Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Kommen wir also zum Buch. Nach dem Inhaltsverzeichnis ist es ein Buch¸ in dem nur gekämpft wird. Ich kämpfte mit. Während Wittmann (Anscheinend nicht der Perry Rhodan Zeichner Michael) sich im Bodenkampf übte¸ kämpfte ich mich durch die Seiten. Wittmann kämpfte gegen ein paar Jugendliche¸ die ein verkrampftes Deutsch sprachen¸ über das ich mich köstlich amüsierte. (Sollte das tatsächlich eine Übersetzung sein¸ sollte sich die Übersetzerin ausbedingen¸ im nächsten Roman möglichst klein geschrieben zu werden). Bleiben wir bei Wittmann¸ fit in Kampfsport und Selbstverteidigung¸ der sich gegen ein paar Lümmel durchsetzen muss. Wenn jemand in Deutschland Kampfsport ausübt und diesen gegen einen Gegner einsetzen will¸ ist er verpflichtet¸ dies zu sagen¸ er macht sich sonst strafbar. An dieser Stelle hätte Magnus Wittmann in den Knast wandern müssen.
Mike McBain und Jeremy Fisher¸ Offiziere und Luftwaffenpiloten der US-Airforce sitzen in einem hochmodernen Kampfflugzeug mit Ziel Guam. Noch auf den Weg dorthin erhalten sie die Angriffspläne gegen China.
Und dann geht es rund. Der Atomkrieg findet statt. China wirft 102 Raketen ins rennen¸ davon werden nur 8 abgeschossen. Die USA antworten mit 814 Raketen. Und alle verschwinden am Polarkreis. Das gibt einen ziemlichen Papierkram um die Verlustmeldungen zu schreiben. Und keiner will's gewesen sein.
Mit dieser seltsamen Reaktion¸ eine unbekannte Macht (PERRY RHODANs Dritte Macht lässt grüssen)¸ rettet die Welt vor einem Atomkrieg¸ beginnt der Roman¸ den man durchaus zur Unterhaltungsliteratur zählen könnte (aber nicht zwangsläufig muss). Der Roman hat alles¸ was ich nicht lesen will. Da wird offen der Rassismus gepredigt und nur wenig verschleiert. Wenn McBain keine 'nicht-weisse' Frau heiraten will¸ ist das für mich durchaus in Ordnung. Aber die Art und Weise wie hier Rassismus wegen Hautfarbe bzw. Religion geführt wird¸ ist für mich nicht zufriedenstellend. Das Gleiche gilt bei Wittmann¸ der eine türkisch stämmige Vorgesetzte (im wahrsten Sinn des Wortes) erhält. Und dann noch die unbekannte Macht. Ex-Nazis¸ die sich im Polgebiet eingenistet hatten. Und das weil Aliens die Menschheit infiltrierten. (Warum dass denn?) Mit Gehirnimplantaten zwingen sie angeblich Politiker und einflussreiche Persönlichkeiten der Wirtschaft unter ihre Gewalt. Wie gut¸ dass die Arier aus dem Dritten Reich Immun sind. (Immun gegen eine Operation und Implantat?)
Das Buch lässt in Vielerlei Hinsicht zu wünschen übrig. Nach allem was ich im Vorfeld gehört und gelesen habe¸ war es schwierig unvoreingenommen zu sein¸ was mir natürlich nicht gelang. Das gebe ich unumwunden zu. Was mich neben den Grenzgebieten der Tabuisierung und deren eklatanten Verstössen von Meinungsmache am Meisten ärgerte war die haarsträubende Handlung. Ich denke mal¸ der Autor der das Buch geschrieben hat¸ setzte dieses Mittel der provozierenden Äusserungen ganz bewusst ein¸ um diese Reaktionen hervorzurufen¸ weil er sicher war¸ dass das Buch sonst keinerlei Aufmerksamkeit erzielte.
Ein Preis steht leider nicht auf dem Buch¸ ist es a) kostenlos oder b) nichts wert? Ich musste jedenfalls erst einmal ins Internet und nach dem Preis suchen¸ damit ich meine obigen Sammlerinformationen vollständig bekam.
Um es vorweg zu nehmen. Ich bin nicht überzeugt¸ dass dieser Roman aus dem amerikanischen Übersetzt wurde. Abgesehen von einem fehlenden Originaltitel erinnert mich der Schreibstil zu sehr an die Heftromanserie TORN des Heftromanschreibers Michael J. Parrish. (Ich habe nicht gesagt das er es ist¸ aber die Ähnlichkeit...). Woher sollte ein kleiner Provinzautor aus den Wäldern der Vereinigten Staaten¸ einen kleinen¸ neu gegründeten Verlag in den Bergen der Schweiz kennen und ausgerechnet dort den Roman anbieten? Des weiteren sind die Beschreibungen von Berlin viel zu genau¸ als dass sie jemand in irgendeiner Wildnis beschrieben hätte und viel zu neu. Der Rummel der um diesen Roman gemacht wird ist nichts als strategische Werbung. Eine Meldung kurz nach erscheinen besagte¸ dass jemand jetzt schon (nur wenige Tage nach erscheinen des Bandes) auf youtube Bilder eingestellt hätte. Wer im Graphikbereich arbeitet weiss¸ das das nicht so einfach und schnell vonstatten geht. Da hat jemand das Buch vorher gekannt. Das Pseudonym "gesprengte ketten" für den Autor und "letzte möglichkeit" für den Titelbildzeichner ist nicht originell. Höchst Wahrscheinlich stammen auch die Bilder im Internet von diesem Zeichner (der Stil ist identisch).
Was bleibt? Ich werde das Buch und alle weiteren einfach ignorieren. Zum lesen nicht lesenswert¸ zum darüber aufregen erst recht nicht wichtig genug.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355