Steam Noir - Kupferherz 1-3 Das
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Im Mittelpunkt der Erzählung stehen drei Personen. Da ist zum einen die Tatortermittlerin Frau D. Sie ist stets darauf bedacht¸ unabhängig von jedermann zu sein und ihre Ermittlungen objektiv zu führen. Den Gegenpol zur kühlen Logikerin stellt der oft impuslive Bizarromant Heinrich Lerchenwalt dar. Heinrich Lerchenwald ist für den Januskoogener Leonardsbund tätig¸ wie auch die beiden anderen Personen. Bizarromanten sind Menschen¸ die sich auf die Suche nach Seelen begeben. Mit einer von ihm erfunden Maschine spürt er freie Seelen auf. Sein Ziel ist es¸ sie zu einem seelenwürdigen Dasein ins "Ghetto" zurückzuschicken. Wo Frau D. Mit Logik an ein Problem herangeht¸ ist er mit Gefühl bei der Sache. Letztendlich bildet die beseelte Maschine Richard Hirschmann den Abschluss. Er ist eine sanfte¸ aber riesenhafte Menschmaschine¸ die mehr Herz aufweist¸ als andere Personen die im Laufe der Handlung eine Rolle spielen.
Die drei arbeiten gemeinsam an einem gefährlichen Fall bei dem eine Seele hat die Leiche eines Mädchens gestohlen. Dieses Mädchen wurde vor einigen Jahren in den Kamin eines Hauses eingemauert wurde. Das Mädchen hatte ein Kupferherz¸ scheinbar das einzige Herz¸ das wirklich funktionierte. Es wird eng für Heinrich Lerchenwald¸ durch sein seltsames Verhalten verliert er die Unterstützung des Leonardsbundes. Dieser Bund ist es¸ der die Geschicke der Welt lenkt. Gleichzeitig ist er Heinrich Lerchenwalds Arbeitgeber. Trotz der Widrigkeiten findet Lerchenwald Mittel und Wege¸ um weiter nach der verlorenen Seele¸ die der mutmaßliche Mörder des kleinen Mädchens sein soll¸ zu suchen. Dann gelingt Heinrich Lerchenwald ein Durchbruch im Fall Lisa Schönberger. Ihr wiedergekehrter¸ untoter Bruder Leander hat ihn zu ihr geführt. Weil ihr Körper wegen des Kupferherzes nicht sterben kann¸ liegt sie las lebende Leiche in einem Versteck. Lerchenwald verspricht dem Geschwisterpaar zu helfen.
Band 1 der Reihe Steam Noir. Das Kupferherz veröffentlichte Felix Mertikat noch mit Benjamin Schreuder als Texter. Verena Klinke stieg in Band 2 in das Projekt ein. Ebenfalls neu in Band zwei ist Jakob Eirich¸ der für die Farben zuständig war. In Band drei findet man ihn jedoch nicht mehr.
Der erste Band stellte die Welt¸ mit ihrer fantastisch-furturistische Handlung vor. Es ist der Schollenplanet¸ mit Kleidung und Gesellschaftsformen des viktorianischen Zeitalters¸ es ist Dampfkraft des Steampunks¸ es ist eine dunkle Geschichte¸ einem Krimi nicht unähnlich und an die französichen Noir-Krimis angelehnt¸ mit Hinweisen auf die deutsche Vergangenheit während des dritten Reiches mit Holocaust und Ghettos.
Der zweite Band der aussergewöhhnlichen Kurz-Comic-Reihe wirkt ein wenig unübersichtlich. Die Düsternis¸ die Verlorenheit dieser Welt¸ beeindruckt. Die Comics der Reihe sollte man durchaus ernst nehmen und nicht nur zur Unterhaltung lesen. Aber vielleicht sehe ich in ihnen mehr¸ als zu sehen gewollt ist.
Der dritte Band schliesslich setzt die Geschichte gekonnt fort. Langsam aber sicher zeigt sich¸ der Weg zur Lösung. Die Protagonisten werden weiter gefordert¸ geraten in zuerst unlösbare Situationen¸ um doch noch einen Weg¸ bzw. Lösungsansatz zu finden.
Der gute Comic zeichnet sich zudem mit einer gekonnt zusammengestellten Erweiterung von Bonusmaterial vor. D ie Designerin der Kleider¸ Sammy the Scissors ¸ kommt zu Wort¸ durch die Texterin Verena Klinke werden häufig gestellte Fragen zur Geschichte beantwortet. Zu guter letzt zeigt Felix Mertikat wie eine Seite entsteht und zeigt Entwürfe. Kupferherz ist ein deutscher Comic¸ der sich zweifellos auf internationalem Niveau bewegt¸ bei dem alles zusammenpasst und eine eigenständige¸ spannende Geschichte ergibt. Die Geschichte lebt auch von den ausgefeilten Dialogen. Hier wird kann der Leser sich auf gut charakterisierte Figuren freuen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355