Stadt der Toten
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Irgendwo in den Vereinigten Staaten von Amerika steht ein Experimentallabor. Hier wird geforscht¸ experimentiert¸ versucht. Ein Partikelbeschleuniger macht seinem Namen alle Ehre und beschleunigt¸ und wenn es nur der Untergang der Menschheit ist. Damit ist der Mensch mal wieder selbst an allem Schuld. Durch die Experimente mit dem Partikelbeschleuniger erheben sich die Toten aus ihren Gräbern. Was zuerst wie eine Sensationsmeldung a la Bildzeitung oder RTL-Fernsehsender anhört¸ stellt sich recht schnell als bittere Wahrheit heraus. Menschen¸ die erst vor kurzem starben erheben sich¸ sprechen mit den Lebenden und haben natürliche Bedürfnisse wie Nahrungsaufnahme.
Doch die seelenlosen Menschen sind eigentlich keine Menschen mehr. In den Körpern hausen fremde Wesen. Dämonen sind nun die Besitzer der Körper und der Erinnerungen der Menschen. Vor unendlicher langer Zeit wurden die Dämonen von der Erde verjagt. Durch die Arbeit mit dem wissenschaftlichen Gerät ermöglichten die Menschen unbewusst und ungewollt die Rückkehr des Grauens. Ab sofort übernehmen die Dämonen die Herrschaft. Mit jedem toten Menschen und totem Tier wächst die Zahl der wiederkehrenden Dämonen. Die Zahl der Dämonen steigt expotential¸ nicht etwa durch ‚natürliche’ Vermehrung¸ sondern durch hinmetzeln von Menschen¸ die dann wieder als Wirtskörper für weitere Dämonen dienen. Die Zivilisation der Menschen hat einen Tiefpunkt erreicht¸ um nicht zu sagen¸ dass es fast keine mehr gibt. Die wenigen Überlebenden haben es schwer.
Jim Thurmond ist einer der wenigen Überlebenden. Sein Heim wurde ein atombombensicherer Bunker. Mal abgesehen von einer tobenden¸ untoten Frau¸ die unbedingt rein will¸ keinem Radio- und Fernsehprogramm hat er es dort recht gemütlich. Allerdings kommt dann doch noch ein Anruf seines Sohnes durch. Der lebt in New Jersey und Papa um Hilfe anfleht. Blöd¸ wie er ist¸ macht sich der Vater natürlich auf dem Weg¸ muss er doch Wissen¸ dass er eine Chance kleiner Null hat¸ um zu überleben und seinem Sohn zu retten.
Das ist nur einer von mehreren Handlungssträngen¸ die eines gemeinsam haben. Der Hauptdämon OB leitet eine Armee von Untoten¸ die sich immer mehr über die Welt ausbreiten und Menschen und Tiere nacheinander abschlachten¸ um deren Körper zu übernehmen. Brian Keene stellt uns die Zombies ganz anders vor¸ als wir es aus den gängigen Heftchenromanen oder Filmen gewohnt sind. Das ist auch kein Wunder¸ sind die beteiligten Untoten ja eigentlich Besessene¸ die einen eigenen Willen besitzen und diesen durchsetzen wollen. Daher verwundert es auch nicht¸ wenn sie sich den Menschen gegenüber als Gegner und nicht Opfer vorstellen.
Brian Keene ist in der Beschreibung seiner Welt sehr direkt. Gnadenlos lässt er seine Monster auf die Welt los¸ die sich blutigst mit den Menschen beschäftigen. Mordendݜ vergewaltigend ziehen seine Dämonen durchs Land¸ um immer mehr Menschen als Wirtskörper bereitzustellen. Der Roman Stadt der Toten ist reinster Splatterpunk¸ der in bester Tradition steht¸ mit den vor Jahren im Wilhelm Heyne Verlag erschienen gleichnamigen Büchern. Aus dem Bereich der flimmernden Bilder könnte man Brian Keene mit den Regisseuren von Doom oder Resident Evil vergleichen. Das Buch wird nicht jeden Leser begeistern. Wer jedoch bereit ist¸ sich auf die ausgezeichnete Sprachgewalt des Autors einzulassen¸ wird sich in keinster Weise beschweren können. Brian Keene könnte durchaus von J. T. McIntosch und seinem Buch Die Überlebenden beeinflusst sein¸ nur dass hier die Paggets aus einem Labor flüchten und die Schreckensherrschaft übernehmen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355