bizarromantischen Wissenschaften weiter. Was ihn antreibt¸ ist mehr als nur beruflicher Ehrgeiz.
Inzwischen weiss Heinrich Lerchenwald¸ was es mit dem Kupferherz auf sich hat. Dieses Wissen nützt ihm nichts¸ denn es sind damit wahrscheinlich alle Chancen vorbei¸ seinen sterbenden Sohn Albrecht zu retten. Der angebliche Wunderdoktor und Wissenschaftler Presteau und der Wiederkehrer Leander stehen ihm zwar zur Seite¸ aber nur auf ihre eigene Weise¸ denn Heinrich Lerchenwald findet sich in einem Intrigen-Spiel wieder¸ dass ihm keine Wahl lässt. Er muss handeln¸ überrascht so jedoch seine Gegenspieler. Leander¸ der seinen Lebens-zweck als erfüllt betrachtet¸ verabschiedet sich aus selbigen¸ während Heinrich Lerchenwald Kontakt zum kalendarischen Orden sucht¸ weil er weiterhin vom Leonardsbund geächtet wird. Der Weg zum kalendarischen Orden scheint auch nicht verkehrt zu sein¸ denn dieser weiss viel mehr über die wiedergekehrten Seelen.
Der Kalendarische Orden unterhält das Kalendarium¸ die wichtigste Institution Landsbergs¸ denn nur sie kann den Zeitpunkt der nächsten Blinden Tage voraus-sagen. Als Geheimbund gegründet¸ operiert er noch heute verdeckt. Überall arbeiten seine Männer. Wenn wichtige Akten spurlos verschwinden¸ hat der Orden höchstwahrscheinlich seine Finger im Spiel. Doch die Ziele dieses Ordens sind unergründliche. Es sei denn¸ man ist selbst Mitglied.
Als Heinrich Lerchenwald die Hintergründe des Kalendarischen Ordens erfährt¸ schliesst er sich ihm an und erhält von ihnen Kenntniss in die Geheimnisse der mechanischen Wesen. Lerchenwald revanchiert sich mit seinem Wissen über die Zusammenhänge zwischen den zurückkehrenden Seelen und den zerfallenden Körpern der Neubeseelten. Dieser Wissensaustausch sorgt dafür¸ dass man einen Weg¸ die drohende Zerstörung der Welt aufzuhalten.
20111 war das Jahr des Steampunk. Es erschienen einige gute Romane¸ interessante Kurzgeschichtensammlungen und der Comic Das Kupferherz. Und das alles auf Deutsch¸ von deutschen Künstlern und ohne sich hinter irgendwelchen ausländischen Werken verstecken zu müssen. Steam Noir ¸ wie die Reihe sich bei Cross Cult nennt ist durchaus poetisch¸ nachdenklich¸ und glaubhaft. Die Zeichnungen wirken auf den Leser ein¸ entführen in eine fremde Welt und lassen manchmal Träume zu. Die Einzelheiten in den Zeichnungen¸ der überzeugende Strich und die Farbgebung ergeben ein einzigartiges Werk. Der vierte Band¸ als gelungener Abschluss einer aussergewöhnlichen Reihe¸ gibt endlich die Antworten auf die meisten noch ungeklärten Fragen. Felix Mertikat und Verena Klinke ist es gelungen mit den Geheimnissen des Kalendarischen Ordens ein paar neue Überraschungsmomente in die Handlung einzubringen. Und gerade hier¸ zeigt sich der Künstler des Comics als wahrer Meister. Damit wird mystisch-geheimnisvolle Atmosphäre noch dichter¸ noch fesselnder. Sie geben der Handlung einen schlüssigen Abschluss. Mit dem Kalendarischen Orden und seinen Geheimnissen kommt eine Macht ins Spiel¸ die vorher wenig beachtet wurde und nun eine Klammer zwischen den einzelnen Bänden bildet.
Die Stärke der beiden Comic-Künstler ist¸ eine komplett neue Welt zu erschaffen die wirklich phantastisch ist. Zeichnungen und Beiträge von Gästen runden den Band ab. Ich wünsche den Machern auch in den Ländern ausserhalb Deutschlands viel Erfolg. Gerade in Frankreich¸ der Heimat der Graphik Novell wäre dies die Adelung der Künstler.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355