Stadt der Toten (15)
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der vorliegende Roman stellte sich für mich als eine Perle unter den Büchern des Luchterhand Verlages heraus. Ich war sehr überrascht¸ als ich den einfachen¸ zurückhaltenden Buchumschlag in der Hand hielt. Nichts deutet darauf hin¸ ein besonderes Buch in den Händen zu halten. Die Erzählung beginnt eher zurückhaltend¸ baut keine grossen Spannungsbögen auf¸ führt aber auf zwei Ebenen eine phantastische Geschichte weiter.
DIE STADT DER TOTEN¸ eine sich ständig ändernde Grossstadt¸ in der die Menschen ankommen¸ eine Zeit verweilen und wieder gehen¸ hat keinen eigenen Namen. Je mehr Tote Menschen ankommen¸ um so grösser wird die Stadt. Plötzlich erscheinen aus dem Nichts neue Häuser¸ Strassenzüge oder gar neue Stadtviertel. Wird die Einwohnerzahl kleiner¸ dann verschwinden die Gebäude auf die gleiche Weise¸ wie sie erschienen. DIE STADT DER TOTEN ist eine merkwürdige Zwischenstation. Alle Menschen die sterben landen nicht etwa in der Hölle¸ dem Fegefeuer oder dem Himmel¸ sondern in dieser Metropole. Die Vermutungen der hier lebenden Menschen geht dahin¸ dass jeder so lange in der Stadt bleibt¸ wie sich jemand an ihn oder sie erinnert. Denkt niemand mehr an die betroffene Person¸ verschwindet auch sie und niemand weiss wohin. Eines Tages ist es dann soweit¸ die Stadt scheint aus allen Nähten zu platzen¸ als sie vor Menschen überquillt. Im gleichen Mass¸ wie sie sich füllte¸ verliert sie aber auch wieder an Menschen¸ weil sich auf Erden niemand mehr erinnern kann. Es ist fast niemand mehr da. Eine furchtbare Katastrophe muss sich auf der Erde ereignet haben.
Eine der wenigen überlebenden auf der Erde ist die Biologin Laura Byrd. Mit zwei Kollegen wurde sie von ihrer Firma¸ Coca-Cola¸ in die Antarktis geschickt. Ihre beiden Kollegen verschwinden und so ergibt sich für Laura¸ dass sie die einzige lebende Person in der Antarktis ist. Daraus folgt¸ dass viele der Personen an die sie sich erinnert bzw. erinnern kann¸ in DER STADT DER TOTEN zusammenkommen.
Die ganze Zeit über lässt uns der Autor im Ungewissen¸ was die Ursache und wer der Verursacher ist. Erst ganz langsam stellt sich heraus¸ welche Machenschaften dahinter stehen und warum der braune Brause-Fabrikant sich lieber bedeckt hält.
Es gibt ein paar logische Unstimmigkeiten¸ die während der Erzählung gar nicht so deutlich zu Tage treten. Erst¸ wenn man sich die Mühe macht¸ und darüber nachdenkt¸ fällt einem auf¸ dass ein paar Dinge nicht zusammen passen. Dessen ungeachtet bleibt ein sehr interessantes Buch übrig¸ dass ich gerne weiter empfehle.
Als Kevin Brockmeier sein Buch im Februar diesen Jahres bei Pantheon veröffentlichte¸ war er sicher selbst überrascht¸ als Chris Columbus sich seines Stoffes annahm und es nun verfilmt. Das Drehbuch dazu schreibt der Pulitzer Preisträger David Auburn. Dieses Buch gehört zu der geringen Anzahl Bücher¸ der ich diese Auszeichnung zukommen lasse.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355